Die Operation
beanspruchten, sorgten sie für einen Auflauf.
»Wo haben Sie die Probe?«, wollte Michael wissen. »Und Ihre Pässe?«
»Alles in meiner Schultertasche«, erwiderte Daniel.
»Gut!«, sagte Michael knapp. »Die Schultertaschen behalten, alles andere stehen lassen! Ich werde mich dann später mit dem US-Konsulat in Verbindung setzen, damit sie Ihnen das, was von Ihren Sachen noch übrig ist, nachschicken, wo immer Sie von London aus hinfliegen wollen. Kommen Sie!« Er zerrte an Daniels Arm und deutete dabei in die dem Check-in-Schalter entgegengesetzte Richtung.
Daniel schaute noch einmal über den voll gepackten Gepäckwagen hinweg und sah, wie Monsignore Mansoni einen der uniformierten Polizisten am Arm packte und in ihre Richtung deutete. In zunehmender Bedrängnis wandte Daniel seine Aufmerksamkeit Stephanie zu. »Ich finde, wir sollten tun, was er sagt.«
»Na prima! Lassen wir die Koffer also hier.« Stephanie warf zum Zeichen ihrer Resignation die Arme in die Luft.
»Folgen Sie mir!«, sagte Michael in herrischem Ton. So schnell er konnte, bahnte er ihnen einen Weg vom Gepäckwagen weg. Die Reisenden, die dicht beisammen in den Warteschlangen in ihrer Nähe standen, machten ihnen zögernd Platz. Michael murmelte unentwegt »Scusi«, war gleichzeitig aber gezwungen, Menschen zur Seite zu schieben und über irgendwelche Gepäckstücke zu steigen. Daniel und Stephanie waren ihm dicht auf den Fersen, als würde Michael einen Pfad durch einen Menschendschungel schlagen. Trotz der gewaltigen Anstrengung kamen sie nur mühsam voran. Das erinnerte Stephanie an einen Alptraum, den sie gehabt hatte, als Daniel sie vor anderthalb Stunden aufgeweckt hatte.
Die »Alt!«-Rufe, die hinter ihnen laut wurden, spornten sie zusätzlich an. Nachdem sie die Menschenmassen, die die Check-in-Schalter umlagerten, erst einmal hinter sich gelassen hatten, kamen sie sehr viel schneller voran, aber Michael wollte nicht, dass sie anfingen zu laufen.
»In das Gebäude hinein zu laufen, das ginge«, erklärte er. »Aber hinaus, das erregt zu viel Aufmerksamkeit. Nur zügig gehen!«
Auf einmal tauchten vor ihnen zwei jugendlich wirkende Polizisten auf, die die Maschinenpistolen von den Schultern genommen hatten und direkt auf sie zugeeilt kamen.
»Oh, nein!«, stöhnte Daniel. Er wurde langsamer.
»Weitergehen!«, sagte Michael mit zusammengebissenen Zähnen. Hinter ihnen war jetzt ein unüb erhörbares Spektakel im Gang, unverständliche Rufe ertönten.
Die beiden Grüppchen kamen einander rasch näher, ein Zusammenprall schien ausgeschlossen. Daniel und Stephanie waren sich sicher, dass die Polizisten sie festnehmen wollten, und bemerkten erst im letzten Augenblick, dass sie Unrecht hatten. Beide seufzten vor Erleichterung, als die Ordnungshüter ohne sie zu beachten an ihnen vorbeistürmten. Wahrscheinlich wollten sie zu dem Durcheinander beim Check-in.
Andere Reisende blieben jetzt ebenfalls stehen und starrten die Polizisten an. Auf ihren Gesichtern zeigte sich Angst in unterschiedlichen Abstufungen. Seit dem 11. September 2001 wurden die Menschen von jedem Zwischenfall auf einem Flughafen in Angst und Schrecken versetzt, ganz gleich, was der Grund dafür war.
»Mein Wagen steht beim Ankunftsterminal auf der unteren Ebene«, erläuterte Michael, als er sie in Richtung Treppe dirigierte. »Beim Abflug gab es überhaupt keine Möglichkeit, ihn auch nur eine Sekunde lang abzustellen.«
Sie gingen so schnell wie möglich die Treppe hinunter. Die untere Halle war relativ unbelebt, da noch keine Flüge angekommen waren. Abgesehen von einer Hand voll Flughafenangestellter, die sich für den Ansturm von Passagieren und Gepäck rüsteten, sowie etlichen Beschäftigten von Mietwagenfirmen, die ihre Stände vorbereiteten, war niemand zu sehen.
»Jetzt ist es noch wichtiger, nicht zu sehr zu hetzen«, sagte Michael mit unterdrückter Stimme. Ein paar Leute warfen ihnen kurze Blicke zu, wandten sich aber schnell wieder ihren jeweiligen Tätigkeiten zu. Michael ging vor Daniel und Stephanie her bis zum Hauptausgang, dessen Türen sich automatisch öffneten. Schnell traten sie ins Freie, doch dann blieb Michael stehen. Mit ausgebreiteten Armen brachte er auch die anderen zum Anhalten.
»Das sieht nicht gut aus«, stöhnte Michael. »Das da vorne ist mein Mietwagen, leider.«
Ungefähr fünfzehn Meter vor ihnen parkte ein hellbrauner Fiat mit eingeschalteter Warnblinkanlage am Straßenrand. Direkt dahinter stand ein blauweißer
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