Die Opfer des Inzests
ihn
aufzurütteln, beschimpft ihn sogar. Yvan läßt sich nicht aus der Ruhe bringen.
Nichts berührt ihn, nichts kann ihn erschüttern.
Am liebsten ist er mit Lisie zusammen.
Von ihr bekommt er weder Vorwürfe noch Vorhaltungen zu hören. Und das kleine
Mädchen liebt den großen Bruder, der stets verfügbar ist, um mir ihr zu
spielen, ihr Märchen vorzulesen oder sie zu kitzeln, bis sie um Gnade fleht.
Lisie weiß nicht mehr genau, wann aus
Yvans Neckereien Liebkosungen geworden sind. Und sie weiß auch nicht mehr, wann
er angefangen hat, immer öfter mit ihr in die Wohnung mit den ständig
geschlossenen Fensterläden zu gehen.
Anfangs ist sie ihm widerspruchslos
gefolgt. Er ist so überzeugend mit den vielen Bonbons in jeder Tasche. Lisie
hält ihn sogar für einen Zauberer. Wie beschafft er sich nur diese Schätze, wo
er doch von den Eltern keinen Sou bekommt? Daß er sie dem Lebensmittelhändler,
der viel zu arglos ist, dem schlaksigen, scheinbar harmlosen Jungen zu
mißtrauen, einfach vor der Nase weg klauen könnte, kommt ihr gar nicht in den Sinn.
In Lisies Augen ist Yvan schlicht
wunderbar. Nichts, was von ihm kommt, kann den Argwohn des Kindes wecken. Nicht
einmal dieses neue Spiel, bei dem sie sich ausziehen muß — wofür sie hinterher
Karamelbonbons bekommt, die sie am liebsten hat.
Im Zimmer ihres großen Bruders ist ein
offener Kamin. Lisie gefällt die Berührung der gemaserten Platte aus
Marmorimitat. Dort liegt immer ein Schatz von Süßigkeiten für sie bereit,
nachdem sie Yvans Anordnungen ausgeführt hat. Anordnungen, die er freundlich
vorbringt. Immer freundlich. Darum findet Lisie auch nichts dabei, ihrem Bruder
ihr Höschen zu zeigen. Die kleinen Jungen in der Schule fordern sie ja auch
dazu auf. Sie spielen hinter dem Lebensmittelladen Doktor, gut versteckt hinter
einer hübschen Lorbeerhecke.
Yvan hat sie eines Tages überrascht,
als er von Einkäufen für seine Mutter zurückkam. Er ist von allen am meisten
rot geworden. Die Jungen sind spitze Schreie ausstoßend davongerannt. Nachdem
er die erste Überraschung überwunden hatte, nahm Yvan Lisie ein wenig unsanft
am Arm und befahl ihr, nach Hause zu gehen. Auf dem Heimweg sagte er kein Wort.
Lisie auch nicht.
Er hat sie nicht bei den Eltern
verpetzt, wofür Lisie ihm dankbar ist, zumal er bald wieder der alte Yvan
geworden ist, der Spieler, der gute Yvan.
Und doch erinnert sich Lisie, nachdem
sie gründlich darüber nachgedacht hat, daß ihr Bruder sie kurze Zeit nach
diesem Vorfall aufgefordert hat, mit ihm das gleiche zu tun wie mit ihren
Schulkameraden. Das fand sie weniger lustig. Für sie war Yvan beinahe
erwachsen. Er spielte anders als ihre Kameraden. Er reagierte anders.
Tatsächlich schien es für ihn kein Spaß zu sein. Aber Lisie wollte diese
Kleinigkeiten nicht sehen. Sie wollte nicht auf Yvans Gesellschaft verzichten.
Sie hatte schon immer so schön mit ihm gespielt. Und dann waren da noch die
verlockenden Süßigkeiten.
»Heute muß ich dich an Händen und Füßen
fesseln«, erklärt er ihr an diesem Sommermorgen in dem dunklen Zimmer, während
der Betrieb in der Bar losgeht.
»Beeil dich! Was hast du mir heute
mitgebracht? Lakritz oder Roudoudous?«
»Eine Überraschung! Das erfährst du
später, aber ich garantiere dir, daß du nicht enttäuscht sein wirst. Also los,
ich bin der Cowboy, und du bist eine kleine Indianerin, die ich mit dem Lasso
eingefangen habe. Du mußt dich ergeben.«
Lisie versteht nicht alle Worte, die
Yvan benutzt, aber da er mit ihr spielen will, ist sie glücklich.
Ihr Bruder holt eine Schnur aus seiner
Hosentasche und fesselt Lisie vorsichtig mit Händen und Füßen an die
Gitterstäbe des Bettes.
Von draußen dringen Geräusche gedämpft
in das geschlossene Zimmer. Leute grüßen sich auf der Straße, rufen einander
vor der Bar zu. Es ist Aperitifzeit. Sonia und Luigi werden bis zwei Uhr alle
Hände voll zu tun haben. Wenn dann der letzte Durstige gegangen ist, werden sie
Yvan und Lisie Brote bringen.
Yvan weiß, daß er sich nicht zu beeilen
braucht.
»Jetzt ziehe ich dir die Shorts
herunter, Lisie. Du bist meine Gefangene, und ich kann mit dir machen, was ich
will. Du kannst dich nicht rühren. Siehst du, du bist gefesselt! Ich bin der
Sieger! Und jetzt muß ich dein T-Shirt hochschieben. Ich muß doch wissen, wie
die Squaw aussieht, die ich mir eingefangen habe. Ziemlich dürr! Aber es wird
schon gehen!«
Yvan beginnt, die gänzlich flache,
kindliche Brust seiner
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