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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dir zur Sicherheit noch mal was zum Nachdenken mit.«
    Ohne Vorwarnung schlug Gaetano erneut zu, dieses Mal auf die linke Gesichtshälfte und nicht mit der Faust, sondern mit der Handfläche. Trotzdem war der Schlag hart genug, um Daniel wie eine Puppe vom Stuhl auf den Boden zu schleudern.
    Daniels Wange brannte und in seinen Ohren hatte sich ein hoher Summton eingenistet. Er spürte, wie Gaetano ihn erst mit dem Fuß anstieß, um ihn dann an den Haaren zu packen und seinen Kopf vom Teppich hochzureißen. Daniel öffnete die Augen. Blinzelnd sah er seinen von hinten beleuchteten Widersacher über sich kauern.
    »Kann ich mich darauf verlassen, dass du die Botschaft verstanden hast?«, wollte Gaetano wissen. »Du musst wissen, dass ich durchaus in der Lage wäre, dir ernsthaft wehzutun. Ich hoffe, das ist dir klar. Aber im Augenblick wollen wir dich nicht so schwer verletzen, dass du deine Firma nicht mehr auf die Beine bringen kannst. Das könnte sich natürlich ändern, falls ich noch einmal von Boston hierher fliegen muss. Ist dir klar, was ich damit sagen will?«
    »Ich habe verstanden«, piepste Daniel.
    Gaetano ließ Daniels Haare los und sein Kopf plumpste zurück auf den Teppich. Daniel hielt die Augen geschlossen.
    »Das wär’s für den Augenblick«, sagte Gaetano. »Ich hoffe sehr, dass ich dich nicht noch einmal besuchen muss.«
    Einen Augenblick später hörte Daniel, wie sich die Tür der Umkleidekabine quietschend öffnete und wieder schloss. Dann war alles still.

Kapitel 17
    Freitag, 1. März 2002, 15.20 Uhr
    Nach einigen Minuten völliger Regungslosigkeit schlug Daniel die Augen auf. In der Umkleidekabine war er allein, aber vor der Tür hörte er gedämpfte Stimmen. Es klang, als würde ein Verkäufer einen Kunden in eine der anderen Kabinen begleiten. Daniel setzte sich auf und betrachtete sich im Spiegel. Seine linke Gesichtshälfte war knallrot und von der Nase zog sich eine Blutspur am Mundwinkel vorbei bis an den unteren Rand des Kinns. Sein rechtes Auge fing an zuzuschwellen und hatte eine leicht bläuliche Färbung angenommen.
    Vorsichtig befühlte er mit dem Zeigefinger die Nase und den rechten Wangenknochen. Es war zwar alles sehr empfindlich, aber er spürte weder einen stechenden Schmerz noch verdächtige Kanten, die auf einen Bruch hindeuten könnten. Er kam auf die Füße und fühlte sich nach einem kleinen Schwindelanfall wieder halbwegs in Ordnung, abgesehen von den dumpfen Kopfschmerzen, den weichen Knien und einer alles überlagernden Nervosität, als hätte er gerade fünf Tassen Kaffee getrunken. Er streckte seine Hand aus; sie zitterte unglaublich. Das Geschehene hatte ihm eine Heidenangst eingejagt, noch nie im Leben hatte er sich so verletzlich gefühlt.
    Trotz seines gestörten Gleichgewichtssinns brachte Daniel es fertig, sich die Hose anzuziehen. Dann wischte er sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht. Dabei bemerkte er, dass seine Backe auch auf der Innenseite eingerissen war. Vorsichtig untersuchte er die Umgebung der Wunde mit der Zunge. Zum Glück war sie zu groß, sodass er vermutlich nicht genäht zu werden brauchte. Dann fuhr er sich mit den Fingern durch die dünner werdenden Haare, machte die Tür auf und trat in den Anproberaum hinaus.
    »Guten Nachmittag«, sagte ein flott gekleideter, afrikanisch-bahamaischer Verkäufer mit starkem englischem Akzent. Er trug einen Nadelstreifenanzug, den ein farbenfrohes Seidentuch akzentuierte, das anscheinend aus seiner Brusttasche heraus explodierte. Mit verschränkten Armen lehnte er an der Wand und wartete darauf, dass sein Kunde wieder aus der Kabine kam. Er warf Daniel unter gehobenen Augenbrauen einen fragenden Blick zu, sagte aber nichts weiter.
    Daniel wusste nicht, wie seine Stimme klingen würde. Daher nickte er nur und lächelte unverbindlich. Er ging auf unsicheren Beinen vorwärts, sich seines Zitterns bewusst. Womöglich machte er den Eindruck, als stünde er unter Drogen. Aber je weiter er ging, desto einfacher wurde es. Er war erleichtert, dass der Verkäufer ihn nicht ansprach. Daniel wollte jede Konversation vermeiden. Er wollte nur noch aus dem Laden heraus.
    Als er die Tür zur Straße erreicht hatte, war er sich sicher, dass er normal gehen konnte. Er machte die Tür auf und streckte seinen Kopf in die sonnige Nachmittagshitze hinaus. Ein schneller Blick über den Parkplatz überzeugte ihn davon, dass sein muskelbepackter Angreifer schon längst das Weite gesucht hatte. Er linste durch das

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