Die Operation
die sich hauptsächlich um ihren Fahrer und das zurückgelassene Gepäck drehten.
Stephanie faltete vorsichtig die beiden Straßenkarten zusammen und legte sie auf das Armaturenbrett. Von jetzt an war die Strecke klar. Sie betrachtete Michaels hohlwangiges, habichtähnliches Profil, seine Bartstoppeln und seinen strubbeligen roten Haarschopf. »Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, Sie zu fragen, wer Sie eigentlich sind«, sagte sie.
»Ich bin nichts weiter als ein einfacher Priester«, sagte Michael. Er lächelte unsicher. Er wusste, dass noch mehr Fragen kommen würden, aber er wusste nicht, wie viel er preisgeben sollte.
»Ich finde, ein bisschen mehr haben wir schon verdient«, sagte Stephanie.
»Ich heiße Michael Maloney. Ich bin normalerweise für den Erzbischof von New York tätig, aber im Augenblick befinde ich mich im Auftrag der Kirche in Italien.«
»Woher kannten Sie unsere Namen?«, ließ sich Daniel vom Rücksitz vernehmen.
»Ich bin mir sicher, dass Sie alle beide außerordentlich neugierig sind«, sagte Michael. »Und Sie haben allen Grund dazu. Aber Tatsache ist, dass ich es vorziehen würde, nicht auf die Einzelheiten meines Mitwirkens einzugehen. Das wäre für alle Beteiligten das Beste. Könnten Sie sich vielleicht, ohne weitere Fragen zu stellen, mit der Tatsache zufrieden geben, dass ich Sie vor einer Verhaftung und deren unangenehmen Folgen bewahren konnte? Bitte, tun Sie mir diesen Gefallen. Vielleicht könnten Sie meine Hilfe als eine kleine göttliche Intervention betrachten, bei der ich lediglich als Werkzeug unseres Herrn gedient habe.«
Stephanie blickte kurz zu Daniel, bevor sie erneut Michael ins Visier nahm. »Interessant, dass Sie den Begriff ›göttliche Intervention benutzt haben. Ein seltsamer Zufall, da wir genau diesen Begriff im Zusammenhang mit dem Anlass unserer Reise nach Italien gehört haben: eine Textilprobe des Turiner Grabtuchs abzuholen.«
»Oh?«, machte Michael vage. Er suchte nach einer Möglichkeit, das Gespräch in ungefährlichere Gefilde zu lenken, aber es fiel ihm keine ein.
»Wieso wollte man uns verhaften?«, fragte Daniel. »Das hat doch wohl nichts mit Ihrem Mitwirken zu tun.«
»Weil man erfahren hat, dass Sie Biomediziner sind. Das war eine unerwartete und unschöne Überraschung. Die Kirche erlaubt gegenwärtig keine weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen der Authentizität des Grabtuchs. Angesichts Ihres wissenschaftlichen Hintergrundes besteht jedoch eine begründete Sorge, dass Sie genau das vorhaben. Zunächst wollte die Kirche lediglich, dass die Faserprobe des Grabtuchs zurückgeholt wird, aber als das nicht möglich war, sollte es konfisziert werden.«
»Das erklärt ja so manches«, sagte Stephanie. »Nur nicht, warum Sie beschlossen haben, uns zu helfen. Sind Sie sich denn wirklich sicher, dass wir mit den Fasern keine Experimente anstellen wollen?«
»Darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Bitte!«
»Woher wissen Sie, dass wir nach London wollen, obwohl unser Flug nach Paris gehen sollte?« Daniel lauschte angestrengt nach vorne. Michaels Stimme war auf dem Rücksitz nur schwer zu verstehen.
»Es wäre mir viel zu peinlich, diese Frage zu beantworten.« Michael errötete, als er sich daran erinnerte, wie er sich hinter dem Vorhang des Hotelzimmers versteckt hatte. »Ich flehe Sie an. Können Sie es nicht einfach so hinnehmen? Betrachten Sie es doch als Freundschaftsdienst eines Amerikaners für zwei Landsleute in der Not.«
Das Schweigen dauerte etliche Kilometer. Schließlich sagte Stephanie: »Tja, also dann, danke, dass Sie uns geholfen haben. Und falls es Ihnen hilft, wir haben in keinster Weise vor, die Authentizität des Grabtuchs zu untersuchen.«
»Das werde ich den zuständigen Stellen mitteilen. Ich bin mir sicher, dass man sehr erleichtert sein wird, das zu hören.«
»Was wird aus unserem Gepäck?«, fragte Stephanie. »Meinen Sie, Sie könnten es wieder beschaffen?«
»Ich werde mein Bestes versuchen, und ich bin zuversichtlich, dass es mir gelingen wird, besonders jetzt, wo ich weiß, dass Sie mit dem Grabtuch keine Experimente durchführen wollen. Wenn alles gut geht, dann lasse ich Ihre Sachen an Ihre Heimatadresse in Massachusetts schicken.«
»Wir sind aber jetzt einen Monat lang nicht zu Hause«, sagte Daniel.
»Ich gebe Ihnen meine Karte«, sagte Michael. »Rufen Sie mich an und geben Sie mir Ihre Adresse durch.«
»Die kann ich Ihnen jetzt schon geben«, sagte Daniel.
»Ich habe noch
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