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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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fahren. Um Punkt neun Uhr komme ich dort in einem schwarzen Chevrolet Suburban mit getönten Fensterscheiben und dem Kennzeichen GDF 471 vorbei. Ich werde direkt vor dem Bahnhof am Straßenrand halten. Und ich gebe Ihnen für alle Fälle noch meine Handynummer.«
    Stephanie schrieb die Nummer auf, die Carol ihr durchgab.
    »Kann der Senator mit Dr. Lowells Kommen rechnen?«
    »Ich gebe diese Informationen wortwörtlich an Dr. Lowell weiter.«
    »Mehr kann ich nicht verlangen«, sagte Carol. »Aber lassen Sie mich bitte noch einmal die außerordentliche Bedeutung dieses Treffens sowohl für den Senator als auch für Dr. Lowell unterstreichen. Genau diese Worte hat der Senator selbst gebraucht.«
    Stephanie bedankte sich, versprach, in einer Viertelstunde zurückzurufen, und legte auf. Sie blickte Daniel unverwandt an. »Das ist eine der verrücktesten Geschichten, die ich je erlebt habe«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Was sagst du dazu?«
    »Was mag dieses alte Schlitzohr bloß im Schilde führen?«
    »Ich fürchte, es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    »Findest du wirklich, dass ich das machen sollte?«
    »Ich will es mal so ausdrücken«, sagte Stephanie. »Ich finde, es wäre dumm, nicht hinzugehen. Das Treffen ist geheim, du musst also nicht einmal einen weiteren Verlust deiner Selbstachtung befürchten, es sei denn, es wäre dir wichtig, was Ashley Butler von dir hält. Aber da ich weiß, was du von ihm hältst, kann ich mir das kaum vorstellen.«
    »Hast du dieser Carol Manning abgekauft, dass sie nicht weiß, worum es dabei gehen soll?«
    »Ja. Ich habe gespürt, dass es sie getroffen hat. Mein Eindruck ist, dass der Senator etwas sehr, sehr Außergewöhnliches in der Hinterhand hat, etwas, das er nicht einmal seiner wichtigsten Mitarbeiterin anvertrauen wollte.« »Also gut«, sagte Daniel, immer noch eine Spur zögerlich. »Ruf sie an und sag ihr, dass ich um neun Uhr an der Union Station sein werde.«
    »Du meinst, wir werden an der Union Station sein«, sagte Stephanie. »Das, was ich zu Miss Manning gesagt habe, war ernst gemeint. Ich bestehe darauf, mitzukommen.«
    »Warum nicht?«, sagte Daniel. »Wir können auch eine Party draus machen.«

Kapitel 4
    Donnerstag, 21. Februar 2002, 20.15 Uhr
    Als Carol ihren Wagen in der Einfahrt des bescheidenen Hauses in Arlington, Virginia, zum Stehen brachte, da kam es ihr vor, als wäre jede einzelne Lampe im Haus des Senators hell erleuchtet. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Angesichts der Unwägbarkeiten des Verkehrs in Washington war es alles andere als eine leichte Übung, um Punkt neun Uhr an der Union Station zu sein. Sie hoffte, dass ihre Berechnungen aufgingen, obwohl es nicht gerade viel versprechend angefangen hatte. Für die Strecke von ihrer Wohnung in Foggy Bottom bis zum Haus des Senators hatte sie schon zehn Minuten länger gebraucht als geplant. Zum Glück hatte sie noch eine Viertelstunde zusätzlichen Spielraum eingeplant.
    Carol ließ den Motor laufen, zog die Handbremse an und wollte gerade aussteigen. Doch dann sah sie, dass sie gar nicht in den kalten Nieselregen hinaus musste. Ashleys Haustür ging auf und der Senator kam heraus. Hinter ihm stand seine rundliche Frau, mit der er seit vierzig Jahren verheiratet war. In ihrer weißen, mit Spitzen besetzten Schürze über dem bunt gemusterten Hauskleid wirkte sie wie der Inbegriff unerschütterlicher Häuslichkeit. Im Schutz der Veranda und auf ihren eindeutigen Wunsch hin mühte er sich, seinen Schirm zu öffnen. Aus dem Schneetreiben vom Vormittag war mittlerweile ein gleichmäßiger Regen geworden.
    Das Gesicht unter dem schwarzen Schirm verborgen begann Ashley, die Eingangstreppe herunterzusteigen. Er ging langsam, setzte bewusst einen Schritt vor den anderen. So hatte Carol einen Augenblick die Gelegenheit, diesen vierschrötigen, leicht gebückten, schwerfälligen Mann zu betrachten, der genauso gut auch hätte Farmer oder sogar Stahlarbeiter sein können. Für Carol war es kein besonders angenehmer Anblick, ihren Chef näher kommen zu sehen. Die gesamte Szenerie wirkte ausgesprochen deprimierend und Mitleid erregend. Dazu trugen auch die feuchtnebelige Luft und die gräulich schwarze Nacht ihr Teil bei, ebenso wie das monotone Klick-Klack der Scheibenwischer, die unbarmherzig ihre Bögen über die nasse Windschutzscheibe zogen. Allerdings kam Carols Eindruck weniger durch das zustande, was sie sah, als durch das, was sie wusste. Dort stand ein Mann, den sie immer bis

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