Die Operation
Begeisterung. »Dein Bruder hat dich also davor gewarnt, hierher zu fahren?«
»Ja, das hat er«, gestand Stephanie. »Weil ich ihm nicht sagen konnte, wieso wir hier sind. Aber die Warnung klang eher allgemein, und er hat mir auf keinen Fall in irgendeiner Weise gedroht. Ehrlich gesagt, es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass er etwas mit diesem Überfall zu tun hat.«
»Ach, tatsächlich?«, sagte Daniel sarkastisch. »Dann fang lieber damit an, er muss nämlich etwas damit zu tun haben! Wer außer deinem Bruder könnte diesen Castiglianos verraten haben, dass wir in Nassau sind? Es kann doch kein Zufall sein, dass am Tag nach unserer Ankunft diese Schlägertype hier aufkreuzt. Offensichtlich hat deine Mom, nachdem du sie gestern Abend angerufen hast, deinen Bruder angerufen und der hat seine Kumpels angerufen. Und ich nehme an, ich muss dich nicht erst daran erinnern, wie du dich gestern aufgeregt hast, als ich die Möglichkeit einer gewissen Gewalttätigkeit im Zusammenhang mit Menschen, die in kriminelle Machenschaften verwickelt sind, erwähnt habe, oder?«
Stephanie wurde rot. Er hatte Recht, sie war fuchsteufelswild geworden. Mit plötzlicher Entschlossenheit griff sie nach ihrem Handy, klappte es auf und fing an zu wählen. Daniel packte sie am Arm. »Wen willst du anrufen?«
»Meinen Bruder«, sagte Stephanie aufgebracht. Sie lehnte sich zurück, das Telefon am Ohr und die Lippen in grimmiger Entschlossenheit zusammengepresst.
Daniel beugte sich zu Stephanie hinüber und nahm ihr das Telefon aus der Hand. Obwohl Stephanie wütend war und ihr Entschluss offensichtlich feststand, wehrte sie sich nicht. Daniel klappte das Telefon zusammen und warf es auf den Kaffeetisch. »Im Augenblick ist ein Telefonat mit deinem Bruder das Allerletzte, was wir tun sollten.« Er richtete sich wieder auf und presste dabei den Eisbeutel auf sein Auge.
»Aber ich will es ihm auf den Kopf zusagen. Wenn er wirklich etwas damit zu tun hat, dann werde ich das nicht einfach hinnehmen. Ich fühle mich von meiner eigenen Familie verraten.«
»Bist du wütend?«
»Natürlich bin ich wütend«, erwiderte Stephanie heftig.
»Ich auch«, antwortete Daniel im selben Ton. »Aber ich bin außerdem auch noch zusammengeschlagen worden, du nicht.«
Sie senkte den Blick. »Du hast Recht. Du müsstest eigentlich viel wütender sein als ich.«
»Ich muss dich etwas fragen«, sagte Daniel. Er rückte den Eisbeutel zurecht. »Vor einer Stunde oder so hast du gesagt, dass du dir überlegst, vielleicht nach Hause zurückzufahren, weil die Zusammenarbeit mit Typen wie Paul Saunders und Spencer Wingate dir ein schlechtes Gewissen macht. Angesichts dieser neuen Entwicklung muss ich wissen, ob du das wirklich vorhast oder nicht.«
Stephanie blickte Daniel an. Sie schüttelte den Kopf und ließ ein kurzes, peinlich berührtes Lachen hören. »Nach allem, was geschehen ist, und so schuldig, wie ich mich fühle, kann ich unmöglich gehen.«
»Na, da bin ich aber erleichtert«, meinte Daniel. »Vielleicht hat ja doch alles eine positive Seite, sogar, wenn man zu Brei geschlagen wird.«
»Es tut mir wirklich sehr Leid, dass man dir wehgetan hat«, sagte Stephanie. »Ehrlich. Mehr als du glaubst.«
»Also gut, also gut.« Daniel wiederholte sich. Er drückte ihr beruhigend das Knie. »Da du jetzt hier bleibst, schlage ich Folgendes vor: Ich denke, wir sollten so tun, als hätte es diesen kleinen Zwischenfall nie gegeben. Also keine empörten Telefonate mit deinem Bruder und auch nicht mit deiner Mutter. In den nächsten Gesprächen mit deiner Mutter wirst du immer wieder betonen, dass wir hier keinen Urlaub machen, sondern hart arbeiten, um CURE vor dem Untergang zu retten. Sag ihr, dass das drei Wochen dauern wird und dass wir danach wieder nach Hause kommen.«
»Was ist mit diesem Schlägertypen, der dich angegriffen hat? Müssen wir nicht befürchten, dass er noch einmal zurückkommt?«
»Das lässt sich nicht ausschließen, aber dieses Risiko müssen wir eingehen. Er wohnt nicht auf den Bahamas, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er schon wieder auf dem Nachhauseweg ist. Er hat gesagt, dass er mir, ich zitiere: ernsthaft wehtun wird, wenn er noch einmal von Boston hierher fliegen muss. Deshalb nehme ich an, dass er sich normalerweise in Neuengland herumtreibt. Gleichzeitig hat er aber auch gesagt, dass er mich nicht so schwer verletzen will, dass ich die Firma nicht wieder auf die Beine bekomme. Das heißt also, sie haben ein
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