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Die Olchis und die Gully-Detektive von London

Die Olchis und die Gully-Detektive von London

Titel: Die Olchis und die Gully-Detektive von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erhard Dietl
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das eine Olchi-Kind begann fröhlich vor sich hin zu singen:
    »Im Westen, im Westen, da sucht es sich am besten!
    Fliegenfurz und Schleim von Schnecken,
    wir werden bald schon Feuerstuhl entdecken!«
    Dann trennten sich ihre Wege.

[zurück]
    King Lu

     
    Wie Mister Paddock angeordnet hatte, liefen die Olchi-Kinder in westlicher Richtung. Es gab hier eine ganze Menge neugierige Touristen, die nach Unterhaltung suchten und sich kitschige Andenken kauften. Trotz der Kälte saßen einige unter Sonnenschirmen in den Straßencafés und tranken Tee. Aus kleinen Garküchen am Straßenrand roch es nach gebratenen Fleischspießchen und Nudelsuppe, und die Olchi-Kinder hielten die Luft an und liefen möglichst schnell daran vorbei. Sie drückten ihre Knubbelnasen an die Fensterscheiben der Geschäfte und bestaunten die Auslagen. Hier wurden chinesische Souvenirs angeboten, bunte Schirme, bemalte Vasen, Teeschalen, Glückskekse, Essstäbchen und tausend andere interessante Dinge.
    Es gab Nüsse und Reis, frisches Obst und Gemüse, weiße Nudeln und dazu viele merkwürdige Sachen, die die Olchi-Kinder noch nie im Leben gesehen hatten. Das meiste gefiel ihnen überhaupt nicht, nur ein paar schwarze Tintenfische fanden sie sehr krötig.
    In einem Schaufenster sahen sie ganze Schweineköpfe liegen, und an der Decke baumelten gehäutete Kaninchen und geschlachtetes Federvieh. Das eine Olchi-Kind flüsterte entsetzt:
    »Schau dir das an! Sie hängen tote Tiere auf! Ach du schlapper Schlammlappen! Wer weiß, was sie mit unserem Feuerstuhl gemacht haben?«
    Schnell liefen sie weiter, mussten aber immer wieder bimmelnden Fahrrädern ausweichen, und die Leute drehten sich neugierig nach ihnen um. Echten Olchis begegnete man hier in London normalerweise nie. Und der Anblick der kleinen grünen Stinkerlinge war schon etwas sehr Außergewöhnliches.
    Ein kleiner Junge rief: »Mama, schau mal! Das sind ja echte Olchis! Oh Mann, ich glaub’s nicht! Es gibt sie also wirklich!«
    Doch die Olchi-Kinder beachteten ihn nicht weiter, denn sie hatten jetzt Wichtigeres zu tun. Nach wie vor hatten sie keine Ahnung, wie sie in dem Gewimmel ihren Feuerstuhl finden sollten, und in den Geschäften sahen sie höchstens bunte Papierdrachen. Schließlich bogen sie in eine Seitengasse ein, in der ein paar angenehm duftende Müllkübel herumstanden.
    »Schon besser«, meinte das eine Olchi-Kind erleichtert.
    Sie folgten der menschenleeren Gasse bis zu einem Hinterhof und standen plötzlich vor einer uralten Apotheke.
    »Sieht nett aus«, meinte das andere Olchi-Kind.
    Hinter der trüben Schaufensterscheibe erkannten sie Schalen mit schlammbraunem Pulver und knorrigen Wurzelstücken. Das alles wirkte sehr verlockend, und neugierig öffneten sie die Tür.
    Der verwinkelte Raum war ziemlich düster. Ein fischiger Geruch lag in der Luft. Kein Mensch war zu sehen. Überall stapelten sich Kisten, Säcke und Schachteln, in denen Fisch- und Schlangenhäute, getrocknete Würmer und Insekten, runzelige Blätter und die Hörner von irgendwelchen Tieren lagen.
    Auf einem langen Holztisch sahen sie eine Waage und ein altmodisches Telefon, und in hohen Vitrinen standen die verschiedensten Glasgefäße mit Kräutern, Gewürzen und geheimnisvollen Pulvern. An der Längsseite stand ein Regal mit hundert kleinen Schubkästen, vermutlich auch sie gefüllt mit den wunderbarsten Dingen. Der ganze Raum machte auf die Olchi-Kinder einen sehr krötigen Eindruck.

    »Kann ich helfen?«, hörten sie plötzlich eine krächzende Stimme.
    Hinter einem Kistenstapel war ein alter Chinese aufgetaucht.
    »Sucht ihl etwas Bestimmtes?«, fragte er noch einmal. Er hatte kaum Haare auf dem Kopf, und sein runzeliges Gesicht blickte sie herausfordernd an. Vorne auf der Nase saß eine winzige Brille, und an seinem Kinn hing ein langer weißer Ziegenbart.
    »Wir suchen nach dem Drachen Feuerstuhl«, sagte das eine Olchi-Kind.
    »So, so, so«, meinte der Apotheker. »Dlache habe ich nicht hiel. Aber ich kann euch Klokodil anbieten. Die Haut von Klokodil ist sehl gut gegen Lückenschmelz.«
    Er nickte heftig mit dem Kopf.
    »Wir haben leider nie Rückenschmerz«, erklärte ihm das andere Olchi-Kind.
    »So, so, so. Das fleut mich«, sagte der Apotheker. »Mein Name ist King Lu. King Lu kann helfen bei allen Klankheiten! Nicht nul bei Lückenschmelz. Auch Kopf, Helz, Niele und Bauch!«
    »Wir haben auch nie Bauchweh«, sagte das eine Olchi-Kind. »Wir sind eigentlich nie krank.«
    »So, so, so«,

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