Die Operation
Tischplatte ab.
Spencer und Paul saßen auf den beiden Stühlen gegenüber von Kurts Schreibtisch. Seit dem Augenblick, als der Sicherheitschef durch die Tür getreten war, hielten sie ihre Blicke fest auf Kurt gerichtet. Sie warteten darauf, dass er etwas sagte, aber Kurt ließ sich Zeit. Er zog sein schwarzes Seidenjackett aus und legte es über den Stuhl. Dann zog er die Pistole aus dem Halfter an seinem unteren Rücken und legte sie vorsichtig auf den Schreibtisch.
Spencer war sichtlich verärgert. Er stieß laut hörbar den Atem aus und verdrehte die Augen. »Mr Hermann, ich sehe mich gezwungen, Sie daran zu erinnern, dass Sie für uns arbeiten und nicht umgekehrt. Was, zum Teufel, geht hier vor? Ich hoffe, es gibt einen wirklich guten Grund dafür, dass Sie uns mitten in der Nacht hierher zitiert haben. Zufällig hatte ich nämlich gerade eine sehr angenehme Beschäftigung.«
Kurt schälte die hautengen Handschuhe ab und legte sie neben die Automatik. Dann erst setzte er sich. Er nahm den Computermonitor und schob ihn ein Stück zur Seite, um freie Sicht auf seine Gäste zu haben.
»Im Rahmen meines Dienstauftrages war ich heute Abend gezwungen, jemanden zu töten.«
Langsam ließen Spencer und Paul die Unterkiefer sacken. Konsterniert starrten sie ihren Sicherheitschef an, der ihren Blick gelassen erwiderte. Einen Herzschlag lang war alles still, niemand rührte sich. Paul hatte seine Stimme zuerst wiedergefunden. Zögerlich, als hätte er Angst vor der Antwort, sagte er: »Könnten Sie uns vielleicht verraten, wen Sie da umgebracht haben?«
Mit einer Hand öffnete Kurt die Schnalle an seinem Rucksack und holte mit der anderen eine Brieftasche heraus. Er schob sie über den Schreibtisch hinweg zu seinen Vorgesetzten und lehnte sich zurück. »Sein Name lautet Gaetano Baresse.«
Paul griff nach der Brieftasche. Noch bevor er sie aufklappen konnte, ließ Spencer seine flache Hand auf die metallene Oberfläche des Schreibtischs krachen. Es klang wie ein Schlag auf eine Kesselpauke. Paul schreckte auf und ließ die Brieftasche fallen. Kurt hingegen ließ nicht einmal ein kurzes Zucken erkennen, nur seine durchtrainierten Muskeln spannten sich.
Nachdem Spencer auf den Tisch geschlagen hatte, sprang er auf die Füße und begann, hin-und herzugehen. Dabei schlug er die Hände vor den Kopf. »Ich kann es einfach nicht glauben«, jammerte er. »Kaum, dass wir uns versehen, ist es wieder wie in Massachusetts, bloß dass dieses Mal die bahamaischen Behörden vor unserer Tür stehen und nicht die US-Marshals!«
»Das glaube ich nicht«, sagte Kurt nur.
»Ach nein?«, entgegnete Spencer in sarkastischem Ton. Er blieb stehen. »Was macht Sie denn so sicher?«
»Es gibt keine Leiche«, sagte Kurt.
»Wie geht das denn?«, fragte Paul und bückte sich, um die Brieftasche aufzuheben.
»Während wir uns hier unterhalten, versenkt Bruno die Leiche und alles, was dazugehört, im Meer. Ich habe den Mietwagen des Kerls am Flughafen abgegeben, sodass es so aussieht, als wäre er wieder abgeflogen. Er wird einfach verschwinden. Punkt! Ende!«
»Das klingt ja beruhigend«, sagte Paul, während er die Brieftasche aufklappte, Gaetanos Führerschein herausholte und genauer untersuchte.
»Beruhigend? Du kannst mich mal!«, brüllte Spencer. »Du hast mir versprochen, dass dieser.«, Spencer zeigte auf Kurt und suchte nach einer passenden Bezeichnung, »… dieser durchgeknallte Einzelkämpfer niemanden umbringt, und bumms, kaum haben wir die Klinik eröffnet, schon hat er den Nächsten kaltgemacht. Da braut sich eine Katastrophe zusammen. Noch einen Umzug können wir uns nicht leisten.«
»Spencer!«, sagte Paul in scharfem Ton. »Setz dich hin!«
»Ich setze mich hin, wann es mir passt! Ich bin schließlich der Leiter dieses Irrenhauses.«
»Wie du willst«, sagte Paul und blickte zu Spencer hinauf. »Aber erst einmal sollten wir uns alles genau anhören, bevor wir an die Decke gehen und irgendwelche Weltuntergangsszenarien verbreiten.« Dann blickte Paul zu Kurt. »Sie schulden uns eine Erklärung. Was hat die Tötung dieses Gaetano Baresse aus Somerville, Massachusetts, mit Ihrem Dienstauftrag zu tun?« Paul legte die Brieftasche und den Führerschein auf den Schreibtisch.
»Ich habe Ihnen ja bereits berichtet, dass ich die Wanze in Dr. D’Agostinos Telefon installieren konnte. Zur Überwachung musste ich ständig in ihrer Nähe sein. Nach dem Abendessen haben die beiden einen Spaziergang im Park des Ocean Club
Weitere Kostenlose Bücher