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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sie immer noch seine kleine Schwester, und deshalb war die Lage nicht so eindeutig, wie sie hätte sein sollen.
    Der schwere Cadillac glitt knirschend über den Schotter und kam vor dem Klempnerbedarfgeschäft der Gebrüder Castigliano zum Stehen. Tony schaltete die Scheinwerfer und den Motor aus. Aber er stieg noch nicht sofort aus, sondern blieb einen Augenblick im Auto sitzen, um ruhiger zu werden. Er hätte Sal oder Louie auch einfach per Telefon informieren können. Aber da sie seine Schwester war, musste er wissen, was sie vorhatten. Ihm war klar, dass sie genauso sauer waren wie er, allerdings ohne die Einschränkung, dass ein Mitglied ihrer Familie darin verwickelt war. Was sie mit dem Liebhaber anstellten, war ihm egal. Verdammt, er hätte nichts dagegen, ihn selber in die Mangel zu nehmen. Aber bei seiner Schwester war das etwas vollkommen anderes. Falls sie in die Mangel genommen werden sollte, dann wollte Tony das persönlich erledigen.
    Er stieß die Fahrertür auf und hatte schlagartig den fauligen Gestank des Salzsumpfes in der Nase. Wie konnte man nur irgendwo wohnen, wo es jedes Mal, wenn der Wind drehte, nach fauligen Eiern stank. Kein Mond war zu sehen und Tony setzte vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Er wollte nicht über ein weggeworfenes Waschbecken oder irgendwelchen anderen Schrott stolpern.
    Es war schon spät und der Laden hatte geschlossen. So stand es auch auf dem Schild an der Tür. Aber es war nicht abgeschlossen. Gaetano stand hinter dem Tresen und rechnete die Belege des heutigen Tages zusammen. Er hatte einen gelben Bleistiftstummel hinter sein angesichts seines gewaltigen Schädels erstaunlich kleines Ohr gesteckt.
    »Sal und Louie?«, sagte Tony fragend.
    Gaetano deutete mit dem Kopf nach hinten, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. Tony fand die Zwillinge an ihren Schreibtischen sitzend vor. Nach einem klatschenden Händedruck und den üblichen, knappen Begrüßungsworten setzte sich Tony auf das Sofa. Die Zwillinge betrachteten ihn voller Erwartung. Die einzige Beleuchtung waren die beiden kleinen Schreibtischlampen, die die leichenhaften Gesichtszüge der beiden besonders deutlich werden ließen. Aus Tonys Blickwinkel waren ihre Augenhöhlen nichts weiter als schwarze Löcher.
    »Tja, sie sind in Nassau«, setzte Tony an. »Ich hatte gehofft, euch etwas anderes sagen zu können, aber das ist nicht der Fall. Sie haben gerade eben in einer piekfeinen Hotelanlage eingecheckt, im Ocean Club. Sie wohnen in der Suite Nummer 108. Die Telefonnummer habe ich auch dabei.«
    Tony beugte sich nach vorne und legte ein kleines Stückchen Papier auf Louies Schreibtisch, der näher am Sofa stand als Sals.
    Die Tür ging auf und Gaetano streckte seinen Kopf herein. »Braucht ihr mich oder nicht?«
    »Ja«, sagte Louie, während er nach dem Zettel mit der Telefonnummer griff und darauf starrte.
    Gaetano trat ein und machte die Tür hinter sich zu.
    »Haben die Perspektiven der Firma sich irgendwie verbessert?«, wollte Sal wissen.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Tony. »Mein Finanzberater hätte mir sonst Bescheid gesagt.«
    »Sieht so aus, als wollte die Pfeife uns hängen lassen«, sagte Louie. Er lachte freudlos. »Nassau! Ich kann es einfach nicht glauben. Da könnte er uns doch gleich fragen, ob wir ihm nicht die Seele aus dem Leib prügeln wollen.«
    »Habt ihr das mit ihm vor?«, fragte Tony.
    Louie blickte zu seinem Zwillingsbruder hinüber. »Wir wollen, dass er seinen Arsch in Bewegung setzt und wieder zurückkommt, um die Firma und unser Geld zu retten. Hab ich Recht, Bruder?«
    »Verdammt Recht«, sagte Sal. »Wir müssen dafür sorgen, dass er erfährt, mit wem er es hier zu tun hat, und dann deutlich machen, dass wir unser Geld zurückhaben wollen, koste es, was es wolle. Er soll nicht nur seinen Arsch hierher bewegen, er muss auch eindeutig kapieren, welche Konsequenzen es hätte, falls er uns ignorieren oder sich hinter einem Konkurs oder sonstigen juristischen Tricksereien verstecken will. Er braucht eine kräftige Abreibung!«
    »Was ist mit meiner Schwester?«, wollte Tony wissen. »Sie ist an dem Schlamassel mit schuld, aber wenn sie eine Abreibung bekommen soll, dann will ich sie ihr persönlich verpassen.«
    »Kein Problem«, sagte Louie. Er schnippte den Zettel mit der Telefonnummer auf seinen Schreibtisch. »Wie ich schon Sonntag gesagt habe: Sie hat unsere Kohle ja nicht eingesteckt.«
    »Bist du auf einen Trip nach Nassau vorbereitet, Gaetano?«, fragte

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