Die Operation
hatte gehofft, wir könnten zumindest miteinander reden«, sagte Daniel, als Stephanie nicht reagierte.
»Das können und das werden wir«, sagte Stephanie plötzlich. Sie blickte Daniel an. Noch nie im Leben hatte sie sich so schuldig gefühlt. Er hatte Verletzungen erlitten und sie musste einen Großteil der Verantwortung dafür übernehmen. »Aber sag mir zuerst, ob du so weit in Ordnung bist.«
»Den Umständen entsprechend, soweit man das erwarten kann.« Daniel ließ den Motor an und stieß rückwärts aus der Parklücke.
»Sollen wir ins Krankenhaus gehen? Oder zu einem Arzt?«, fragte Stephanie.
»Nein! Das ist nicht notwendig. Ich werd’s überleben.«
»Und was ist mit der Polizei?«
»Ein noch entschiedeneres Nein! Wenn wir zur Polizei gehen und die den Fall womöglich näher untersucht, dann gefährden wir damit unser Vorhaben, Butler zu behandeln.« Daniel steuerte die Parkplatzausfahrt an.
»Vielleicht ist das noch ein zusätzliches schlechtes Omen für die ganze Geschichte. Bist du sicher, dass du diesen faustischen Pakt nicht doch lieber aufgeben willst?«
Daniel warf Stephanie einen wütenden, hämischen Blick zu. »Wie kannst du auch nur im Traum an so etwas denken? Auf gar keinen Fall! Ich gebe doch jetzt nicht einfach alles auf, wofür wir gearbeitet haben, bloß weil ein paar Halsabschneider ihren Neandertaler von der Kette gelassen haben, um mir eine Botschaft zu überbringen.«
»Er hat mit dir geredet?«
»Zwischen den Schlägen.«
»Wie lautet die Botschaft?«
»Um den Muskelmann zu zitieren: Ich soll meinen Arsch nach Boston zurückbewegen und die Firma wieder auf Kurs bringen.« Daniel fuhr auf die Straße hinaus und beschleunigte. »Einige unserer Aktionäre haben erfahren, dass wir in Nassau sind, und glauben, dass wir hier Urlaub machen.«
»Fahren wir ins Hotel zurück?«
»Meine Lust aufs Einkaufen hat sich jedenfalls verflüchtigt und ich will mir einen Eisbeutel aufs Auge packen.«
»Sollen wir nicht doch zu einem Arzt gehen? Das Auge sieht ziemlich schlimm aus.«
»Es wird dich vielleicht überraschen, wenn ich dich daran erinnere, dass ich selbst Arzt bin.«
»Ich meine einen echten, praktizierenden Arzt.«
»Sehr witzig! Bitte entschuldige, dass ich nicht lache!«
Schweigend legten sie die kurze Strecke bis zum Hotel zurück. Daniel stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab. Sie stiegen aus. Stephanie holte ihre Pakete vom Rücksitz. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
»Die Castigliano-Brüder sind Bekannte meines Bruders Tony«, gestand sie schließlich, als sie auf dem Weg zu ihrem Häuschen waren.
»Wie kommt es wohl, dass mich das nicht weiter überrascht?«
»Mehr weiß ich nicht über sie, und ich habe sie auch nie persönlich kennen gelernt.«
Sie schlossen die Eingangstür ihrer Suite auf. Stephanie warf ihre Einkaufstaschen beiseite. Sie fühlte sich schuldig, wusste aber nicht, wie sie auf Daniels völlig berechtigte Wut reagieren sollte. »Geh doch schon mal rein und setz dich hin«, bot sie versöhnlich an. »Ich hole das Eis.«
Daniel streckte sich auf der Couch im Wohnzimmer aus, setzte sich aber schnell wieder hin. Im Liegen fing sein Schädel an zu pochen. Stephanie kam mit einem Handtuch wieder und wickelte eine Hand voll Eiswürfel aus dem Eimer hinein, der auf der Minibar stand. Dann reichte sie Daniel den improvisierten Eisbeutel und er legte ihn vorsichtig auf sein geschwollenes Auge.
»Möchtest du ein Schmerzmittel?«, fragte Stephanie.
Daniel nickte und Stephanie holte etliche Tabletten und ein Glas Wasser.
Während Daniel die Schmerztabletten schluckte, saß Stephanie mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch. Dann erzählte sie Daniel ausführlich von dem Gespräch mit Tony am Nachmittag vor ihrer Abreise nach Turin. Sie schloss ihren Bericht mit einer demütigen Entschuldigung, weil sie ihm nichts davon erzählt hatte. Sie erklärte, dass es ihr im Vergleich mit allem anderen, was damals gerade im Gang war, nicht so wichtig vorgekommen war. »Ich wollte es dir nach unserer Rückkehr aus Nassau sagen, wenn die zweite Finanzierungsrunde gelaufen ist. Ich möchte die zweihunderttausend Dollar von meinem Bruder als Kredit betrachten und mit Zinsen zurückzahlen. Ich will nicht, dass er oder einer seiner Geschäftspartner in Zukunft etwas mit CURE zu tun haben.«
»Na gut, dann sind wir wenigstens in einem Punkt einer Meinung.«
»Nimmst du meine Entschuldigung an?«
»Ich denke schon«, sagte Daniel ohne große
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