Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
haben, und legte ihn auf das Buch. Dazu warf er noch einige Münzen und ein paar Edelsteine, die er auch nicht viel rechtmäßiger erworben hatte.
    »Kannst du ihm was von mir aufschreiben, Cindiel? Meine Schrift ist nicht so besonders leserlich.«
    »Mach es selbst, er wird es trotzdem zu schätzen wissen«, antwortete sie verständnisvoll.
    Mogda nahm den Dolch zwischen die Finger und ritzte einige Worte in den Tisch.
    VON EINEM FREUND.
    Die Scheune war eine hervorragende Unterkunft. Rator stellte jeweils nur eine Wache alle zwei Stunden auf. Die Ruhe tat allen gut.
    Kurz nach Sonnenuntergang begannen sie, ihre Ausrüstung zu packen. Mogda war wie jedes Mal spät dran. Er konnte nicht verstehen, wie die anderen es schafften, immer rechtzeitig aufzustehen. Nicht, dass derjenige, der Wache hielt, die anderen weckte. Sie wachten von ganz allein auf. Er hatte sich auch schon oft vorgenommen, zu einer bestimmten Zeit aufzuwachen, aber alle bisherigen Versuche waren kläglich gescheitert. Sein Körper nahm sich einfach den Schlaf, den er brauchte. Und er brauchte viel Schlaf. So kam es nun wie jeden Abend, dass er erst erwachte, wenn einer der anderen ihm den Wasserschlauch entriss, den er als Kopfkissen benutzte. Es war immer dasselbe: Seiner Unterlage beraubt, knallte Mogda mit dem Kopf auf den Boden, und die anderen krümmten sich vor Lachen. Ihm selbst war der Spaß daran schon lange vergangen.
    Cindiel steckte sich noch ein paar Rüben ein, die sie zwar den anderen auch angeboten hatte, aber dabei nicht auf allzu viel Zuspruch gestoßen war.
    Ein dumpfes Grollen ließ jede Bewegung erstarren: Kruzmak, der gerade Wache hielt, hatte einmal kurz geknurrt - das Zeichen für drohende Gefahr, das die Aufmerksamkeit der anderen bannte. Augenblicklich stellten alle ihre Aktivitäten ein und schauten zum Scheunentor. Rator war mit zwei Schritten heran und blickte durch einen Spalt zwischen den Brettern.
    »Ein Oger.«
    Mogdas Neugier übermannte ihn. Er suchte ein loses Brett und lugte ebenfalls durch die Ritze.
    Es war nur ein Umriss, der sich im Dunkeln abzeichnete, dennoch kam Mogda diese Gestalt seltsam vertraut vor. Die Hilflosigkeit, mit der sie dastand, und die Unentschlossenheit, mit der sie sich bewegte, waren ihm nur allzu vertraut. Den Ausschlag gab aber die Haltung - hängende Schultern, ein schräg gestellter Kopf und ein Bein ungesund nach innen verdreht.
    »Ich kenne ihn. Wir waren zusammen, als wir zum Drachenhorst zogen.«
    »Dort!« Rator zeigte auf eine Stelle im Feld neben dem Oger. »Feind uns eingeholt.«
    Kruzmak sah genauer hin. »Sein mindestens acht. Wenn er bewegen, sie töten ihn.«
    Jetzt erkannte auch Mogda die sich bewegenden Sandhaufen im Feld.
    »Wir können ihn da nicht so stehen lassen. Wir müssen ihn warnen.«
    »Idee schlecht«, sagte Rator. »Das da Sandläufer.«
    »Na und, es sind nur acht«, wandte Mogda ein.
    »Das richtig, aber Sandläufer nur wie Flöhe.«
    »Wie, wie Flöhe? Du meinst, sie leben auf einem anderen Tier?«
    »Kein Tier, ein Dämon. Ist Schattenwurm. Zum Töten geschickt vom Meister.«
    Mogda musste dem anderen Oger einfach helfen. Er brach ein weiteres Brett aus der Wand, steckte seinen Kopf hindurch und rief: »Du darfst dich nicht bewegen.«
    Die Anweisung hatte nicht den gewünschten Erfolg. Der Oger setzte sich in Gang und lief auf die Scheune zu.
    »Mogda? Matscha hier. M-A-T-S-C-H-A«, rief er.
    Die Sandhügel bewegten sich sternförmig auf ihn zu. Rator stieß das Tor auf, griff seine Axt und gab das Kommando zum Angriff. Damit hatte Matscha nicht gerechnet. Er stoppte ruckartig und blieb wie angewurzelt stehen. Einige Schritte vor ihm stieß eine Kreatur aus der Erde, die entfernt an einen Tausendfüßer erinnerte. Nur war sie etwa vier Fuß lang und besaß messerscharfe Zangen. Einen Augenblick später taten es ihm weitere gleich. Rator und Kruzmak waren fast heran. Der erste Schlag traf, verwundete die Kreatur jedoch nicht. Ein dicker Panzer schützte sie. Die Sandläufer stießen einen schrillen Ton aus, der jedem anderen Lebewesen durch Mark und Bein fuhr.
    Cindiel hielt sich die Ohren zu, während die anderen aus der Scheune stürmten. Mogda ergriff das Mädchen und setzte es sich unsanft auf die Schultern.
    »Schnell, wir flüchten. Sie rufen Schattenwurm«, brüllte Rator.
    Das war ein Kommando, das selten von Ogern gegeben wurde, und umso eindringlicher wirkte es. Nur Matscha schien nicht zu begreifen, was um ihn herum vorging. Kruzmak packte ihn am

Weitere Kostenlose Bücher