Die Operation
zwar bald, dann wird mein Leiden öffentlich. Ich fürchte, meine politische Karriere steht auf dem Spiel.«
»Ich kann nur hoffen, dass meine Ahnungen hinsichtlich des Zwecks für dieses ganze Theater nicht zutreffen«, ließ Daniel sich vernehmen.
»Ich fürchte, doch«, gestand Ashley ein. »Herr Doktor, ich möchte Ihr Versuchskaninchen sein, oder präziser, Ihre Ersatzmaus. Sie haben doch mit Mäusen so großen Erfolg gehabt, davon haben Sie heute Morgen noch voller Stolz berichtet.«
Daniel schüttelte den Kopf. »Das ist absurd! Sie wollen, dass ich Sie mit der gleichen Methode behandele wie unsere Mäuse?«
»Ganz genau, Herr Doktor. Mir war natürlich klar, dass Sie aus verschiedenen Gründen dazu nicht freiwillig bereit wären, und deshalb hat diese Unterredung den Charakter einer Verhandlung.«
»Das wäre gesetzeswidrig«, stieß Stephanie hervor. »Die FDA würde das niemals genehmigen.«
»Ich hatte nicht vor, die FDA zu informieren«, sagte Ashley ruhig. »Ich weiß ja, dass die sich gerne überall einmischen wollen.«
»Sie müssten dazu in ein Krankenhaus gehen«, sagte Stephanie. »Aber ohne Zustimmung der FDA würde kein Krankenhaus so etwas zulassen.«
»Kein Krankenhaus in den USA«, fügte Ashley hinzu. »Ich hatte eigentlich an die Bahamas gedacht. Um diese Jahreszeit ist es dort sehr angenehm. Und außerdem gibt es da eine Klinik, die genau das Richtige für unsere Zwecke wäre. Vor einem halben Jahr habe ich mit meinem gesundheitspolitischen Unterausschuss eine ganze Reihe von Anhörungen durchgeführt, die sich mit den mangelhaften gesetzlichen Regelungen für reproduktionsmedizinische Kliniken in unserem Land beschäftigt haben. Im Verlauf dieser Anhörungen sind wir auf die Wingate Clinic gestoßen, ein Paradebeispiel dafür, wie einige dieser Kliniken auf der Jagd nach enormen Profiten selbst die niedrigsten Standards noch unterbieten. Die Wingate Clinic war kurz zuvor auf das zu den Bahamas gehörende New Providence Island umgezogen, um auch die wenigen Gesetze noch zu umgehen, die für ein solches Unternehmen gelten, ein Unternehmen übrigens mit etlichen außerordentlich fragwürdigen Auswüchsen. Mir ist aber damals aufgefallen, dass die Klinik gerade dabei war, ein nagelneues, zukunftsorientiertes Forschungszentrum mit angeschlossenem Krankenhaus zu errichten.«
»Herr Senator, es gibt gute Gründe dafür, dass die medizinische Forschung mit Tierversuchen beginnt, bevor sie sich dem Menschen zuwendet. Alles andere wäre im besten Fall unmoralisch und im schlimmsten Fall eine Riesendummheit. Ich kann mich an einem solchen Versuch nicht beteiligen.«
»Mir war durchaus klar, dass meine Idee bei Ihnen nicht von Anfang an auf Begeisterung stoßen würde«, sagte Ashley.
»Aber, wie gesagt, deshalb befinden wir uns ja in Verhandlungen. Sehen Sie, ich bin bereit, Ihnen mein Wort als Gentleman zu geben, dass meine Gesetzesvorlage S. 1103 niemals den Unterausschuss verlassen wird, falls Sie sich damit einverstanden erklären, mich unter strengster Geheimhaltung mit Ihrem HTSR-Verfahren zu behandeln. Das bedeutet, dass Ihre zweite Finanzierungsphase anlaufen kann, dass Ihre Firma weitermachen kann und dass aus Ihnen genau der wohlhabende, berühmte Biotechunternehmer wird, der Sie so gerne sein wollen. Und was mich betrifft… meine politische Macht nimmt stetig zu, und dabei wird es auch bleiben, vorausgesetzt, dass ich diese Bedrohung durch die ParkinsonKrankheit abschütteln kann. Das heißt also: Wenn jeder von uns etwas tut, was er eigentlich lieber nicht täte, haben wir in der Konsequenz am Schluss beide gewonnen.«
»Was genau würden Sie denn lieber nicht tun?«, wollte Daniel wissen.
»Ich gehe das Risiko ein, ein Versuchskaninchen zu sein«, sagte Ashley. »Und ich gebe gerne zu, dass ich wünschte, unsere Rollen wären vertauscht, aber so ist das Leben. Darüber hinaus riskiere ich politische Konsequenzen von meinen konservativen Wählern, die erwarten, dass die Vorlage S. 1103 vom Unterausschuss in das Gesetzgebungsverfahren eingebracht wird.«
Daniel schüttelte voller Verwunderung den Kopf. »Das ist doch grotesk.«
»Es geht noch weiter«, sagte Ashley. »Angesichts des Risikos, das ich eingehe, wenn ich mich auf diese neue Heilmethode einlasse, finde ich, dass die Lasten zwischen uns sehr ungleich verteilt sind. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen und das Risiko zu vermindern, verlange ich eine göttliche Intervention.«
»Ich möchte lieber gar nicht
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