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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wiedergeben sollte, und nahm ihn entgegen.
    »Wozu wollen Sie ihn zwingen?«
    »Das wird Ihnen beiden heute Abend klar werden«, sagte Ashley, während er die Ansprache überflog. »Es würde jetzt zu lange dauern, das alles zu erklären.«
    »Das macht mir Angst«, sagte Carol. Sie ließ den Blick links und rechts den Korridor entlangwandern, während Ashley seine Ansprache durchlas. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. Carols großes Ziel bestand darin, nach Ashleys Rücktritt sein Amt zu übernehmen. Das war der Grund, weshalb sie so viele Opfer für ihre jetzige Stellung brachte, zumal der Zeitpunkt für Ashleys Rückzug aus der Politik durch die Diagnose Parkinson in greifbare Nähe gerückt zu sein schien. Sie war für dieses Amt mehr als qualifiziert. Schließlich hatte sie, schon bevor sie nach Washington gegangen war, um Ashleys Laden zu schmeißen, das Amt eines State Senator bekleidet. Mittlerweile war so viel Zeit vergangen und sie war so dicht vor dem Ziel, dass sie auf keinen Fall riskieren wollte, dass er ihr irgendwelche Knüppel zwischen die Beine warf, so wie Bill Clinton es mit Al Gore gemacht hatte. Seit jenem schicksalhaften abendlichen Besuch bei Dr. Whitman wirkte Ashley unkonzentriert und war unberechenbar geworden. Sie räusperte sich, um die Aufmerksamkeit ihres Chefs auf sich zu lenken. »Also, wie wollen Sie denn Dr. Lowell zu etwas zwingen?«
    »Indem ich ihm eine Falle stelle und ihm dann den Boden unter den Füßen wegziehe«, sagte Ashley. Dabei hob er den Blick und schaute Carol direkt in die Augen. Er grinste verschwörerisch. »Wir befinden uns in einer Schlacht, und ich will sie gewinnen. Deshalb befolge ich einen uralten Ratschlag aus der Kunst der Kriegführung: Stelle fest, wo die entscheidenden Gefechte stattfinden werden, und besetze diese Stellen mit einer überwältigenden Übermacht! Wo ist der Bericht über den finanziellen Zustand seiner Firma?«
    Mit etwas Mühe suchte Carol aus den losen Blättern in der Akte das heraus, was Ashley sehen wollte. Sie gab es ihm und er überflog es. Sie suchte in seinem Gesicht nach irgendeinem Hinweis. Ob sie in der nächsten freien Minute Phil anrufen und ihn vorwarnen sollte, damit er sich schon einmal auf eine neue Entwicklung einstellen konnte?
    »Das ist gut«, murmelte Ashley. »Das ist sehr gut. Wie schön, dass ich meine Kontaktleute beim FBI habe. Ohne deren Hilfe hätten wir nur einen Bruchteil davon herausbekommen.«
    »Vielleicht sollten Sie Ihr Vorhaben noch einmal in Ruhe mit Phil besprechen«, schlug Carol vor.
    »Keine Zeit«, entgegnete Ashley. »Wie viel Uhr ist es eigentlich?«
    Carol blickte auf ihre Armbanduhr. »Schon nach zehn.«
    Ashley streckte die linke Hand aus, stützte sie mit der rechten und suchte nach Anzeichen für das Zittern. Es war da, aber kaum wahrnehmbar. »Mehr kann man nicht erwarten. Also los, an die Arbeit!«
    Ashley betrat den Sitzungssaal durch die Seitentür zur Rechten des hufeisenförmigen Podiums. Der Saal war voller Menschen, die durcheinander liefen und drängelten und ein unverständliches Stimmengewirr erzeugten.
    Ashley musste sich zwischen Kollegen und Mitarbeitern hindurch an seinen Platz schlängeln. Der rothaarige Rob stand sofort neben ihm, in der Hand ein zweites Exemplar der Einleitung, die er für Ashley vorbereitet hatte. Ashley signalisierte ihm, dass er nicht mehr gebraucht wurde, indem er sein eigenes Exemplar hin und her schwenkte. Dann setzte er sich und stellte das Tischmikrofon auf seine Größe ein.
    Ashley warf noch einen kurzen Blick auf den vertrauten, im griechischen Stil gehaltenen Wandschmuck des Sitzungssaals und ließ seinen Blick anschließend auf den beiden Gestalten ruhen, die vor ihm am Zeugentisch saßen. Zunächst richtete sich all seine Aufmerksamkeit auf die attraktive junge Frau mit den langen, glänzenden, einem Nerz ähnelnden Haaren. Ashley hatte eine Schwäche für schöne Frauen, und diese hier wurde seinen Ansprüchen in jeder Hinsicht gerecht. Sie trug einen seriösen, dunkelblauen Anzug mit weißem Kragen, der einen scharfen Kontrast zu ihrem gebräunten, olivfarbenen Teint bot. Trotz ihrer zurückhaltenden Kleidung strahlte sie eine angenehme Sinnlichkeit aus. Sie hatte ihre dunklen Augen auf Ashley gerichtet und er hatte das Gefühl, in zwei Pistolenläufe zu blicken. Er hatte keine Ahnung, wer sie war oder warum sie dort saß, aber wer weiß, vielleicht wurde die Anhörung durch ihre Anwesenheit ja ein wenig

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