Die Operation
hat es bis heute noch nicht besonders viele gegeben. Ich glaube also nicht, dass diese Analogie wirklich zutreffend ist. Wer einem Menschen Teile eines anderen Menschen injiziert, damit sie in sein Gehirn gelangen, überschreitet nach meiner Überzeugung eine Grenze, und meine Überzeugung ist gegründet auf die Worte der Heiligen Schrift.«
»Die therapeutischen Aktivzellen, die wir herstellen können, sind keine molekularen Frankensteins«, sagte Daniel wütend.
»Ihre Meinung wurde ordnungsgemäß protokolliert«, sagte Ashley. »Lassen Sie uns weitermachen.«
»Das ist doch eine Farce!«, sagte Daniel und warf zur Unterstreichung seiner Aussage die Arme in die Höhe.
»Herr Doktor, ich muss Sie daran erinnern, dass Sie an einer Anhörung eines Unterausschusses des US-amerikanischen Parlaments teilnehmen und dass Sie dieser Tatsache durch gebührendes Verhalten Rechnung tragen sollten. Hier sitzen lauter vernünftige Menschen, die einander mit Respekt begegnen sollten, während wir gleichzeitig nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, Informationen zusammenzutragen.«
»Es wird aber immer deutlicher, dass diese Anhörung unter falschen Vorzeichen einberufen wurde. Sie sind entgegen Ihren großmütigen Einleitungsworten nicht hier, um sich unvoreingenommen über das HTSR-Verfahren zu informieren. Sie benutzen diese Anhörung lediglich als Forum für Ihre vorgefertigten, emotional gefärbten Phrasen.«
»Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass solche hetzerischen Tiraden vom Kongress äußerst ungern gesehen werden«, sagte Ashley herablassend. »Wir sind hier nicht bei Der heiße Stuhl oder sonst irgendeinem Medienzirkus. Aber ich bin deswegen nicht beleidigt. Vielmehr möchte ich Ihnen noch einmal versichern, dass Ihre Aussage ordnungsgemäß protokolliert wurde und dass ich, wie gesagt, gerne weitermachen möchte. Als Entdecker des HTSR-Verfahrens kann man von Ihnen keine vollkommene Objektivität bezüglich der moralischen Implikationen dieser Methode erwarten, aber genau zu diesem Thema möchte ich Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Lassen Sie mich aber zunächst noch bemerken, dass es mir beim besten Willen nicht möglich gewesen ist, die entwaffnend attraktive Frau zu übersehen, die neben Ihnen am Zeugentisch Platz genommen hat. Ist sie zu Ihrer Unterstützung mitgekommen? Falls dies der Fall sein sollte, könnten Sie sie uns vielleicht vorstellen, fürs Protokoll?«
»Das ist Dr. Stephanie D’Agostino«, entgegnete Daniel kurz angebunden. »Sie ist meine wissenschaftliche Mitarbeiterin.«
»Haben Sie auch mehrere Doktortitel?«, fragte Ashley.
»Nein, nur einen«, sagte Stephanie in ihr Mikrofon. »Und außerdem, Herr Vorsitzender, möchte ich mich Dr. Lowells Meinung in Bezug auf den einseitigen Verlauf dieser Anhörung anschließen, wenn auch in etwas moderaterem Ton. Ich halte die Anspielungen auf den Frankenstein-Mythos im Zusammenhang mit dem HTSR-Verfahren für absolut unangemessen, da sie auf menschliche Grundängste abzielen.«
»Das macht mich betroffen«, sagte Ashley. »Ich habe immer geglaubt, dass man als Absolvent einer Eliteuniversität geradezu nach Anspielungen auf dieses und jenes literarische Meisterwerk lechzt. Und jetzt versuche ich es einmal und bekomme gleich zu hören, das sei unangemessen. Halten Sie das für fair? Zumal ich mich noch sehr genau daran erinnern kann, dass man mir an dem kleinen, baptistischen College, das ich besucht habe, beigebracht hat, dass Frankenstein unter anderem als Warnung vor den moralischen Konsequenzen eines unkritischen, naturwissenschaftlichen Materialismus gedacht war. Also, aus meiner Sicht muss das Buch dadurch außerordentlich angemessen sein. Aber lassen wir diesen Punkt jetzt auf sich beruhen! Hier handelt es sich schließlich um eine Anhörung und nicht um eine literarische Diskussion.«
Bevor Ashley weiterreden konnte, war Rob hinter ihn getreten und tippte ihm auf die Schulter. Ashley legte die Hand auf das Mikrofon, damit die Worte seines Mitarbeiters nicht in den Saal übertragen wurden.
»Herr Senator«, flüsterte Rob Ashley ins Ohr. »Dr. D’Agostino ist erst heute Morgen als zusätzliche Zeugin gemeldet worden. Wir haben daraufhin ein bisschen Hintergrundmaterial über sie zusammengetragen. Sie hat in Harvard studiert und ist in Boston aufgewachsen, im North End.«
»Hat das etwas zu bedeuten?«
Rob zuckte mit den Schultern. »Es könnte Zufall sein, aber das glaube ich nicht. Vom FBI haben wir doch
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