Die Oger - [Roman]
Priester«, druckste Mogda herum.
»Wieso, wer denn dann?«
»Dieselben, die uns hier gefangen halten. Nicht die Orks, sondern deren Herren.«
»Moment, Moment. Warte mal«, stammelte Cindiel. »Du folgst den Weisungen der Götter, die du von Leuten bekommen hast, die dich hier eingesperrt haben und verhungern lassen wollen. Du willst mir im Ernst erzählen, dass du glaubst, was sie dir sagen.«
»So ähnlich«, sagte Mogda etwas verlegen. »Und die anderen ...«
»Die anderen?«, unterbrach ihn Cindiel. »Wie viele seid ihr denn?«
Ein drohender Schatten beugte sich über das Mädchen. Das Ungewöhnliche an dem Schatten war, dass er Mundgeruch und einen feuchten Atem hatte. Mogdas Kopf ragte von dem benachbarten Loch über die Kante und strahlte Cindiel aus zwei Fuß Entfernung direkt an.
»Ungefähr tausend«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
Cindiel sog drei-, viermal hintereinander Luft ein und presste die Lippen aufeinander, um nicht loszuschreien.
»Du ... du bist ein Oger«, stotterte sie.
»Pscht, sag es aber keinem weiter.«
Mogda verschwand wieder in seinem Erdloch. Cindiel war außerstande noch einen klaren Gedanken zu fassen. Sie saß einfach nur da und starrte zu der Stelle, an der sie eben noch ein Oger angelächelt hatte.
Stunden vergingen. Keiner sprach ein Wort.
»Ah, da sind ja meine Lieblingsgefangenen.« Die Orkwache hatte gewechselt. Es war wieder der Ork, der es nicht unterlassen konnte, Steine auf sie zu werfen oder sie einfach nur zu bespucken.
»Na, Kleine, hast du schon Hunger? Ich ja. Vielleicht sehen wir uns ja beim Essen.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe.
»Und du, Fettsack? Das hast du nun davon. Erst sich weigern mitzukommen und dann auch noch einem Menschen beistehen. Hat aber alles nichts geholfen. Die Späher haben ihn eine Meile weiter doch zu fassen bekommen.« Er machte eine Geste, indem er mit dem Finger über seinen Hals fuhr und die Zunge schräg aus dem Mund hängen ließ.
»Du lügst«, brummte Mogda.
»Und was ist das?«, erwiderte der Ork und präsentierte einen einfachen Dolch, der in einer Lederscheide steckte, die an seinem Hosenbund befestigt war.
»Du hast was vergessen«, sagte Mogda und senkte den Blick. »Na!«
Mogda sprang auf und riss dem Ork die Beine weg. Er stürzte rücklings auf den schmalen Grat, der zwischen den Erdlöchern verlief. Mogda kletterte aus dem Loch und saß nun neben ihm. Den einen Unterarm fest auf die Kehle gedrückt, den anderen über die Oberschenkel gepresst, starrte Mogda den Ork hasserfüllt an.
»Du hast vergessen, dass ich ständig Orks töte. Beim nächsten Mal buddelt ihr besser tiefere Gefängnisse.«
Mogda drückte zu. Der Rücken des Orks dehnte sich über den Felsen. Seine Augen wanderten verzweifelt umher. Mit den Beinen trat er unkontrolliert gegen den Felsen. Seine Arme umklammerten Mogdas kräftigen Unterarm, ohne auch nur die Spur einer Entlastung zu erzeugen. Mogda wendete immer mehr Kraft auf. Ein Krachen war zu hören, gefolgt von zweimaligem lauten Knacken. Der Oberkörper hing schlaff in Cindiels Gefängnis, während die Beine noch auf Mogdas Seite waren. Der Ork starrte mit seinen toten Augen auf Cindiel. Grünes Blut lief unter seinem Lederhemd hervor in sein Gesicht. An der Seite stach eine Rippe aus seinem Brustkorb heraus.
»Sieh nicht hin, das ist nichts für eine kleine Prinzessin. Ich glaube übrigens, wir sollten doch einen Ausflug machen.«
»Hilf mir hoch. Wir haben höchstens vier Stunden. Dann wechselt die Wache wieder. Kennst du den Weg zum Ausgang?« Cindiel schien sich mächtig zusammenzureißen, um ihre Angst zu unterdrücken.
Mogda deutete auf eins der unteren Plateaus. »Von dort bin ich gekommen.«
»Nun gut, dann ändern wir den Plan«, sagte Cindiel. »Im Moment ist dort oben zu viel los. Hier unten können wir uns erst einmal im Geröll verstecken. Sie können uns von oben nicht sehen, dafür ist es zu dunkel hier. Wir warten, bis sie sich schlafen legen, dann flüchten wir.« »Ist das dein bester Plan? Ich hoffe du weißt, was du tust«, sagte Mogda. »Zumindest kommt er nicht aus einem Kinderbuch ... Ach übrigens, Mogda ... danke.«
13
Befehlsverweigerung
Ursadan war stolz auf sich. Er hatte es geschafft. Er hatte die Aufgaben der Meister erledigt, und sie waren zufrieden mit ihm. Sie hatten ihm zwar ein Augenlicht genommen, aber sein Werdegang innerhalb der Orktruppen war beispiellos. Ab und zu schmerzte die Wunde im Gesicht noch. Ihm
Weitere Kostenlose Bücher