Die Operation
Rechnungen und naturwissenschaftliche Zeitschriften stapelten, so wusste er genau, wo welcher Stapel lag und oft sogar die genaue Reihenfolge innerhalb der einzelnen Stapel.
Sein Blick ging hinüber zu seinem mit vier Schubladen versehenen Aktenschrank. Darauf lag ein Stoß mit Artikeln, die er sich aus verschiedenen Zeitschriften kopiert hatte und die nur noch einsortiert zu werden brauchten. Auch sie waren verschoben worden, nur um wenige Zentimeter zwar, aber sie lagen jetzt definitiv anders als vorher.
Stephanie tauchte in der Tür auf. Sie seufzte erleichtert. »Wir müssen gerade noch rechtzeitig gekommen sein. Anscheinend war er noch gar nicht im Schlafzimmer. Alle meine Sachen liegen noch genau da, wo ich sie gestern Abend hingelegt habe.«
Daniel reckte das Bündel Geldscheine in die Höhe. »Er hat nicht einmal das Geld genommen, und hier im Arbeitszimmer war er auf jeden Fall.«
Stephanie lachte gequält. »Was war das denn für ein Einbrecher?«
»Ich finde das überhaupt nicht lustig«, sagte Daniel. Er zog die Schubladen seines Schreibtischs und des Aktenschranks auf, um nachzusehen, wie es darin aussah.
»Ich finde das auch nicht lustig«, sagte Stephanie. »Ich versuche, meine Empfindungen durch Galgenhumor in den Griff zu kriegen.«
Daniel schaute auf. »Was soll das denn heißen?«
Stephanie schüttelte den Kopf und atmete heftig aus. Erfolgreich bekämpfte sie die Tränen. Sie zitterte. »Ich bin ganz durcheinander. Solche unvorhergesehenen Ereignisse machen mich total fertig. Es verletzt mich, dass jemand hier drin war, in unsere Privatsphäre eingedrungen ist. Es zeigt, dass wir in ständiger Gefahr leben, selbst wenn wir uns dessen nicht bewusst sind.« »Ich bin auch durcheinander«, sagte Daniel. »Aber nicht aus philosophischen Gründen. Ich bin durcheinander, weil hier etwas passiert ist, was ich nicht begreife, für mich ist sonnenklar, dass das kein Nullachtfünfzehn-Einbrecher war. Er hat nach etwas Bestimmtem gesucht, und ich habe keine Ahnung, was es sein könnte. Das macht mir Angst.«
»Du glaubst nicht, dass wir ihn so rechtzeitig gestört haben, dass er einfach nichts mehr mitnehmen konnte?«
»Eine Weile war er schon hier, auf jeden Fall lang genug, um sich ein paar Wertsachen zu greifen, wenn er dahinter her gewesen wäre. Er hatte genügend Zeit, um den Schreibtisch und vielleicht auch den Aktenschrank zu durchsuchen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es eben, weil ich so zwanghaft bin. Dieser Mann war ein Profi und er hat etwas Bestimmtes gesucht.«
»Nicht materielle Werte, vielleicht etwas im Zusammenhang mit HTSR?«
»Kann sein, aber das glaube ich nicht. Schließlich sind die wesentlichen Bestandteile alle patentiert. Und außerdem hätte der Einbruch dann im Büro stattgefunden und nicht hier.«
»Aber was dann?«
Daniel zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.«
»Hast du die Polizei schon angerufen?«
»Ich wollte gerade anfangen, als er hier herausgeschossen kam. Jetzt bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch anrufen sollten.«
»Wieso denn nicht?« Stephanie war überrascht.
»Was würde die Polizei unternehmen? Der Mann ist schon längst über alle Berge. Anscheinend fehlt nichts, sodass wir auch keine Versicherung bemühen müssen, und außerdem habe ich wenig Lust, eine Menge Fragen zu unseren Aktivitäten in der jüngsten Vergangenheit beantworten zu müssen, falls sie darauf zu sprechen kommen würden. Dazu kommt noch, dass wir morgen Abend fliegen wollen, und ich will nicht, dass da noch etwas dazwischenkommt.«
»Moment mal!«, sagte Stephanie plötzlich. »Und wenn diese Geschichte etwas mit Butler zu tun hat?«
Daniel blickte Stephanie über seinen Schreibtisch hinweg an.
»Wie und wieso könnte Butler darin verwickelt sein?«, fragte er.
Stephanie erwiderte Daniels Blick. Die frühabendliche Stille wurde durch den Kühlschrankkompressor unterbrochen, der in der Küche ansprang. »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich. »Ich habe nur gerade an seine Verbindungen zum FBI gedacht und daran, dass er irgendwie dafür gesorgt hat, dass sie dich unter die Lupe genommen haben. Vielleicht sind sie ja noch nicht fertig damit.«
Daniel nickte, während er sich Stephanies Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Sie kamen ihm zwar weit hergeholt vor, ließen sich aber nicht so ohne weiteres von der Hand weisen. Das geheime nächtliche Treffen mit Butler vor zwei Tagen war schließlich genauso seltsam gewesen.
»Wir
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