Die Operation
durch begeistertes Nicken seine Zustimmung kundtat.
»Also, wo war ich?«, fragte Ashley und wandte sich wieder seinem Manuskript zu. »Wir brauchen ein solches Gesetz, weil in unserem Land die Biotechnologie ganz allgemein und die medizinische Forschung im Speziellen ihr moralisches und ethisches Fundament verloren haben. Und wir, als Mitglieder des gesundheitspolitischen Unterausschusses des Senats und zugleich als besorgte und moralisch gefestigte Amerikaner, betrachten es als unsere Aufgabe, diese Entwicklung umzukehren, indem wir den gleichen Weg beschreiten wie unsere Kollegen im Parlament. Der Zweck heiligt niemals die Mittel, das gilt ganz besonders für den Bereich der Medizin. Und darüber herrscht in Fachkreisen schon seit den Nürnberger Prozessen absolute Einigkeit. Dieses HTSR-Verfahren ist ein Paradebeispiel dafür. Ein Verfahren, das uns einmal mehr mit der Ankündigung schreckt, arme, hilflose Embryonen zu schaffen, um sie anschließend zu zerstückeln und das alles unter dem zweifelhaften Vorwand, dass die Zellen, die aus diesen winzigen, werdenden Menschen gewonnen werden, zur Behandlung zahlreicher kranker Patienten dienen sollen. Aber das ist noch nicht alles. Wir werden durch die Ausführungen des Entdeckers dieses Verfahrens, den wir als Zeuge hier in unserer Mitte haben dürfen, erfahren, dass es sich hierbei nicht um ein einfaches, therapeutisches Klonverfahren handelt. Als federführender Verfasser dieser Gesetzesvorlage bin ich schockiert darüber, dass dieses Verfahren sehr allgemeine Anwendung finden soll. Und es bleibt mir nichts weiter zu sagen als: Nur über meine Leiche!«
Einige Zuhörer spendeten zurückhaltenden Applaus. Ashley nahm ihn mit einem Kopfnicken und einer kurzen Pause zur Kenntnis. Dann holte er tief Luft. »Nun, ich könnte Ihnen jetzt noch Etliches mehr über diese neue Technik erzählen, aber ich bin kein Arzt, und deshalb überlasse ich das Wort mit allem Respekt dem Experten, der freundlicherweise vor diesem Unterausschuss erschienen ist. Falls also der hochgeschätzte Kollege zu meiner Seite nichts weiter zu bemerken hat, dann würde ich gerne mit der Befragung des Zeugen fortfahren.«
Ashley schaute den Senator rechts neben ihm an. Dieser schüttelte den Kopf, legte die Hand auf sein Mikrofon und beugte sich zu seinem Vorsitzenden hinüber. »Ashley«, flüsterte er, »ich hoffe, Sie bringen das schnell über die Bühne. Um halb elf muss ich hier weg.«
»Keine Angst«, flüsterte Ashley zurück. »Ich bin bereit zum Todesstoß.«
Ashley nahm einen Schluck Wasser aus dem Glas, das vor ihm stand, und blickte zu Daniel hinab. »Als ersten Zeugen begrüßen wir den genialen Dr. Daniel Lowell. Er ist, wie bereits erwähnt, der Entdecker des HTSR-Verfahrens. Dr.
Lowell verfügt über ausgezeichnete Referenzen, darunter auch Doktortitel von einigen der angesehensten Institute unseres Landes. Und irgendwie hat er sogar die Zeit für eine Assistenz im Krankenhaus auf einer internistischen Station gefunden. Seine Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, und er hatte sowohl bei Merck Pharmaceuticals als auch an der Harvard University bedeutende Posten inne. Herzlich willkommen, Dr. Lowell.«
»Vielen Dank, Herr Senator«, sagte Daniel und rutschte auf seinem Stuhl nach vorne. »Ich habe mich über Ihre freundlichen Worte hinsichtlich meines Lebenslaufs gefreut, aber wenn Sie erlauben, dann würde ich gerne sofort zur Sache kommen, indem ich auf einen bestimmten Aspekt Ihrer Einleitung eingehe.«
»Ich bitte darum«, erwiderte Ashley.
»Für das HTSR-Verfahren ist es, ebenso wie für das therapeutische Klonen, nicht erforderlich, ich wiederhole, nicht erforderlich, Embryonen zu zerstückeln.« Daniel sprach langsam und betonte jedes Wort einzeln. »Die zur Therapie notwendigen Zellen werden schon vor der Bildung eines Embryos aus einer bestimmten Zellstruktur entnommen, den so genannten Blastozysten.«
»Wollen Sie bestreiten, dass diese Blastozysten werdendes menschliches Leben verkörpern?«
»Es sind menschliche Zellen, aber wenn sie herausgelöst werden, dann ähneln sie den Zellen, die ihr Zahnfleisch abstößt, wenn Sie sich kräftig die Zähne putzen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so kräftig putze«, sagte Ashley mit einem kurzen Lachen. Ein paar Zuhörer fielen ein.
»Wir alle verlieren ständig lebende Hautzellen.«
»Das mag sein, aber diese Hautzellen könnten keinen Embryo bilden, im Gegensatz zu den
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