Die Oger - [Roman]
Antwort zu geben, die sie schon oft von ihrer Großmutter gehört hatte, wenn sie sich ausschweifende Erklärungen sparen wollte.
»Ich hatte auch schon ein Leben, bevor wir uns getroffen haben.«
Verwirrt starrte Mogda sie an.
14
Leichte Beute
»Barrasch, wenn dein Trupp ihn in zwei Tagen noch nicht gefunden hat, kehrt ihr um und kommt zurück nach Osberg. Hast du mich verstanden? Übertriebener Ehrgeiz ist uns gerade nicht von Nutzen.«
»Natürlich Eure Lordschaft, zwei Tage, nicht mehr.«
Der Hauptmann saß auf seinem Hengst und blickte zu Lord Felton hinunter. Barrasch und sein Herr hatten sich darauf geeinigt, erst ein wenig mehr Informationen zu sammeln, bevor sie den König verständigten.
Der Hauptmann hatte sich bereit erklärt, mit zehn Kämpfern in die Berge zu ziehen und zu versuchen, den Kriegsoger, den sie auf dem Hinweg gesehen hatten, gefangen zu nehmen. Die Idee war von Barrasch selbst gekommen, der im gleichen Zuge jedoch eingeräumt hatte, einen Kriegsoger zu fangen, sei so gut wie unmöglich. Aber gerade das reizte ihn an dieser Aufgabe. Er war gespannt darauf, einen dieser Kolosse im Kampf beobachten zu können und vielleicht das Unmögliche wahr zu machen.
Er hatte sich drei Fährtenleser und neun seiner besten Soldaten ausgesucht. Barrasch hatte darauf geachtet, dass keiner der Männer zu alt war für die Strapazen. Außerdem legte er Wert darauf, dass alle freiwillig mitkamen und keine Familien hatten. Er wollte nicht daran schuld sein, Frauen ihre Männer genommen zu haben und Kindern ihre Väter. Ein Oger war zwar nicht unbezwingbar, aber das Risiko, selbst jemanden im Kampf zu verlieren war hoch. Besonders, wenn es sich um einen Kriegsoger handelte, den Soldaten Tabals.
Zwei seiner Männer, Milget und Lasan, hatte er zusätzlich mit Armbrüsten ausgestattet. Barrasch setzte auf die Durchschlagskraft dieser Waffen. Langbögen waren zwar gut für einen Stellungskrieg gegen leicht gerüstete Feinde, doch um einen Oger zu stoppen bedurfte es mehr.
Jeder einzelne von ihnen lag Barrasch am Herzen. Die meisten hatte er durch ihre Ausbildung begleitet und ihren Werdegang innerhalb der Truppe aufmerksam beobachtet. Für ihn waren sie so etwas wie seine Familie. Sein besonderes Augenmerk richtete sich auf die beiden Zwillinge Hauk und Berlok. Nicht nur, dass die beiden zu den besten Schwertkämpfern der Truppe gehörten, sie waren so etwas wie die Maskottchen der Stadtwachen. Ihre fröhliche humorvolle Art machte sie zu beliebten Ansprechpartnern und geschickten Schlichtern von Streitigkeiten. Barrasch empfand sie als Lichtblick in dem meist trüben Alltag auf Osbergs Straßen.
Sie wollten mit den Pferden so weit ins Gebirge vordringen, wie es den Tieren möglich war. Zusätzlich hatten sie noch zwei Maultiere, die vor den großen Gefängniswagen gespannt waren. In ihm wollten sie ihre Beute zurück in die Stadt bringen. Die Zeit, um jemanden in den Bergen zu verfolgen, war günstig. Das trockene Wetter sorgte für sicheren Halt auf den Felsen, und es bestand keine Gefahr durch aufsteigenden Nebel. Ein Oger hatte so gut wie keine Chance, sich im Bergmassiv zu bewegen, ohne dass man ihn aus tausend Schritt Entfernung ausmachen konnte.
Barrasch wusste, dass der Oger sich noch dort oben aufhielt. Er sollte den Rückzug der Truppen beobachten und dann Meldung erstatten - wem auch immer. Bei so vielen Tagen des Wartens musste er ein Lager errichtet haben. Wenn der Oger gezwungen war, zu jagen, hatte er sicherlich reichlich Spuren hinterlassen, denen man folgen konnte.
Sie kamen zunächst schneller voran als erwartet, und nur zwei Mal mussten sie den schweren Gefängniswagen per Hand drehen, weil er auf dem schmalen Pfad nicht wenden konnte. Am frühen Nachmittag erreichten sie einen Platz, der sonst anscheinend von Jägern als Basislager genutzt wurde. Von dort aus wurde der Weg ins Gebirge rauer, und ein weiteres Vorankommen mit den Pferden war nicht möglich. Nach Süden lag das Lager an einem Hang, der rund zwanzig Schritt in die Tiefe führte. Eine alte Feuerstelle, die mittig gelegen war, wurde von Felssteinen umsäumt. In ihr hatte schon seit Wochen kein Feuer mehr gebrannt. Zwischen einigen Felsen fand ein Späher die Reste einiger gehäuteter Tiere.
Barrasch stocherte mit einem Ast in den Knochen und Fellresten umher. »So wie es aussieht, trauen sich nicht einmal die Aasfresser in die Nähe der Kriegsoger. Ich bin ja schon froh, dass hier nur Tierreste liegen. Die Jäger
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