Die Operation
wenn ich von Ihrem grundsätzlichen Interesse überzeugt bin.«
Ashley hörte, wie Daniel ungeduldig den Atem ausstieß, und stellte sich vor, wie er die Augen verdrehte, aber aufgrund der Dunkelheit, die im Wagen herrschte, konnte er sich dessen keineswegs sicher sein. Ashley wartete ab, während Daniel auf die vor dem Fenster vorüberziehenden Smithsonian Buildings starrte.
»Wenn Sie einfach nur Ihr Interesse äußern, dann kann Sie das weder zu etwas verpflichten noch in irgendeiner Weise gefährden«, sagte Ashley. »Außer den Personen hier im Wagen weiß niemand von unserer Plauderei, es sei denn, Sie selbst hätten noch jemanden davon in Kenntnis gesetzt.«
»Es wäre mir wirklich peinlich gewesen, irgendjemandem davon zu erzählen.«
»Herr Doktor, ich habe mich entschlossen, Ihre Unverschämtheiten zu ignorieren, so, wie ich heute Vormittag Ihren Mangel an Höflichkeit ignoriert habe, den Sie mit Ihrer Kleidung, Ihrer verächtlichen Körpersprache sowie Ihren gegen mich gerichteten Verbalattacken zum Ausdruck gebracht haben. Als Gentleman hätte ich beleidigt sein können, aber das bin ich nicht. Sparen Sie also Ihren Atem! Ich möchte lediglich erfahren, ob Sie Interesse daran haben, in Verhandlungen einzutreten.«
»Worüber genau würde ich denn verhandeln?«
»Über die Existenzfähigkeit Ihrer Firma, Ihre Karriere, Ihre Chance auf Berühmtheit sowie - und das ist vielleicht das Entscheidende - eine Möglichkeit, dem Versagen zu entgehen. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass darin für Sie eine ganz spezielle Bedrohung liegt.«
Daniel hielt den Blick starr auf Ashley gerichtet. Dieser konnte die Augen seines Nebenmannes im Halbdunkel nicht genau erkennen, spürte aber ihren durchdringenden Blick. Der Senator war sich sicher, dass er bis zum innersten Kern seines Gegenübers vorgedrungen war.
»Sie glauben, dass ich besonders ungern versage?«, fragte Daniel. Seine Stimme klang im Vergleich zu vorhin schon weniger süffisant.
»Auf jeden Fall«, gab Ashley zurück. »Sie besitzen eine ausgesprochen kompetitive Persönlichkeit, die, Hand in Hand mit Ihrem Intellekt, die treibende Kraft für Ihre bisherigen Erfolg war. Aber ausgesprochen kompetitive Menschen versagen nur sehr ungern, besonders, wenn ein Teil ihrer Motivation darin liegt, dass sie ihrer Vergangenheit entfliehen wollen. Es war ein langer Weg von Revere, Massachusetts, bis hierher und Sie haben ihn sehr gut gemeistert. Aber Ihr schlimmster Alptraum, das wäre ein Absturz, der Sie zwingen würde, zu den Wurzeln Ihrer Kindheit zurückzukehren. Angesichts all Ihrer Meriten ist das keine wirklich realistische Bedrohung, aber sie sitzt Ihnen nichtsdestotrotz ständig im Nacken.«
Daniel stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus. »Wie kommen Sie denn auf so eine lächerliche, absurde Idee?«
»Ich weiß eine Menge über Sie, mein Freund. Mein Daddy hat mir beigebracht, dass Wissen Macht bedeutet. Und da ich wusste, dass wir miteinander in Verhandlungen treten würden, habe ich natürlich meine zahlreichen Möglichkeiten ausgeschöpft - darunter auch meine Kontakte zum FBI -, um so viel wie möglich über Sie und Ihre neu gegründete Firma in Erfahrung zu bringen. Und so weiß ich nicht nur sehr viel über Sie selbst, sondern über Ihre gesamte Familie, und zwar über etliche Generationen hinweg.«
»Sie haben das FBI auf mich angesetzt?«, fragte Daniel. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich das glauben soll.«
»Das sollten Sie auf jeden Fall! Darf ich Ihnen einige besonders interessante Einzelheiten einer ausgesprochen spannenden Lebensgeschichte erläutern? Zunächst einmal sind Sie ein direkter Nachfahre der berühmten Lowells aus Neuengland, die in jener berühmten Beschreibung der Bostoner Gesellschaft auftauchen, wo die Lowells nur mit den Cabots reden und die Cabots nur mit Gott. Oder war es andersherum? Carol, können Sie mir kurz auf die Sprünge helfen?«
»Sie haben Recht, Herr Senator.«
»Das beruhigt mich«, sagte Ashley. »Ich möchte nicht, dass meine Glaubwürdigkeit schon zu einem solch frühen Zeitpunkt erschüttert wird. Aber leider, Herr Doktor, hat Ihnen die Verwandtschaft mit den berühmten Lowells nichts genützt. Es hat den Anschein, als sei Ihr alkoholkranker Großvater zuerst verstoßen und dann - schlimmer noch - enterbt worden, weil er gegen den Willen der Familie die Vorbereitungen auf das Hochschulstudium abgebrochen hat, als Landser in den Ersten Weltkrieg gezogen ist und nach seiner Entlassung ein
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