Die Operation
Polizisten. Gott sei Dank schenkten sie ihnen keine Beachtung.
»Aber du willst sie doch bestimmt sehen, oder?«, fragte der Mann.
»Ja, klar, aber doch nicht hier, mitten im Flughafen. Bist du mit dem Wagen da?«
»Klar bin ich mit dem Wagen da.«
»Also los.«
Achselzuckend ging der Mann voraus und verließ das Flughafengebäude. Ein paar Minuten später kletterten sie in einen pastellfarbenen Cadillac-Oldtimer mit mächtigen Schwanzflossen. Der Mann schaltete die Innenraumbeleuchtung ein und reichte Gaetano die Tüte. Gaetano hatte eine kleinkalibrige, billige Pistole erwartet, aber was er dann sah, war doch eine Überraschung: eine NeunMillimeter Smith & Wesson 99 inklusive LaserMax und einem Bowers CAC-9-Schalldämpfer.
»Okay?«, fragte Robert. »Zufrieden?«
»Mehr als zufrieden«, sagte Gaetano. Bewundernd betrachtete er die unzerkratzte, schwarze, gehärtete Politur, die vermuten ließ, dass die Pistole nagelneu war. Eine beeindruckende Kanone. Zwar war der Lauf nur zehn Zentimeter lang, aber mit dem aufmontierten Schalldämpfer kam sie auf über fünfundzwanzig.
Nachdem er sich versichert hatte, dass niemand in der Nähe war, richtete Gaetano die Waffe durch die Windschutzscheibe auf ein Auto in der Nähe und aktivierte den Laser. In fünfzehn Metern Entfernung sah er den roten Punkt auf dem hinteren Kotflügel aufleuchten. Er war begeistert, bis ihm auffiel, dass kein Magazin im Kolben steckte.
»Wo ist das Magazin?«, wollte Gaetano wissen. Ohne Magazin und Munition war die Waffe wertlos.
Robert saß im Halbdunkel des Wageninneren und lächelte. Seine strahlend weißen Zähne bildeten einen starken Kontrast zu seiner polierten Ebenholzhaut. Er klopfte sich gegen seine linke Hosentasche. »Hier drin, Mann, geladen und abschussbereit. Hab sogar noch eins dabei, zur Sicherheit.«
»Gut«, erwiderte Gaetano. Er streckte erleichtert die Hand aus.
»Langsam, langsam«, sagte Robert. »Ich finde eigentlich, dass ich eine kleine persönliche Anerkennung verdient habe. Ich meine, ich bin den ganzen weiten Weg hier raus gefahren, anstatt mit einem kühlen Bier zu Hause zu hocken. Verstehst du, was ich meine?«
Einen Augenblick lang starrte Gaetano in die Augen des Mannes, die in der Dunkelheit eine verblüffende Ähnlichkeit mit zwei Einschusslöchern in einer schmutzig weißen Decke hatten. Er wusste, dass der Typ einfach noch etwas zusätzlich rausholen wollte und dass das wahrscheinlich auf seinem eigenen Mist gewachsen war. Gaetanos erster Gedanke war, sich den Kopf des Typen zu schnappen und gegen das Lenkrad zu donnern, damit er genau wusste, mit wem er es hier zu tun hatte. Aber dann siegte die Vernunft. Der Kerl hatte vielleicht noch eine Waffe, was die ganze Sache kniffelig machen konnte und sicherlich nicht der geeignete Beginn für seinen Aufenthalt hier war. Außerdem - und das war ein noch gewichtigeres Argument - hatte Gaetano keine Ahnung, in welchem Verhältnis der Kerl zu den Kolumbianern in Miami stand, mit denen Lou die ganze Sache vereinbart hatte. Das Allerletzte, was Gaetano während seiner Geschäftsreise nach Nassau gebrauchen konnte, waren irgendwelche Typen, die hinter seinem eigenen Arsch her waren, und die Kolumbianer schon gar nicht.
Gaetano räusperte sich. Er hatte eine erhebliche Summe Bargeld dabei, da bei einer solchen Unternehmung natürlich alles in bar bezahlt werden musste. »Klar, Robert, eine kleine Anerkennung hast du dir verdient. Wie viel hattest du dir denn vorgestellt?«
»Ein Hunni wäre ganz schön«, sagte Robert.
Ohne ein weiteres Wort beugte Gaetano sich nach vorne und steckte seine freie Hand in die rechte Hosentasche. Dabei ließ er Robert keinen Moment aus den Augen. Er zog ein Bündel Geldscheine hervor, fischte einen davon heraus und reichte ihn weiter. Jetzt gab Robert ihm die Magazine. Gaetano steckte eines in den Kolben der Pistole. Es klickte und saß fest. Gaetano ließ den flüchtigen Gedanken, die Waffe an Robert auszuprobieren, vorüberwehen und stieg aus dem Wagen. Das zweite Magazin steckte er in die Seitentasche seines Blazers.
»He, Mann!«, rief Robert. »Soll ich dich in die Stadt mitnehmen?«
Gaetano beugte sich noch einmal hinunter. »Danke, aber ich fahre selber.« Dann richtete er sich wieder auf und ließ die Pistole in seine linke Hosentasche gleiten. Sie hatte unten ein Loch, durch das sich der Schalldämpfer schieben ließ. Den Trick mit dem Loch hatte er von einem Mentor übernommen, der ihn zu Beginn seiner Arbeit für
Weitere Kostenlose Bücher