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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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die New Yorker Familie unterstützt hatte. Der einzige Nachteil war, dass man sich angewöhnen musste, nichts anderes wie zum Beispiel Schlüssel oder Münzen in die Tasche zu stecken. Auf dem Weg zum Parkplatz der Autovermietung konnte er den kalten Stahl des Schalldämpfers an seinem bloßen Schenkel fühlen. Er empfand es als zärtliches Streicheln.
    Zwanzig Minuten später lenkte Gaetano seinen gemieteten Cherokee auf den Parkplatz des Ocean Club Hotels. Während der Fahrt hatte er genügend Zeit gehabt, sich von Roberts kleiner Erpressung zu erholen. Er hatte sämtliche Autofenster geöffnet, deshalb kam ihm das Knirschen der Reifen auf dem Kiesweg besonders laut vor. Da er die sommerliche Luft genießen wollte, hatte er die Klimaanlage ausgestellt. Auf dem Parkplatz angekommen, drehte er eine komplette Runde. Er suchte einen Stellplatz dicht beim Hotel, der aber gleichzeitig eine schnelle und direkte Abfahrt ermöglichte. Wenn er den Professor umgelegt hatte, wollte er so schnell wie möglich verschwinden.
    Vor dem Aussteigen schaltete Gaetano die Innenraumbeleuchtung ein und unterzog sich einer kritischen Betrachtung im Rückspiegel. Er wollte sichergehen, dass er sich in dem vornehmen Hotel auch sehen lassen konnte. Dann strich er sich die eher buschigen Augenbrauen glatt und rückte die Jackettaufschläge zurecht. Als er glaubte, das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht zu haben, stieg er aus dem Wagen. Die Wagenschlüssel wanderten in seine rechte Hosentasche. Zur Sicherheit klopfte er durch den Stoff noch einmal darauf. Wenn er hier wegfuhr, wollte er auf gar keinen Fall noch lange nach den Schlüsseln suchen. Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, startete er durch.
    Auf dem gleichen Weg wie bei seinem ersten Besuch näherte sich Gaetano dem Gebäude mit der Suite Nummer 108. Es war zwanzig Uhr dreißig, also waren der Professor und seine Freundin wahrscheinlich beim Essen, aber er wollte trotzdem lieber zuerst im Zimmer nachschauen. Gemächlich schlenderte er los. Unterwegs begegneten ihm etliche fein herausgeputzte Gäste, die in die Gegenrichtung unterwegs waren.
    Als er an der richtigen Stelle war, ging Gaetano zwischen zwei Gebäuden hindurch und betrat den Rasen auf der dem Meer zugewandten Seite. Er ging weiter, bis er sich beinahe in den struppigen Seetrauben verhedderte, die den steilen Abhang zum Strand hinunter überwucherten. Dann setzte er seinen Spaziergang parallel zur Seitenwand des Gebäudes fort. Er war so dicht am Wasser, dass er zu seiner Rechten das sanfte Klatschen der Wellen auf dem Strand hören konnte. Das Wetter war fantastisch, kleine Wölkchen sausten am Firmament entlang, vor das sich ein strahlend heller Dreiviertelmond geschoben hatte. Sanfte Meeresbrisen brachten die Palmenzweige zum Rascheln. Gaetano konnte gut verstehen, warum es den Leuten im Ocean Club gefiel.
    Als Gaetano auf gleicher Höhe mit der Suite 108 war und ins Innere blicken konnte, rieselte ihm ein Schauer der Erregung den Rücken hinunter und seine Nackenhaare stellten sich auf. Nicht genug damit, dass sämtliche Lichter brannten und die Vorhänge weit aufgerissen waren, der Professor und seine Freundin waren außerdem beide gut zu sehen. Er konnte es gar nicht fassen, dass sein Auftrag so einfach und zügig zum Höhepunkt kommen sollte, und sah den beiden einen Augenblick lang nur zu, während sein Puls sich in Erwartung der unmittelbar bevorstehenden Gewalttätigkeiten beschleunigte. Doch dann fragte er sich, was sich da eigentlich vor seinen Augen abspielte, und seine Erregungskurve stieg nicht weiter. Er blinzelte ein paar Mal, um sicherzugehen, dass mit seinen Augen alles in Ordnung war. Der Professor und Tonys Schwester benahmen sich sehr merkwürdig, scharrten herum wie ein Paar Hühner und schlugen dann eine Decke auf. Die Tür, die vom Zimmer in den Flur führte, stand weit offen und der Fernseher lief.
    Das verwirrende Schauspiel übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Gaetano aus, und so ging er über die dunkle Rasenfläche näher heran. Seine linke Hand glitt instinktiv in die linke Hosentasche und griff nach der Pistole. Plötzlich blieb er stehen. Wie enttäuschend: Die Leute, die er beobachtete, waren gar nicht seine Zielpersonen, sondern Zimmermädchen, die die Betten aufschlugen. »Mist!« Er stöhnte. Dann seufzte er und schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    Gaetano blieb ein paar Minuten lang in der Dunkelheit stehen und versuchte sich einzureden, dass es so besser

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