Die Operation
Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht. Auf den Vordersitzen waren die Silhouetten zweier Polizeibeamter zu erkennen.
»Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte Daniel drängend. »Wie wär’s, wenn wir uns ein anderes Auto mieten?«
»Ich glaube nicht, dass die Stationen schon geöffnet haben«, gab Michael zurück. »Das würde zu lange dauern.«
»Wie wär’s mit einem Taxi?«, meinte Stephanie. »Wir müssen hier vom Flughafen verschwinden. Dann könnten wir uns in der Stadt ein Auto mieten.«
»Das ist eine Idee«, sagte Michael. Er warf einen Blick auf den leeren Taxistand. »Das Problem ist, dass hier unten vor der Ankunft der ersten Flüge keine Taxis stehen, und ich weiß nicht, wann die ersten kommen. Wenn wir uns ein Taxi besorgen wollen, dann müssen wir wieder hinaufgehen, und ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Wir müssen es mit meinem Auto riskieren. Das da sind Vigili Urbani, die städtische Verkehrspolizei. Ich bezweifle, dass sie nach uns suchen, zumindest jetzt noch nicht. Wahrscheinlich warten sie nur auf den Abschleppwagen.«
»Was wollen Sie denen sagen?«
»Ich weiß noch nicht«, gestand Michael. »Ich habe keine Zeit, mir etwas besonders Schönes auszudenken. Ich werde einfach versuchen, mich auf meinen Priesterstatus zu verlassen.« Er holte tief Luft, um sich zu wappnen. »Kommen Sie! Wenn wir beim Wagen sind, steigen Sie einfach ein. Das Reden überlassen Sie mir.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Stephanie.
»Mir auch nicht«, erwiderte Michael. Er drängte sie, weiterzugehen. »Aber ich glaube, das ist das Beste, was wir machen können. In ein paar Minuten drehen sämtliche Wachleute im ganzen Flughafen jeden Stein nach uns um. Monsignore Mansoni hat mich gesehen.«
»Sie kennen sich?«, fragte Stephanie.
»Sagen wir einmal, wir sind Bekannte«, gab Michael zur Antwort.
Dann steuerten sie schweigend und zielstrebig den Fiat Ulysse an. Michael ging hinter dem Polizeiauto herum, um auf die Fahrerseite zu gelangen. Als er den Fiat erreicht hatte, schloss er auf und schlüpfte hinter das Lenkrad, als hätte er den Streifenwagen überhaupt nicht gesehen. Stephanie und Daniel kletterten so schnell wie möglich auf die Rückbank.
»Padre!«, rief einer der Polizisten. Er war ausgestiegen, nachdem er Michael bemerkt hatte. Der zweite Polizist blieb im Wagen sitzen.
Als die Stimme des Polizisten ertönte, hatte Michael seine Tür noch nicht zugeschlagen. Er stieg wieder aus und blieb neben dem Auto stehen.
Daniel und Stephanie sahen von innen her zu. Der Polizist trat vor Michael. Seine Uniform bestand aus zwei unterschiedlichen Blautönen. Außerdem trug er einen weißen Gürtel und ein weißes Pistolenhalfter. Er war ein hageres Bürschchen und hatte jetzt in rasend schnellem Stakkato zu reden angefangen. Michael ebenso. Das Gespräch wurde von gestikulierenden Armbewegungen begleitet, die darin gipfelten, dass der Polizist geradeaus zeigte und dann weit ausholende Handbewegungen machte. Daraufhin stieg Michael wieder ins Auto und ließ den Motor an. Einen Augenblick später schon verließ der Fiat seinen Standort unterhalb der Abflugrampe und steuerte die Flughafenausfahrt an.
»Was war denn los?«, fragte Stephanie nervös. Sie schaute zum Rückfenster hinaus, um sicherzugehen, dass sie nicht verfolgt wurden.
»Zum Glück hat er sich durch meinen Priesterstand ein bisschen einschüchtern lassen.«
»Was haben Sie gesagt?«, fragte Daniel.
»Ich habe mich einfach entschuldigt und gesagt, es handele sich um einen Notfall. Dann habe ich ihn nach dem nächstgelegenen Krankenhaus gefragt, und das hat er mir offensichtlich abgenommen. Von da an hat er mir nur noch den Weg erklärt.«
»Sie sprechen fließend Italienisch?«, wollte Stephanie wissen.
»Ganz ordentlich jedenfalls. Ich war auf dem Seminar in Rom.«
So bald wie möglich verließ Michael die Autobahn und fuhr über eine schmale Landstraße. Schon nach kurzer Zeit befanden sie sich in einer ländlichen Gegend.
»Wohin fahren wir?«, wollte Daniel wissen. Er blickte mit erkennbarer Sorge zum Fenster hinaus.
»Wir halten uns von den Autobahnen fern«, sagte Michael. »Das ist sicherer. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, mit welchem Aufwand sie nach Ihnen fahnden werden. Aber ich will einfach nicht riskieren, dass wir vom Zoll kontrolliert werden.«
Bei nächster Gelegenheit fuhr Michael an den Straßenrand. Er stieg bei laufendem Motor aus dem Wagen und verschwand für ein paar Minuten im
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