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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einfaches Mädchen aus Medford geheiratet hat. Anscheinend haben die grausamen Erfahrungen während des Krieges in Europa ihn so erschüttert, dass er psychisch nicht mehr in der Lage war, sich in die privilegierten Schichten zu integrieren. Damit befand er sich natürlich in schroffem Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern, die nicht im Krieg gewesen waren. Sie genossen vielmehr die Exzesse der wilden Zwanzigerjahre und hatten -auch wenn sie möglicherweise Gefahr liefen, dem Alkohol zu verfallen - zumindest einen Schulabschluss und gesellschaftlich akzeptierte Ehepartner.«
    »Herr Senator, ich finde das nicht besonders witzig. Könnten wir jetzt vielleicht langsam zur Sache kommen?«
    »Geduld, mein Freund«, sagte Ashley. »Lassen Sie mich die Geschichte bis in die Gegenwart fortführen. Es hat den Anschein, als wäre Ihr alkoholsüchtiger Großvater väterlicherseits auch kein besonders guter Vater oder gar ein Vorbild für seine zehn Kinder gewesen, darunter auch Ihr Daddy. Wie der Vater, so der Sohn, das lässt sich sicherlich auch von Ihrem Vater sagen, der den Zweiten Weltkrieg als Soldat durchlitten hat. Er hat zwar den Alkohol weitgehend gemieden, aber dennoch war er seinen neun Kindern nicht gerade ein guter Vater oder gar ein Vorbild. Ich bin mir sicher, da stimmen Sie mir zu. Sie haben dann, dank Ihrer kämpferischen Veranlagung, Ihrer Intelligenz sowie der Möglichkeit, einer Kriegserfahrung in Vietnam aus dem Weg zu gehen, diesen familiären Teufelskreis durchbrochen, allerdings nicht ohne Narben.«
    »Herr Senator, zum letzten Mal: Entweder sagen Sie mir jetzt in verständlichen Worten, was Sie eigentlich vorhaben, oder ich bestehe darauf, dass man uns zum Hotel zurückbringt.«
    »Aber das habe ich Ihnen doch bereits gesagt«, behauptete Ashley. »Gleich, nachdem Sie eingestiegen waren.«
    »Dann sagen Sie’s mir lieber nochmal«, spottete Daniel. »Wahrscheinlich haben Sie nur in zarten Andeutungen gesprochen, die an mir komplett vorübergegangen sind.«
    »Ich habe gesagt, dass ich großes Interesse an Ihren äskulapischen Talenten habe.«
    »Auch durch die Anrufung des griechischen Gottes der Heilkunst bleibt das Ganze ein Rätsel, für das ich im Augenblick keine Geduld habe. Lassen Sie uns konkreter werden, zumal Sie von Verhandlungen gesprochen haben.«
    »Konkret geht es um einen Handel zwischen Ihren Fähigkeiten als Arzt und meiner Macht als Politiker.«
    »Ich bin Forscher und kein praktizierender Mediziner.«
    »Aber Sie sind trotzdem Arzt, und bei Ihren Forschungen geht es darum, andere Menschen zu heilen.«
    »Und weiter?«
    »Ich werde Ihnen jetzt den eigentlichen Anlass unseres Gesprächs verraten. Aber zuvor brauche ich Ihr absolutes Ehrenwort als Gentleman, dass das, was ich Ihnen mitteilen werde, unter allen Umständen vertraulich behandelt wird, unabhängig vom Ausgang dieses Treffens.«
    »Falls es sich um eine wirklich persönliche Angelegenheit handelt, dann habe ich mit der Geheimhaltung kein Problem.«
    »Hervorragend! Und Dr. D’Agostino? Habe ich auch Ihr Ehrenwort?«
    »Natürlich«, stammelte Stephanie, überrascht von der direkten Ansprache. Als der Senator angefangen hatte, über Daniels Versagensangst zu sprechen, hatte sie sich nach hinten umgedreht und war regungslos in dieser Haltung verharrt, den Blick auf die beiden Männer gerichtet.
    Carol hatte Mühe, sich auf das Fahren zu konzentrieren, und war deutlich langsamer geworden. Das Gespräch, das sich auf dem Rücksitz entwickelte, zog sie in seinen Bann, sodass sie öfter in den Rückspiegel mit Ashleys Gesicht blickte als auf die Straße. Mittlerweile glaubte sie zu wissen, was Ashley gleich sagen würde, sie hatte eine Ahnung, welchen Plan er verfolgte. Sie war entsetzt.
    Ashley räusperte sich. »Sehr zu meinem Bedauern leide ich unter der ParkinsonKrankheit. Und nicht nur das: Mein Neurologe meint, dass es sich um eine sehr schnell fortschreitende Variante handelt, und es spricht etliches dafür, dass er Recht hat. Bei der letzten Untersuchung hat er sogar darüber gesprochen, dass die Krankheit in Kürze meine Wahrnehmung beeinträchtigen könnte.«
    Einige Augenblicke lang herrschte vollkommene Stille im Wagen.
    »Wie lange wissen Sie das schon?«, wollte Daniel wissen. »Ich habe keinerlei Zittern bemerkt.«
    »Seit ungefähr einem Jahr. Die Medikamente haben mir geholfen, aber ihre Wirkung lässt sehr schnell nach, genau, wie mein Neurologe es prophezeit hat. Wenn also nicht etwas geschieht, und

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