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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie in irgendwelchen Minen arbeiten zu lassen, waren die meisten zu klein.
    Hagrim sagte immer, mit Kindern gibt es nur Ärger, sie können sich nicht selbst ernähren, sie können sich nicht verteidigen, sie wollen ständig unterhalten werden und wenn sie ihren Willen nicht bekommen und anfangen zu schreien, stürmen alle Erwachsenen heran und wollen dich am liebsten lynchen ...
    Alle Erwachsenen stürmen heran. Das war es! Sie haben die Kinder entführt, um die Erwachsenen zu ködern. Wenn man ein Heer zur Befreiung aufgestellt hatte, würden Freiwillige über Freiwillige kommen. Ganz Osberg wäre auf den Beinen. Nein, nicht nur ganz Osberg. Wenn aus anderen Städten auch Kinder entführt wurden, kämen Tausende, ja Zehntausende.
    Die Orks mussten etwas in der Hinterhand haben. Etwas, das ihnen die Sicherheit gab, die Schlacht zu gewinnen. Dieser Ort wurde nicht zufällig ausgewählt. Sie musste herausfinden, was es war. Aber wie? Solange sie hier gefangen war, hatte sie keine Möglichkeit, an mehr Informationen heranzukommen. Und selbst wenn sie eine Ahnung hätte, wie sollte sie die Menschen warnen? Sie musste hier heraus und sicher nach Osberg gelangen. Raus aus dem Loch, weg von dem Berg, quer durch die Wüste und über die Berge zurück nach Osberg. Alles allein.
    Ein zwölfjähriges Mädchen.
    Nein, natürlich nicht allein. Mogda würde ihr bestimmt helfen. Er würde auch ihre Warnung beim Lord bekräftigen können. Die Leute von Osberg würden vielleicht Augen machen. Ein kleines Mädchen und ein alter Mann retten eine ganze Stadt. Cindiels Gedanken überschlugen sich. Sie malte sich alles ganz genau aus. Legte sich jedes Wort für die Lordschaft zurecht und nahm in Gedanken auch schon huldvoll den Dank der Stadt entgegen. Doch bis sie ihr prachtvolles Festgewand anlegen konnte, gab es noch eine kleine Schwierigkeit: Wie kam sie aus dem Loch heraus?
    Cindiel saß da und beobachtete alles, was um sie herum geschah. Nicht, dass gerade viel los war. Im Gegenteil, die meisten schliefen noch. Hier und da brannte noch ein Feuer auf den Plateaus. In regelmäßigen Abständen kam die Wache vorbei. Viermal der gleiche Ork, dann lösten sie sich ab. Der Abstand zwischen den Patrouillengängen blieb gleichmäßig. Anscheinend war es immer die gleiche Strecke. Das war zwar alles sehr aufschlussreich, änderte aber nichts an ihrem Problem.
    Die Sonne hatte begonnen das Loch in der Höhlendecke über ihr rot einzufärben. Cindiel hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. So wie es sich anhörte, gab es aber auch Leute, denen der Schlaf über alles ging. Aus der Richtung, in der sie Mogda vermutete, drang eine Geräuschkombination aus Schnarchen und Schmatzen an sie heran. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie vermutet, dass dort eine komplette Bauernfamilie mitsamt Vieh schlief.
    Cindiel nahm einen kleinen Kieselstein auf und warf ihn in die Richtung von Mogdas Loch. Sie hörte, wie der Stein durch das Geröll kullerte. Ein neuer Versuch. Diesmal landete der Stein mit einem dumpfen »Plock«. Kurz darauf gab es ein knirschendes Geräusch, als ob man einen Stein unter einem Mühlrad zerquetscht. Dann einen Hustenanfall und zum Schluss ein kräftiges Ausspucken.
    »Verflixte Krabbelviecher.«
    »Mogda, bist du wach?«, fragte Cindiel mit gedämpfter Stimme.
    »Ja, mir ist irgend so ein Käfer in den Mund gefallen. Schmeckt grässlich.«
    »Mogda, wir müssen fliehen. Wir müssen unsere Leute warnen.«
    »Fliehen? Wohin fliehen, und wen müssen wir warnen?«
    »Mogda, komm zu dir. Wir müssen natürlich nach Hause fliehen und die Menschen warnen. Die Menschen aus Osberg und aus deiner Stadt.«
    Nichts rührte sich. Mogda war verstummt. Cindiel wusste nicht, wie sie das zu deuten hatte.
    »Mogda, was ist?«
    »Es ist bestimmt besser, du gehst allein. Zusammen fallen wir zu sehr auf.«
    »Wie? Allein komme ich niemals hier weg. Du musst mir helfen.«
    »Tut mir leid, Cindiel, ich kann nicht. Ich muss hier bleiben.«
    »Das meinst du nicht im Ernst. Was um der Götter willen hält dich hier?«
    »Genau das«, antwortete Mogda mit verbittertem Tonfall.
    »Wie, die Götter haben zu dir gesagt, du sollst hier in einem Erdloch sitzen bleiben?«
    »Ja, so ähnlich. Sie haben bloß nicht mit mir gesprochen, sondern zu jemand anderem.«
    »Ah, nun verstehe ich. Die Priester haben dich hier hergeschickt, um uns zu retten. Du willst nicht nur mich mitnehmen, sondern alle Kinder.«
    »Also, es waren nicht wirklich

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