Die Operation
Paradise Island, das, wie der Fahrer ihnen verriet, zu Kolonialzeiten den Namen Hog Island, also »Schweineinsel« getragen hatte. Dem späteren Besitzer, Huntington Hartford, war er allerdings wenig vorteilhaft erschienen. Das konnten Daniel und Stephanie nachvollziehen. Als sie die andere Seite der Brücke erreicht hatten, deutete der Fahrer auf ein modernes Einkaufszentrum zur Rechten und auf das riesige Atlantis Resort zur Linken.
»Gibt es im Einkaufszentrum auch Kleidergeschäfte?«, fragte Stephanie. Sie drehte sich um. Die Läden wirkten überraschend exklusiv.
»Ja, Madam. Aber die sind teuer. Wenn Sie ganz normale Inselkleidung suchen, dann würde ich Ihnen die Bay Street im Stadtzentrum empfehlen.«
Nachdem sie ein kurzes Stück nach Osten gefahren waren, rollte das Taxi in nördlicher Richtung eine lange, gewundene Auffahrt hinauf, die von besonders üppiger, dichter Vegetation gesäumt wurde. Am Eingang stand ein Schild mit den Worten: Privat, The Ocean Club, Nur für Gäste. Besonders beeindruckt war Stephanie von der Tatsache, dass das Hotel erst zu sehen war, nachdem das Taxi die letzte Biegung hinter sich gelassen hatte.
»Das sieht ja himmlisch aus«, sagte sie, als das Taxi unter den Baldachin fuhr, wo es von Portiers in strahlend weißen Hemden und Bermudashorts in Empfang genommen wurde.
»Es gilt als eines der besten Hotels auf den Bahamas«, bemerkte Daniel.
»Ganz richtig, Mann«, stellte der Fahrer fest.
Das Resort-Hotel machte einen noch besseren Eindruck, als Stephanie sich hätte träumen lassen. Es bestand aus niedrigen, zweistöckigen Gebäuden, die über einen herrlichen, sanft geschwungenen Strand verteilt waren. Der Großteil der Häuser war von blühenden Bäumen verdeckt. Daniel hatte eine Erdgeschosswohnung reserviert, die nur ein sehr gepflegtes Stück Rasen von dem weißen Sandstrand trennte. Nachdem sie ihre wenigen Kleider in den Schrank gehängt und ihre Toilettenartikel in dem marmornen Bad ausgepackt hatten, wandte Daniel sich an Stephanie. »Jetzt ist es halb sechs. Was meinst du, was sollen wir jetzt machen?«
»Nicht viel«, gab Stephanie zur Antwort. »Nach europäischer Zeit ist es fast Mitternacht und ich bin völlig erledigt.«
»Sollen wir in der Wingate Clinic anrufen und Bescheid sagen, dass wir angekommen sind?«
»Das kann vermutlich nicht schaden, aber andererseits bringt es auch nicht viel. Morgen Früh gehen wir ja sowieso hin. Wahrscheinlich ist es besser, du gehst zur Rezeption und organisierst einen Mietwagen. Und ich rufe Peter an. Vielleicht kann er mir über Nacht schon ein paar von Butlers Fibroblasten-Kulturen schicken. Bevor wir die haben, können wir sowieso nicht viel machen. Und wenn ich Peter angerufen habe, muss ich noch mit meiner Mutter telefonieren. Ich habe ihr versprochen, dass ich mich melde und ihr unsere Adresse durchgebe, sobald wir in Nassau angekommen sind.«
»Ich werde auch noch etwas zum Anziehen brauchen«, sagte Daniel. »Wir könnten es doch so machen: Ich besorge jetzt einen Mietwagen, du erledigst deine Telefonate und dann gehen wir in dieses Einkaufszentrum bei der Brücke und schauen, ob es dort ein paar vernünftige Läden gibt.«
»Lass uns doch einfach nur das Auto mieten. Ich würde am liebsten nur noch duschen, eine Kleinigkeit essen und dann ins Bett gehen. Kleider können wir auch morgen noch kaufen.«
»Du hast wahrscheinlich Recht«, meinte Daniel. »Ich bin nur so aufgedreht, weil wir endlich gelandet sind, aber eigentlich bin ich auch total erledigt.«
Sobald Daniel das Zimmer verlassen hatte, setzte Stephanie sich an den Schreibtisch. Zu ihrer freudigen Überraschung zeigte ihr Handy ein stabiles Netzsignal an. Ihrem Vorschlag folgend, rief sie zunächst Peter an, der, wie sie erwartet hatte, noch im Labor war.
»John Smiths Zellkultur entwickelt sich gut«, sagte Peter auf Stephanies Frage hin. »Ich bin schon seit ein paar Tagen darauf eingerichtet, euch einen Teil davon zu schicken. Ihr wolltet euch doch eigentlich schon am Dienstag melden.«
»Wir sind durch eine Kleinigkeit aufgehalten worden«, sagte Stephanie unbestimmt. Angesichts dieser gewaltigen Untertreibung konnte sie ein spöttisches Lächeln nicht unterdrücken. Immerhin hatten sie mit dem Auto aus Italien flüchten und ihr gesamtes Gepäck zurücklassen müssen.
»Seid ihr jetzt so weit, dass ich einen Kurier losschicken kann?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte Stephanie. »Pack auch noch die üblichen HTSR-Reagenzien ein, die
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