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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ordnung«, sagte Carol knapp. In der jetzigen Situation fand sie sogar Ashleys theatralischen Akzent lästig, weil sie wusste, wie leicht er ihn an-oder ausknipsen konnte.
    »Ich habe mir das Dossier angesehen, dass Sie und die anderen Teammitglieder über den Herrn Doktor zusammengestellt haben«, sagte Ashley nach einer kurzen Unterbrechung. »Um ehrlich zu sein, ich habe es fast auswendig gelernt. Ich muss Ihnen allen gratulieren. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet. Ich glaube, ich weiß jetzt mehr über dieses Bürschchen als er selbst.«
    Carol nickte, gab aber keine Antwort. Erneut breitete sich Stille aus, bis sie in den Tunnel fuhren, der unter dem Rasen der Washington Mall hindurchführte.
    »Ich weiß, dass Sie sauer und wütend auf mich sind«, sagte Ashley unvermittelt. »Und ich weiß auch, warum.«
    Carol warf durch den Rückspiegel einen Blick auf den Senator. Die Keramikfliesen des Tunnels reflektierten das Scheinwerferlicht in Lichtblitzen, die ihm immer wieder ins Gesicht zuckten und ihn noch geisterhafter als zuvor erscheinen ließen.
    »Sie sind sauer, weil ich Ihnen nicht verraten habe, welche Gründe ich für dieses so wichtige Treffen habe.«
    Carol schaute ihn noch einmal an. Sie war verblüfft. Ein solches Zugeständnis war völlig ungewöhnlich für ihn. Noch nie zuvor hatte er erkennen lassen, dass er Carols Gefühle kannte oder dass sie ihn in irgendeiner Weise interessierten. So gesehen war dies nur ein weiterer Beweis für seine augenblickliche Unberechenbarkeit, und sie wusste nicht recht, was sie dazu sagen sollte.
    »Da fällt mir ein, wie meine Mama einmal böse auf mich war«, sagte Ashley und fügte seinem Akzent noch seinen Anekdotentonfall hinzu. Carol stöhnte innerlich auf. Sie fand beide Angewohnheiten ähnlich anstrengend. »Das war zu einer Zeit, als ich kaum größer war als ein Grashüpfer. Ich wollte alleine zum Angeln gehen, und zwar an einem Fluss, der fast zwei Kilometer von unserem Haus entfernt war. Dort gab es angeblich Katzenwelse so groß wie Gürteltiere. Also bin ich vor dem Morgengrauen losgelaufen, noch bevor die anderen wach waren, und ich habe meiner Mama damit eine Menge Sorgen bereitet. Als ich dann wieder zu Hause war, war sie so geladen, dass sie mich am Schlafittchen gepackt hat und wissen wollte, wieso ich sie in meinem zarten Alter vor einer solch törichten Unternehmung nicht um Erlaubnis gebeten hatte. Die Antwort war: Weil ich wusste, dass sie nein sagen würde. Nun, Carol, meine Liebe, bei dem nun bevorstehenden Treffen mit Dr. Lowell war ich in genau derselben Situation. Ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, dass Sie alles versucht hätten, um mich umzustimmen, aber ich bin fest dazu entschlossen.«
    »Ich würde nur dann versuchen Sie umzustimmen, wenn es in Ihrem eigenen Interesse liegen würde«, antwortete Carol.
    »Es gibt immer wieder Augenblicke, in denen sich Ihr Streben nach Macht nicht verbergen lässt, meine Liebe. Sicherlich, die meisten könnten Ihre wahren Beweggründe gar nicht glauben, angesichts Ihrer offensichtlichen selbstlosen Hingabe, aber ich kenne Sie besser.«
    Carol musste schlucken vor lauter Nervosität. Sie wusste nicht genau, was sie mit Ashleys schwülstiger Bemerkung anfangen sollte, aber sie hatte ganz bestimmt keine Lust, die darin liegende Andeutung - dass er nämlich ihre unausgesprochenen Ambitionen ahnte - weiterzuverfolgen. Stattdessen fragte sie: »Haben Sie sich denn wenigstens mit Phil besprochen, um die möglichen politischen Konsequenzen dieses Treffens auszuloten?«
    »Um Himmels willen, nein! Ich habe mich mit niemandem besprochen, nicht einmal mit meiner Frau, der Herr schütze sie. Sie, die beiden Wissenschaftler und ich selbst, wir sind die Einzigen, die über dieses bevorstehende Treffen Bescheid wissen.«
    Carol fuhr von der Autobahn ab und steuerte die Massachusetts Avenue an. Sie war erleichtert, als sie sich der Union Station näherten. So konnte sich das Gespräch nicht noch einmal um ihre geheimen Ambitionen drehen. Sie blickte auf die Armbanduhr. Es war Viertel vor neun.
    »Wir werden ein bisschen zu früh da sein«, sagte sie.
    »Dann fahren Sie noch ein bisschen herum«, schlug Ashley vor. »Ich würde gerne auf die Minute pünktlich kommen. Als Signal für den weiteren Verlauf des Treffens.«
    Carol bog nach rechts auf die North Capital und dann wieder nach links auf die D-Street. Sie war mit der Gegend vertraut, da sich das Bürogebäude des Senats in der Nähe befand. Als sie das

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