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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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diese Kreaturen auseinandertreiben wie Vieh.«
    Lord Felton schüttelte den Kopf. »Nein, sie werden Eure Truppen schlachten wie Vieh. Ich kann meine Männer nicht sinnlos in den Tod schicken.«
    Barrasch fand den Stein gerade in dem Augenblick wieder, als die rund hundertzwanzig Reiter an ihnen vorbei ins Tal galoppierten.
    Er wischte das Kleinod ab und sah hindurch.
    »Der Unterhändler konnte flüchten. Er rennt gerade den Reitern entgegen«, kommentierte er. »Der Ork und die drei Oger schlagen noch immer auf die Überreste der Pferde und Soldaten ein. Ihr Heer teilt sich. Die Oger rücken weiter vor. Sie sind bewaffnet mit ... äh, was ist das ... äh ... o Gott, sie haben Bolas.«
    »Was sind denn nun schon wieder Bolas?«, fragte Hauptmann Sigurt gereizt.
    Während Barrasch weiter beobachtete, erklärte Lord Felton: »Bolas sind kleine Gewichte mit einer Schnur dazwischen. Wenn man sie wirft, wickeln sie sich um den Hals des Opfers und strangulieren es, oder sie wickeln sich um die Beine und bringen es zu Fall.«
    »Meine Reiter lassen sich doch nicht durch Steinschleudern aufhalten.«
    »Doch«, sagte Barrasch, »wenn jeder dieser Steine dreißig Pfund schwer und mit einer fünf Schritt langen Eisenkette verbunden ist.«
    Barrasch fuhr mit seinen Schilderungen fort, während Hauptmann Sigurt missmutig an seinem Brustpanzer zupfte.
    »Die Reiter sind bis auf zweihundert Schritt heran. Die linke Flanke bricht etwas aus. Schwieriges Gelände. Die Oger schwingen die Bolas.«
    Barrasch riss den Stein vom Auge. »Bei den Göttern, gebt das Signal zum Rückzug. Wir haben schwere Verluste im ganzen Trupp.«
    »Sie ... sie können es immer noch schaffen«, stotterte Sigurt.
    Barrasch riss der Geduldsfaden. Er packte den Hauptmann am Kragen und schüttelte ihn. »Eure Reiter können gar nichts mehr schaffen. Mit der ersten Angriffswelle habt Ihr die Hälfte der Leute verloren. Die, die nicht von den Ketten mitgerissen und von den Nachfolgenden zertrampelt wurden, liegen unter den eigenen Pferden begraben. Die restlichen Reiter sind wild im Tal verstreut und versuchen, ihre Pferde unter Kontrolle zu halten. Wenn die Oger nachsetzen, bevor Ihr den Rückzug befehlt, verbringt Ihr die nächsten Wochen damit, Kondolenzschreiben aufzusetzen.«
    Sigurt hob zitternd das Horn. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er setzte das Horn an, aber der einzige Ton, den er aus dem Instrument lösen konnte, hörte sich an wie der Brunftschrei eines altersschwachen Hirsches. Barrasch entriss ihm das Horn und blies das Signal zum Rückzug.
    Von hundertzwanzig Reitern schafften fünfzig die Flucht. Was mit den anderen geschah, konnte man nur erahnen. Das Abschlachten der Übrigen mithilfe des Sehsteins zu beobachten, überstieg ihre Kräfte. Außerdem musste der geordnete Rückzug befohlen werden.
    Sie zogen sich fünf Meilen ins Hinterland zurück und ließen dort die Verwundeten notdürftig versorgen. Die Moral der Männer ließ keinen Gegenangriff zu, und auch keiner der Offiziere war dazu bereit, noch mehr Männer zu opfern.
    Lord Felton ging zwischen den schweigend dasitzenden Offizieren auf und ab. »Ich konnte keine Kinder entdecken. Anscheinend haben sie sie weiter in die rote Steppe geführt. Wir brauchen mehr Soldaten und bessere Ausrüstung für so einen Vormarsch. Es wird das Beste sein, wir informieren König Wigold und holen uns seine Unterstützung. Zusammen mit den anderen Heeren der Lords und den Königstruppen sollte es uns gelingen, die Kinder zu befreien und die Kreaturen Tabals endgültig zu ihrem Schöpfer zu befördern. Höre ich andere Vorschläge?«
    Lord Felton blickte in die Runde. Wo er hinsah, fand er stumme Zustimmung. Nur Hauptmann Sigurt hatte den Kopf zwischen seinen Händen vergraben, und eine Träne floss zwischen seinen Fingern hindurch.

12
Einzelhaft
 
    »Du da, mitkommen!«
    Obwohl Cindiel genau wusste, dass sie gemeint war, blickte sie sich ratlos nach beiden Seiten um. Die anderen Kinder saßen alle schweigend da und hielten den Blick zu Boden gesenkt. Außer ihr fühlte sich niemand angesprochen. Dann tippte sie sich mit dem Zeigefinger auf die Brust und schaute den Ork fragend an.
    »Mach schon!«, befahl er.
    Eigentlich konnte es nicht mehr viel schlimmer werden. Sie war entführt und beinahe von einer Lawine überrollt worden, und war nun eingesperrt in einem Berg, dicht an dicht gepfercht in einer feuchten Höhle. Was also sollte noch passieren? Sie stand auf und klopfte sich den roten

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