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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nächste Mal auf die Union Station zufuhren, war es drei Minuten vor neun. Um Punkt neun Uhr war sie vor dem Haupteingang des Bahnhofs angelangt.
    »Dort sind sie«, sagte Ashley und zeigte über Carols Schulter hinweg. Daniel und Stephanie kauerten unter einem Schirm des Vier Jahreszeiten. Sie fielen auf, weil sie die Einzigen in der Menge waren, die sich nicht von der Stelle rührten. Alle anderen beeilten sich, um entweder im Bahnhofsgebäude oder in einem der wartenden Taxis Schutz zu finden.
    Carol betätigte die Lichthupe, um die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu lenken.
    »Es gibt keinen Grund, jetzt so ein Theater zu machen«, knurrte Ashley. »Sie haben uns ja gesehen.«
    Daniel blickte noch einmal kurz auf seine Armbanduhr, dann schlenderte er auf den Chevrolet zu. Stephanie hatte sich links bei ihm untergehakt.
    Sie traten an Carols Fenster, und Carol ließ es herunter.
    »Miss Manning?«, fragte Daniel leichthin.
    »Ich sitze hier hinten, Doktor Lowell!«, rief Ashley, noch bevor Carol antworten konnte. »Wie wär’s, wenn Sie sich zu mir nach hinten setzen, während Ihre hübsche Mitarbeiterin vorne neben Carol Platz nimmt?«
    Daniel zuckte mit den Schultern. Dann umrundeten er und Stephanie den Wagen. Er hielt ihr den Schirm hin, bis sie eingestiegen war, und kletterte dann selbst ins Wageninnere.
    »Herzlich willkommen!«, strahlte Ashley und streckte ihm seine große Hand mit den Wurstfingern entgegen. »Vielen Dank, dass Sie an einem solch schrecklichen, verregneten Abend meiner Einladung gefolgt sind.«
    Daniel betrachtete Ashleys Hand, machte aber keine Anstalten, sie zu ergreifen. »Was gibt es denn, Herr Senator?«
    »Na, sieh mal einer an, ein wahrer Vertreter der Nordstaaten«, sagte Ashley aufgekratzt. Ohne sichtbare Verärgerung über Daniels abweisende Haltung zog er seine Hand zurück. »Immer sofort zum Punkt, ohne Zeit mit den Raffinessen des menschlichen Daseins zu vergeuden. Nun gut, sei’s drum. Wir können uns später noch die Hände schütteln. Aber bis dahin sollten wir, also Sie und ich, einander kennen lernen. Sie müssen wissen, ich habe großes Interesse an Ihren äskulapischen Talenten.«
    »Wohin, Herr Senator?«, wollte Carol wissen und beobachtete Ashley im Rückspiegel.
    »Warum machen wir mit den beiden Doktores nicht eine kleine Besichtigungstour durch unsere schöne Stadt?«, schlug Ashley vor. »Fahren Sie doch zum Tidal Basin hinunter, zum Jefferson-Memorial, dem elegantesten Denkmal, das unsere Stadt zu bieten hat.«
    Carol legte einen Gang ein und fuhr auf der First Street nach Süden. Dann tauschte sie mit Stephanie einen kurzen, abschätzenden Blick.
    »Hier rechts sehen Sie das Capitol«, sagte Ashley und zeigte hinaus. »Und zu unsrer Linken liegen der Oberste Gerichtshof, dessen Architektur mir persönlich außerordentlich gut gefällt, sowie die Kongressbibliothek.«
    »Herr Senator«, sagte Daniel. »Bei allem Respekt, und der ist, so fürchte ich, nicht besonders groß: Ich habe kein Interesse an einer Stadtführung, und schon gar nicht daran, Sie besser kennen zu lernen, erst recht nicht nach dem Schmierentheater dieser so genannten Anhörung, dem Sie uns heute Vormittag ausgesetzt haben.«
    »Mein lieber, lieber Freund…«, begann Ashley nach einer kurzen Stille.
    »Ach, lassen Sie doch dieses bombastische Südstaatengeschwafel sein!«, stieß Daniel verächtlich hervor.
    »Und, fürs Protokoll, ich bin nicht Ihr lieber Freund. Ich bin alles andere als Ihr Freund.«
    »Herr Doktor, bei allem gebotenen Respekt, und das meine ich wirklich ernst: Sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn Sie sich zu solchen Unverschämtheiten hinreißen lassen. Bitte erlauben Sie mir, Ihnen einen guten Rat zu geben: Wenn Sie, wie zum Beispiel heute Vormittag, zulassen, dass Ihre Gefühle die Oberhand über Ihren bemerkenswerten Intellekt gewinnen, dann schaden Sie in erster Linie Ihrer eigenen Sache. Aber trotzdem Sie aus Ihrer Abneigung gegen mich keinen Hehl gemacht haben, möchte ich mit Ihnen von Mann zu Mann oder am besten von Gentleman zu Gentleman in Verhandlungen treten, und zwar über eine Sache von höchster Wichtigkeit und zugleich höchster Sensibilität. Wir haben beide etwas, was der andere sich dringend wünscht, und so müssen wir, um unsere Sehnsüchte zu erfüllen, beide etwas tun, was wir eigentlich nicht tun wollen.«
    »Sie sprechen in Rätseln«, grummelte Daniel.
    »Das mag sein«, gab Ashley zu. »Sind Sie interessiert? Ich werde erst fortfahren,

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