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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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den Meistern selbst« in den Oberschenkel seines Gegners. Rators Lächeln hielt an, doch in seinen Augen konnte man Entsetzen erkennen. Entsetzen darüber, dass er jetzt dazu gezwungen war, den Orkmajor zu töten, um vor seinen Leuten nicht das Gesicht zu verlieren.
    Aber es geschah nichts. Die anderen Oger waren starr vor Schreck. Rator und Ursadan blickten sich entgeistert an. Die Hände des Ogers verkrampften sich. Auf seinem Handrücken traten die Adern hervor und verfärbten sich schwarz. Die schwarzen Linien krochen wie Schlingpflanzen immer weiter seinen Körper hinauf und bedeckten ihn nach kurzer Zeit vollständig. Seine Atmung wurde flacher, aber die Spannung wich nicht aus seinem Körper. Er saß da wie versteinert.
    »Tabals Dolch«, rief einer der Oger, der näher gekommen war.
    »Er werden wie Fels. Tabals Fluch!«
    Ursadan stand noch immer regungslos da. Er wusste, er hatte einen Fehler gemacht. Doch die Oger waren selber schuld, sie hätten ihn nicht herausfordern dürfen.
    »Ja, so ist es. Wer sich gegen den Willen Tabals stellt, wird seine Rache zu spüren bekommen. Ihr habt eure Befehle. Nun seht zu, dass ihr nicht genauso endet.«
    Er ließ den Dolch stecken und verließ fluchtartig das Lager.
    Die Oger standen da und blickten auf ihren Anführer. Rator war kaum wiederzuerkennen. Die schwarz verfärbten Adern und der ausdruckslose Blick ließen ihn einer Statue gleichen, seine Haut sah aus wie ein Mosaik aus geädertem Stein.
    »Du meinen, ist Dolch von Tabal?«, fragte ein Oger.
    »Sicher«, antwortete ein anderer, »du nicht sehen, was gemacht aus ihm?«
    »Kruzmak, was du denken?«
    Kruzmak, der mit Rator zusammen unter der Lawine gefangen gewesen war und mit angesehen hatte, wie Megor starb, begann, seine Ausrüstung einzusammeln.
    »Schlechte Zeit zum Denken. Megor tot in Lawine, Rator versteinert von Tabal. Ich gehen los und suchen kleine Hexe. Einer bleiben hier bei Rator und dem Dolch, andere kommen mit.«
    Kruzmak hatte das Kommando übernommen. Er war seit Jahren der beste Freund von Rator. Außerdem war keiner in der Stimmung einen Kampf um die Führung auszufechten. Die anderen Oger folgten seinem Beispiel und schnallten ihre Ausrüstung um.
    Als sie ihr Lager verließen, drehte sich Kruzmak noch einmal um und sah zu Rator hinüber. »Wir bald wieder da. Entweder bringen mit Hilfe oder Willen von Tabal.«
    Sie waren zu neunt und teilten sich in drei Gruppen auf. Kruzmak, Druk und Brakbar begannen mit der Suche unten bei den Gefängnissen, während die anderen die zahllosen Gänge durchkämmten.
    Die drei betraten die Haupthöhle. Nicht weit von ihnen stand ein Ork, gelangweilt auf seine schwere Doppelaxt gelehnt. Hier unten war wenig von der hektischen Betriebsamkeit, die auf den Plateaus herrschte, zu spüren. Das Licht, das durch die Höhlendecke fiel, hatte hier unten kaum noch Kraft. Es roch muffig, und trotz der vielen Ein- und Ausgänge stand die feuchte Luft in der Kaverne.
    Der Ork bemerke die Oger erst, als sie bereits fast vor ihm standen.
    »Was habt ihr hier zu suchen? Hier darf niemand ohne ausdrücklichen Befehl rein.«
    »Wir haben Befehl. Befehl von Major Ursadan.«
    »Ah, dann hat er euch geschickt, um die Gefangenen zu suchen.«
    Der Ork erhielt keine Antwort. Kruzmak und die anderen gingen einfach an ihm vorbei. Sie hielten direkt auf die Gruben zu, in denen die Gefangenen saßen.
    »Wo andere Gefangene?«, rief Kruzmak dem Ork zu.
    »Wir haben keine weiteren Gefangenen«, antwortete der Ork mit einer Selbstverständlichkeit, die keine weiteren Fragen duldete.
    Leider besaß Kruzmak die Gabe nicht, etwas aus dem Unterton seines Gesprächspartners herauszuhören.
    »Keine weiteren Gefangenen? Ihr habt entkommen lassen alle? Wozu du noch hier, wenn keine Gefangenen?«
    »Ich habe meine Befehle«, rechtfertigte sich der Ork.
    Brakbar sprang in eine der Gruben am Rand. Kruzmak sah zu ihm herunter und fragte: »Spuren?«
    »Ja, hier Oger und dort Mädchen.« Er legte den Arm lässig über den Steg in die Nachbargrube.
    »Sie gegessen Drachenfleisch roh und Wasser aus Pfütze getrunken. Mädchen an Stein gekettet, Oger nicht.«
    Kruzmak wandte sich wieder dem Ork zu. »Wie habt ihr Oger festgemacht?«
    »Der Oger war nicht angekettet. Er saß nur so da. Wir haben hier keine Ketten, die Oger nicht zerreißen könnten.«
    »Gut ich wissen«, brummte er dem Ork entgegen.
    Kruzmak rief die anderen beiden zu sich und entfernte sich ein Stück von der Orkwache.
    »Dummköpfe,

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