Die Oger - [Roman]
Zufall, fünfhundert mit Rüstungen und Waffen bedeuten Krieg.« Er verteilte die Steine auf dem Boden, um ihre Stellungen zu markieren. »Sie wollen also mit uns reden. Wir sollten sie noch ein wenig hinhalten. Dann werde ich mich mit zwei Spähern und einigen Bogenschützen an die Abordnung heranschleichen und versuchen, die Oger auszuschalten und den Ork gefangen zu nehmen. Dann können wir mehr Informationen aus ihm herausholen.«
»Auf keinen Fall«, zischte Sigurt, der mit seinem Fuß die Steine beiseitestieß. »Sie haben in allen militärischen Ehren um eine Audienz gebeten. Wir werden uns nicht wie Barbaren verhalten. Wir kommen ihrer Aufforderung natürlich nach.«
»Wir kommen was nach?«, fragte Lord Felton verdutzt.
»Ihrem Gesuch, sich mit uns zu treffen.«
»Meint Ihr nicht, es ist eher eine Falle, um die Heerführer auszuschalten?«
»Das Risiko müssen wir eingehen.«
Barrasch stutzte. »Entschuldigt, dass ich Euch wieder verbessere. Aus dem dritten Stock eines Gasthauses in einen fahrenden Heuwagen zu springen ist ein Risiko, aber ohne Heuwagen ist es Selbstmord.«
Sigurt grinste. »Sich Ehre und Anstand zu bewahren, bedarf Kraft und Mut. Beides scheint nicht zu Euren Stärken zu gehören.«
Lord Felton musste diese Auseinandersetzung zwischen den beiden dringend beenden. Er hatte keine Lust, sich bei Lord Sigurt für die Blessuren seines Sohnes zu entschuldigen.
»Ganz ruhig. Ich habe einen Vorschlag zu machen. Die Späher haben berichtet, dass der Ork kein Rangabzeichen trägt.«
»Na und?«, fuhr Sigurt dazwischen. »Trotzdem halten wir den Kodex ein.«
»Ja natürlich, aber wir sind nur dazu verpflichtet, einen ranggleichen Soldaten zu schicken. Nehmt einfach einen vertrauenswürdigen Zwischenhändler aus Euren Reihen und stellt ihm drei gut bewaffnete Kämpfer zur Seite.«
Nach kurzem Nachdenken nickte Sigurt zum Zeichen, dass er einverstanden war. Er unterstrich aber nochmals, dieser List nur aus Sorge um seine Truppe zuzustimmen und nicht aus Feigheit.
Obwohl allen diese Lösung gut erschien, machten der Unterhändler und die drei Soldaten keinen allzu erfreuten Eindruck.
Sie wurden auf Pferden der anderen Abordnung entgegengesandt. Dies machte ihren Auftritt im Schatten der Oger ein wenig pompöser und würde bei einem schnellen Rückzug helfen.
Barrasch, Felton und Sigurt beobachteten die Szenerie von der Passhöhe aus. Sie hatten Deckung hinter einigen Felsbrocken gefunden. Barrasch holte einen kleinen, flach geschliffenen und durchsichtigen Stein aus einer Holzschatulle. Angespannt kniff er ein Auge zusammen, und mit dem anderen blickte er durch das Kleinod.
»Oh, Ihr habt einen Sehstein von den Zwergen bekommen«, rief Sigurt entzückt aus. »Ich hab schon viel von der Edelsteinkunst der Zwerge gehört. Ob Ihr mir wohl gestatten würdet, mich selbst einmal davon zu überzeugen?«
Wortlos überließ Barrasch ihm den Stein.
Sigurt machte in der Hocke kehrt und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Felsen. Nun starrte er nach Süden in die grünen Täler Nelbors.
»Hauptmann Sigurt«, Barrasch tippte ihm auf die Schulter, »der Stein ist wahrhaft ein Meisterwerk, um Dinge zu vergrößern, aber man kann damit nicht um die Ecke sehen. Ihr schaut in die falsche Richtung.«
»Das weiß ich wohl. Ich wollte ihn nur erst einmal ausprobieren. Vielleicht hätte ich Turmstein erkennen können.«
»Das wird Euch nicht gelingen. Es kann nur Dinge vergrößern, die man sieht. Turmstein ist zu weit weg.«
Sigurt drehte sich wieder um und versuchte die Szene unten am Pass einzufangen. Ohne den Stein war das Zusammentreffen kaum auszumachen. Die Gestalten waren nur kleine schwarze Punkte auf dem Geröllpfad.
»Hoffentlich verhalten sich die vier auch korrekt«, brummte Sigurt. »Sie haben schließlich keine fundierte Ausbildung genossen wie ich.«
Barrasch und Felton rollten mit den Augen.
»Oh nein«, schrie Sigurt, stand auf und ließ den Stein fallen. »Diese ehrlosen Kreaturen Tabals! Dafür werden sie büßen.«
»Was ist passiert?«, schrie Lord Felton, während Barrasch nach dem Edelstein im Geröll suchte.
»Sie haben sie getötet. Ach, was sage ich ... hingemetzelt.« Ohne noch eingreifen zu können, gab Hauptmann Sigurt das Signal zum Angriff seiner Reiterei, die sich gleich darauf in Bewegung setzte.
»Nicht, Hauptmann - was macht Ihr? Ihr schickt noch mehr Männer ins Verderben.«
»Ihr könnt hier ruhig hocken bleiben wie ein altes Waschweib. Meine Truppen werden
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