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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Kind, das seine verpatzte Arbeit nicht zeigen wollte.
    »Was gibt es noch? Ist dir irgendetwas unklar?«
    »Nein, Meister. Ich habe nur Probleme mit der Befehlskette der Kriegsoger. Sie denken, sie unterstehen meinen Befehlen nicht.«
    »Das stimmt auch, du Gewürm. Sie unterstehen meinen Befehlen. Und dies ist ein Befehl von mir. Aber ich sehe schon, du strebst erneut nach Höherem.«
    Der Meister stand auf und öffnete eine Schublade in seinem Wurzelholzschreibtisch. Er holte einen Dolch hervor, der aus purem Silber gefertigt zu sein schien. Die Form ähnelte einem Drachenzahn.
    »Wenn sie an deinen Worten zweifeln, stellen sie meine Autorität in Frage. Zeig ihnen den Dolch und sie werden wissen, dass deine Anweisungen von mir stammen. Den Dolch übergibst du ihnen. Das ist wichtig.«
    »Danke Meister«, sagte Ursadan demütig.
    Er beeilte sich, die Kammer zu verlassen und möglichst viel Abstand zwischen sich und den Meister zu bringen. Im Moment wäre es sicher nicht sonderlich gut, wenn jemand seine Gedanken las. Zwei Wegbiegungen später stand er da und betrachtete den Dolch in seiner Hand. Er war zirka einen Fuß lang und auf dem Griff und der Schneide waren Runen eingraviert. Abgesehen von der ungewöhnlichen Form war er schlecht ausbalanciert und zu schwer. Die Waffe war vollkommen ungeeignet für einen Kampf und außerdem war noch nicht einmal die passende Scheide dabei.
    Ursadan wäre es lieber gewesen, die Befehlsgewalt über die Kriegsoger zu bekommen, als sie vorübergehend mit Geschenken zu besänftigen. Die Oger hätten ihm helfen können, alle Streitigkeiten innerhalb des Orkheers zu bereinigen. Mit ihnen hätte er seine Machtstellung verteidigen und ausbauen können. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis man ihn zum Oberst oder sogar zum General gemacht hätte. Ursadan seufzte angesichts all dieser verpassten Möglichkeiten.
    Die Kriegsoger lagerten auf einem Plateau in halber Höhe. Sie hatten die ganze Lagerstätte für sich allein. Niemand anders wollte mit diesen Kreaturen in näheren Kontakt kommen. Insgesamt musste es um die fünfhundert von ihnen geben. Ursadan kannte aber nur die zwölf, die mit ihm von Zeit zu Zeit auf Mission gingen. Rator war ihr Anführer, und er war ihm ein ständiger Dorn im Auge. Doch diesmal würde es anders laufen, schwor sich Ursadan.
    Bevor er auf das Plateau hinaustrat, steckte er den Dolch hinten in den Bund seines Schienenpanzers. Er würde diesen aufgeblasenen Fleischbergen schon zeigen, wer hier das Sagen hatte.
    »Hier sieht es aus wie in einer stinkenden Trollhöhle«, schrie er, als er ins Lager trat.
    Rator stemmte seinen massigen Oberkörper von seinem provisorischen Lagerplatz hoch und sah Ursadan geringschätzig an. Dann blickte er im Lager umher.
    »Du Recht, Urselkrank. Wir essen, dann du hier sauber putzen.«
    Das löste einen wahren Heiterkeitssturm aus. Ein Oger, der gerade zum Trinken angesetzt hatte, prustete eine Fontäne aus Mund und Nasenlöchern. Ein anderer griff vor Lachen aus Versehen in die heiße Glut des nächtlichen Feuers, was die anderen zu noch mehr Gegröle veranlasste.
    »Schnauze, ihr verkommener Haufen von Nichtstuern! Ich habe eine Aufgabe für euch, die sofort erledigt werden muss. Das ist ein Befehl«, schrie Ursadan, der es hasste, wenn man seinen Namen falsch aussprach.
    Langsam kamen die Oger wieder zur Ruhe. Ursadan spürte dennoch die tiefe Verachtung, die sie für ihn empfanden. Er musste ihnen unbedingt Respekt beibringen.
    »Zwei Gefangene sind geflüchtet. Ihr müsst sie finden und töten. Sie sind wahrscheinlich noch hier.«
    »Wir sollen machen, für zwei Kinder? Warum nehmen nicht Orks?«
    »Weil es keine Kinder sind. Der eine ist ein Oger, und die andere ist die kleine Hexe, mit der du unter der Lawine begraben wurdest.«
    Rator starrte ihn unbeeindruckt an.
    »Wir nicht töten Oger. Wir nicht töten Kinder. Du machen lieber selbst, wenn du trauen, Urmeldann.«
    Das war genug des Spotts. Ursadan stürmte laut schreiend auf Rator zu. Rator blieb unbeteiligt auf seinem Lager sitzen und nahm noch nicht einmal eine abwehrende Haltung ein. Ein unbewaffneter Ork konnte einem Oger genauso viel anhaben wie eine Mücke einem Panzerschuh. Als Ursadan ihn erreicht hatte, stoppte er ruckartig ab und trat dem Oger mit dem Fuß vor die Brust. Rator fing den Tritt mit einer Hand ab und lächelte. Der Ork zückte den Dolch, den er vom Meister bekommen hatte und rammte ihn mit den Worten »Jetzt ist es ein Befehl von

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