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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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würden Sie ihm denn sagen? Sie haben den Amerikanern die Probe ja höchstpersönlich übergeben. Es ist ja nicht so, als ob sie sie gestohlen hätten. Und da die Übergabe in aller Öffentlichkeit stattgefunden hat, besteht sogar die Möglichkeit, dass ein findiger italienischer Anwalt einen Zeugen auftreibt.«
    »Ich würde gar nicht behaupten, dass die Probe gestohlen wurde. Ich würde nur sagen, dass sie sich die Probe unter falschen Angaben erschlichen haben, und das ist ja allem Anschein nach der Fall. Aber vor allem würde ich sagen, dass wir keine Genehmigung für die Ausfuhr der Probe aus Italien erteilt haben. Ich würde sogar hinzufügen, dass wir streng untersagt haben, dass die Fasern außerhalb der italienischen Grenzen geschafft werden, dass ich aber die Information habe, dass die Amerikaner morgen Früh genau das vorhaben.«
    »Und diese archäologische Polizei hätte auch die Macht, die Probe zu konfiszieren?«
    »Auf jeden Fall! Das ist eine sehr mächtige und unabhängige Institution. Als vor ein paar Jahren beispielsweise die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles stattfanden, da hat der damalige US-Präsident Ronald Reagan den damaligen italienischen Ministerpräsidenten gefragt, ob die antiken Bronzestatuen, die kurz zuvor bei Reggio di Calabria aus dem Meer geborgen worden waren, den Spielen als Wahrzeichen dienen könnten. Der Ministerpräsident war einverstanden, aber der zuständige Soprintendente Archeologico nicht, und so sind die Statuen in Italien geblieben.«
    »Okay, ich bin beeindruckt«, sagte Michael. »Hat die Organisation eine eigene, uniformierte Exekutive?«
    »Sie verfügen über zivile Ispettori, also Inspektoren, aber wenn irgendwo eingegriffen werden muss, dann ziehen sie entweder uniformierte Carabinieri oder die Beamten der Guardia di Finanza hinzu. Am Flughafen dürfte dafür die Guardia di Finanza in Frage kommen, aber wenn der Einsatz auf ausdrückliche Anordnung von Carlo stattfindet, sind die Carabinieri höchstwahrscheinlich mit beteiligt.«
    »Falls Sie anrufen, was würde mit den Amerikanern geschehen?«
    »Sie würden morgen Früh, wenn sie für ihren internationalen Flug einchecken, festgenommen, eingesperrt und schließlich vor Gericht gestellt. In Italien nimmt man solche Dinge sehr ernst. Aber man würde ihnen nicht sofort den Prozess machen. So etwas geht langsam voran. Die Probe jedoch würde sofort an uns zurückgesandt und das Problem wäre gelöst.«
    »Rufen Sie an!«, sagte Michael direkt. Er war enttäuscht, aber noch war nicht alles verloren. Mit einem Lob für die eigenhändige Beseitigung des Problems mit der Textilprobe konnte er jetzt natürlich nicht mehr rechnen. Andererseits konnte er immer noch dafür sorgen, dass der Kardinal erfuhr, dass seine Mitwirkung unverzichtbar gewesen war.
    Ein zufriedener Rülpser bahnte sich seinen Weg aus Daniels Magen nach oben und zwischen seinen aufgeblasenen Backen ins Freie. Er machte einen halbherzigen Versuch, sein verschmitztes Grinsen hinter einer Hand zu verbergen.
    Stephanie warf ihm einen ihrer, wie sie meinte, strengsten Blicke zu. Sie hatte es noch nie komisch gefunden, wenn er seiner schelmisch-kindischen Seite freien Lauf ließ.
    Daniel lachte. »He, entspann dich. Wir haben ein großartiges Abendessen und eine ebenso großartige Flasche Barolo genossen. Jetzt mach nicht alles kaputt!«
    »Ich entspanne mich erst, wenn ich unser Zimmer unter die Lupe genommen habe«, sagte Stephanie. »Ich finde, ich habe das Recht, ein bisschen angespannt zu sein, nachdem vorhin jemand meine Sachen durchwühlt hat.«
    Daniel steckte den Schlüssel ins Schloss und machte die Zimmertür auf. Stephanie trat über die Schwelle und ließ den Blick umherwandern. Daniel wollte gerade an ihr vorbei ins Zimmer gehen, als sie ihn mit dem Arm zurückhielt.
    »Ich muss aufs Klo«, beschwerte er sich.
    »Wir hatten Besuch!«
    »Oh! Woher weißt du das?«
    Stephanie deutete auf die Kommode. »Die silberne Schachtel ist verschwunden.«
    »Tatsächlich, weg«, sagte Daniel. »Ich schätze mal, du hattest die ganze Zeit über Recht.«
    »Natürlich hatte ich Recht«, erwiderte Stephanie. Sie trat vor die Kommode und legte ihre Hand auf die Stelle, wo die Schachtel gelegen hatte, als könnte sie nicht glauben, dass sie verschwunden war. »Aber du hattest auch Recht. Sie müssen hinter der Grabtuchprobe her gewesen sein.«
    »Tja, meine volle Anerkennung für deine Idee, die Probe herauszunehmen und die Schachtel hier zu

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