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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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weitergeht. Wir sollten Cindiel unbedingt bis zu ihrer Stadt bringen. Von dort aus müssen wir nur der Küste bis nach Wasserzahn folgen. Das ist lange nicht so gefährlich, wie mitten durchs Land zu reisen. Ich finde, wir schulden das unserer kleinen Prinzessin. Und wenn das nicht Tabals Wille ist, werden wir es schon merken«, schloss er etwas vage.
    Rator ließ diese Ansprache noch einen Augenblick auf sich wirken. Die vielen Wörter verwirrten ihn. Hatte er sich nun durchgesetzt oder nicht? Er wollte nach Wasserzahn. Sie würden nur Cindiel erst nach Osberg bringen und dann an der Küste entlangreisen. Der Weg war gut gewählt.
    »Du endlich fertig. Wenn genauso gut mit Axt wie mit Worte, dann Krieg schon gewonnen.«
    Mogda zwinkerte Cindiel zu.
    Rator stand auf. Die anderen taten es ihm gleich.
    »So, kann losgehen. Wo wohnen jetzt Intition und Logi?«
    Mogda klopfte Rator freundschaftlich auf die Schulter.
    »Das erkläre ich dir unterwegs.«
    Die Reise nach Osberg würde vier Tage dauern. Sie entschlossen sich, nicht direkt am Gebirge vorbeizuziehen, sondern ein Stück südlicher, denn in den Bergen gab es überall Späher der Meister. Je länger sie unentdeckt blieben, desto besser wäre es für sie. Mogda kannte sich in diesem Gebiet Nelbors gut aus. Das Tannenverlies hatte ihm schon öfter als Unterschlupf gedient.
    Er erinnerte sich an den letzten Winter und an die Begegnung mit Usil. Südlich vom Tannenverlies, sagte er damals, sei sein Hof. Mogda hoffte, ihn wohlauf dort anzutreffen.
    Sie reisten abseits der Wege, um kein Aufsehen zu erregen. Den Rest ihrer Tarnung übernahm die Nacht. Tagsüber ruhten sie sich aus. Man konnte Cindiel ansehen, wie sie die gezwungenen Pausen nur schwer ertragen konnte, obwohl sie körperlich erschöpft war. Sie wollte endlich nach Hause. Sie wollte ihre Großmutter sehen, sie wollte wissen, ob Hagrim noch lebte, und sie wollte mithelfen, die anderen Kinder zu befreien.
    Am Ende der zweiten Nacht hatten sie den südlichen Rand des Tannenverlieses erreicht. Hoch oben, in einer der Baumkronen, verkündete eine Eule ihre erfolgreiche Jagd und hielt jeden Widersacher dazu an, ihr fernzubleiben. Der Waldboden setzte sich aus einer dicken Schicht vermodernder Tannennadeln zusammen und federte jeden Schritt weich ab. Die Luft war erfüllt vom Geruch der Pilze und Flechten, vermengt mit dem Duft des süßlichen Baumharzes. Sanft bewegte der Wind die schweren Äste und trieb das flüsternde Geräusch der Bäume vor sich her.
    Der Geruch des Waldes ließ Mogda neue Kraft schöpfen. Das war die wirkliche Freiheit. Es war nicht das Gefühl, alles zu tun oder lassen zu können, wonach einem der Sinn stand. Vielmehr ging es darum, ein Teil von einem Ort zu sein, an dem man sich wohl fühlte. Wo es andere Lebewesen gab, die sich nicht darum scherten, was er gerade machte. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden.
    Mogda hielt Ausschau nach dem Hof von Usil. Er musste hier irgendwo sein. Bald würden sie sich einen Unterschlupf suchen müssen, dann wäre die Chance, sich um den Verbleib von Usil zu kümmern, vertan. Ein Hof konnte doch nicht so klein sein. Weite Felder, Zäune, und Gatter machten doch immer auf ein Gehöft in der Nähe aufmerksam. Selbst wenn Usil doch von den Orks getötet worden war, hätte man den Hof nicht abgerissen. Irgendjemand hätte ihn übernommen. Es war auch kein einziger Laut eines Farmtieres zu hören. Mogda kannte die Geräusche nur allzu gut, die sie machten, wenn sie gemolken, gefüttert oder nicht weggetragen werden wollten. Hier gab es nichts, außer unberührter Natur.
    Ein schwaches Licht fiel durch die Bäume. Es blinkte nur kurz im Vorbeigehen auf, aber es war da.
    »Wartet, da ist was«, verkündete Mogda den anderen. Er und Cindiel trennten sich von der Gruppe und verschwanden im Unterholz. Sie näherten sich dem Lichtschein. Mogda versuchte, bei jedem Schritt den Untergrund erst vorsichtig zu ertasten. Ein abgebrochener Ast oder eine morsche Baumwurzel konnte ihn schon verraten. In der Vergangenheit hatte das Zusammenspiel seiner Füße mit dem Untergrund schon oft zu unliebsamer Aufmerksamkeit geführt.
    Es war nicht mehr weit. Hinter einem Busch ging er in Stellung und schob die Äste beiseite, um besser sehen zu können. Auf einer kleinen Lichtung stand ein halb verfallenes Haus. Vor der Tür hatte jemand eine Laterne entzündet. Zwei Pferde waren vor einen Karren gespannt, der mit Rüben voll beladen war. Die Pferde schnaubten unruhig,

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