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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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aber im Allgemeinen treten dabei keinerlei Komplikationen auf. Unserer Erfahrung nach haben auch die Mäuse keinerlei negative Nebenwirkungen erfahren.«
    »Sind die Mäuse schon bald nach der Injektion gesund geworden?«
    »Soweit wir beobachten konnten, beginnen die Parkinson-Symptome sofort nachzulassen«, sagte Daniel. »Und dann setzt sich der Prozess sehr schnell fort. Die Mäuse haben eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Innerhalb einer Woche waren sie nicht mehr von der Gruppe der gesunden Tiere zu unterscheiden.«
    »Ich nehme an, dass Sie dieses Verfahren jetzt endlich auch an Menschen ausprobieren wollen«, warf Ashley ein.
    »Unbedingt.« Daniel nickte mehrfach heftig, um seine Aussage zu unterstreichen. »Nach den Tierversuchsreihen, die in nächster Zukunft abgeschlossen sein werden, hoffen wir auf ein zügiges Genehmigungsverfahren bei der FDA, um das Verfahren dann unter strengen Kontrollen an Menschen zu erproben.«
    Ashley bemerkte, wie Daniel seiner Begleiterin einen kurzen Blick zuwarf und sogar einen Augenblick lang ihre Hand nahm. Er lächelte innerlich, weil er spürte, dass Daniel dachte, die Anhörung nähme einen guten Verlauf. Es war Zeit, diese Fehleinschätzung zu korrigieren. »Doktor Lowell«, begann Ashley. »Kennen Sie die Redensart, dass etwas zu schön klingt, um wahr zu sein?«
    »Natürlich.«
    »Nun, ich glaube, dass dieses HTSR-Verfahren dafür ein Paradebeispiel ist. Auch, wenn wir die Haarspaltereien, ob dazu nun Embryonen zerstückelt werden müssen oder nicht, außer Acht lassen, so birgt es noch ein weiteres, entscheidendes ethisches Problem.«
    Ashley machte eine wirkungsvolle Pause. Im Saal war es vollkommen still.
    »Herr Doktor«, sagte Ashley von oben herab. »Haben Sie jemals Mary Shelleys Klassiker Frankenstein gelesen?«
    »Das HTSR-Verfahren hat nichts mit dem Frankenstein-Mythos zu tun«, erwiderte Daniel ungnädig, so, als wüsste er genau, worauf Ashley hinauswollte. »Wer so etwas andeutet, unternimmt den unverantwortlichen Versuch, sich die Ängste und Fehlinterpretationen der Öffentlichkeit zu Nutze zu machen.«
    »Ich fürchte, da bin ich anderer Ansicht«, entgegnete Ashley. »Ich glaube sogar, dass Mary Shelley eine dunkle Vorahnung bezüglich dieses HTSR-Verfahrens gehabt haben muss und dass sie das Buch aus diesem Grund geschrieben hat.«
    Das Publikum lachte wieder. Offensichtlich lauschte es gebannt jedem einzelnen Wort und hatte seinen Spaß daran.
    »Nun, ich weiß, dass ich nicht in den Genuss einer Eliteausbildung gekommen bin, aber ich habe Frankenstein gelesen, das mit dem Untertitel Der moderne Prometheus versehen ist, und ich entdecke da bemerkenswerte Parallelen. Soweit ich verstanden habe, bedeutet das Wort transgen, das in der verwirrenden Bezeichnung Ihres Verfahrens enthalten ist, nichts anderes, als dass den Genomen verschiedener Menschen kleine Teilchen entnommen und miteinander vermischt werden, wie wenn man einen Kuchenteig anrührt. In meinen Ohren - den Ohren eines einfachen Burschen vom Lande -klingt das doch sehr nach Victor Frankenstein, der sein Monster hergestellt hat, indem er Teile von dieser und jener Leiche genommen und sie zusammengenäht hat. Ja, er hat sogar ein bisschen Strom dafür verwendet, genau wie Sie bei Ihrer Klonerei.«
    »Im HTSR-Verfahren werden relativ kurze DNA-Abschnitte eingefügt und keine ganzen Organe«, gab Daniel erregt zurück.
    »Beruhigen Sie sich, Herr Doktor!«, sagte Ashley. »Das hier ist eine Anhörung, die den Tatsachen auf die Spur kommen soll, und kein Kampf. Ich möchte auf Folgendes hinaus: Bei Ihrem Verfahren entnehmen Sie Teile aus dem Körper eines Menschen und setzen sie einem anderen ein. Sehe ich das richtig?«
    »Auf der molekularen Ebene, ja.«
    »Die Ebene ist mir vollkommen egal«, sagte Ashley. »Ich möchte lediglich die Fakten klären.«
    »In der Medizin sind Organtransplantationen schon seit einiger Zeit gang und gäbe«, gab Daniel giftig zurück. »Die Öffentlichkeit sieht darin kein moralisches Problem, ganz im Gegenteil. Und eine Organtransplantation steht dem Konzept des HTSR-Verfahrens mit Sicherheit näher als Mary Shelleys Roman aus dem neunzehnten Jahrhundert.«
    »Sie haben uns gerade am Beispiel der Parkinson-Krankheit erläutert, dass Sie vorhaben, diese kleinen molekularen Frankensteins erst zu vermischen und dann einem Menschen zu injizieren, damit sie schließlich in seinem Gehirn landen. Es tut mir Leid, Herr Doktor, aber Gehirntransplantationen

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