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Die Opfer des Inzests

Die Opfer des Inzests

Titel: Die Opfer des Inzests Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Schweighoffer
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sie
mit Aufmerksamkeiten, tröstete sie, wenn sie weinte, sich verzehrte vor Sorge
um Yvan und Mathilde.
    Nach einigen Monaten fühlten die beiden
sich in der Wohnung der Schwester nicht mehr wohl. Aber es gab in dieser Region
der Provence ohne jede Industrie keine beruflichen Perspektiven. Und ohne
Arbeit... keine Wohnung.
    Es dauerte nicht lange, und Sonia wurde
schwanger. Luigi war außer sich vor Freude, verwöhnte sie noch mehr und
versuchte alles, um Arbeit zu finden.
    Da las er im Rathaus eine Mitteilung,
in der die Schließung des einzigen Cafés des Dorfes angekündigt wurde. Die
Lizenz konnte jeder bekommen, der sich der Aufgabe gewachsen fühlte, die
wenigen Reisenden in den Wintermonaten anzuziehen und diese mageren Einkünfte
in der warmen Jahreszeit wettzumachen, mit den Touristen, die gewillt waren,
einen Umweg über das eher reizlose Dorf zu machen.
    Im achten Monat schwanger, ließ Sonia
sich von Luigi überreden. Zumal sie gerade Nachricht von ihrem Ex-Mann bekommen
hatte. Da er es leid war, für zwei Jugendliche zu sorgen, die ständig nur
lautstark nach ihrer Mutter verlangten, und sich selbst ein neues Leben ohne
die zwei Störenfriede aufbauen wollte, war er bereit, Yvan und Mathilde zu
Sonia zu schicken, wenn sie sich nur melden würde.
    Die Wiedervereinigung mit ihren
Kindern, die bevorstehende Geburt, ein eigenes Heim... Sonia glaubte, ihr Leben
würde in Zukunft freier sein, unbeschwerter. Ein Café zu führen, ja sogar dort
zu leben, da eine kleine Wohnung dazugehörte, das bedeutete endlich Sicherheit,
Unabhängigkeit, die Grundlage für ein neues Glück nach den überstandenen
schlechten Zeiten. Die ganze Familie werde sich im Dorf integrieren; Luigi und
sie würden niemandem mehr Rechenschaft schuldig sein... Sich eine neue Existenz
aufbauen, die Vergangenheit endgültig hinter sich lassen.
    Sonia brachte ein kleines Mädchen zur
Welt, Lisie. Aber die Arbeit im Café durfte sie nicht schleifen lassen. Knapp
eine Woche nach der Entbindung war Sonia wieder bei der Arbeit. Sie erkannte
schnell, daß sie nicht geschaffen war für den undankbaren Job, der so wenig
Geld einbrachte und sie 16 Stunden täglich beanspruchte, da die neuen Pächter
das Bistro in ein Restaurant umwandeln mußten, um finanziell über die Runden zu
kommen.
    Gleichzeitig Bedienung und Hausfrau,
mußte Sonia ohne mit der Wimper zu zucken das hirnlose Gequatsche der Säufer
und ihre Grabschereien über sich ergehen lassen. Sie mußte an sich halten, sie
nicht an die Luft zu setzen, wenn sie um ein Uhr früh noch an der Theke saßen.
    Luigi seinerseits machte es Spaß,
hinter der Theke zu schalten und zu walten, und er rührte sich nicht von dort
fort, während Sonia alle anfallenden Arbeiten erledigte, morgens als erste
aufstand und abends als letzte zu Bett ging. Besorgt sah sie ihre Kinder ohne
jedes Familienleben aufwachsen. Lisies Wiege stellte sie in einer kleinen Ecke
des Saales auf. Und Lisie wuchs heran, in der ganz speziellen Welt einer
Dorfkneipe.
     
    Sonia leidet sehr darunter, daß Luigi
und sie ihr keine richtigen Eltern sein können. Sie sind nur kleine
Bistrobetreiber, gezwungen, sich uninteressanten, jämmerlichen Gestalten zu
widmen anstatt ihren Kindern. Die Kleine beklagt sich nicht, was der Mutter
noch besorgniserregender erscheint. Lisie hat schnell eine Abneigung gegen den
Schulbesuch entwickelt. Zu viele Vorschriften und Einschränkungen, an die sie
sich einfach nicht gewöhnen kann. Stundenlang eingesperrt zu sein empfindet sie
ganz offensichtlich als Qual.
    Mathilde, die Zweitälteste, mußten sie
auf ein Internat schicken, da das nächste Gymnasium 40 Kilometer entfernt ist.
Die Abwesenheit der Jugendlichen wirkte sich positiv auf das Paar aus: Luigi
hatte seine Aggressionen gegenüber den Kindern eines anderen kaum verhehlen
können. Für ihn waren sie eine ständige Erinnerung an die frühere Beziehung
seiner Frau und eine finanzielle Last, auf die er gern verzichtet hätte.
    Aber Sonia quält sich, da Mathilde sich
nach dem heftigen Bruch zwischen den Eltern nur schwer mit der neuerlichen
Trennung abfinden kann. Ihre schulischen Leistungen lassen immer mehr nach, und
sie schreibt ihrer Mutter fast täglich Briefe, in denen sie ihr bittere
Vorwürfe macht und ihre Verachtung für Luigi offen zum Ausdruck bringt.
    Yvan seinerseits hat sich schlichtweg
geweigert, weiter die Schule zu besuchen. Mit 17 Jahren hängt er faul herum,
leidenschaftslos und desinteressiert. Sein Stiefvater versucht

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