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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Kapstadt zu feiern, wenn ich meine Mutter mitbringen darf. – War nur Spaß!

    Hätte auch nichts dagegen, wenn du in meine Augen schaust – aber nur zu Vergleichszwecken. Ich werde darüber nachdenken.

    Ich fand, ich hatte mich gerade richtig ausgedrückt, um versucht – und versuchend – zu klingen, aber auch vorsichtig. In Wahrheit ließ Groots Einladung mein Herz rasen, und ich lag da und dachte daran, was passieren könnte, wenn ich sie annahm.
    Ich machte das Licht aus, aber sobald sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte ich ein Leuchten von draußen. Ich stand auf und öffnete die Vorhänge. Es war der Mond, hoch und hell, der das Meer und die Küste mit einer Silberschicht überzog.
    Die Flut war höher, als ich sie je gesehen hatte, sie bedeckte den Strand bis hinauf zur Promenade. Doch von einem leichten Kräuseln abgesehen, war die Meeresoberfläche in der Bucht so still und glänzend wie Quecksilber in einer Schale.
    Meine Gedanken dagegen waren alles andere als ruhig. Genauso wenig wie mein Körper. Diese Wirkung hatte Peter Groot neuerdings auf mich. Ich fühlte seine Nähe so stark, dass ich unwillkürlich die Hand ausstreckte und den leeren Platz neben mir tätschelte. Weihnachten schien entsetzlich weit entfernt.

7
    A m nächsten Morgen stand ich auf dem Lookout Cliff, hoch über der kleinen Bucht, in der die Überreste der Intrinsic verstreut lagen. Meer und Himmel trugen ihr jeweiliges Blau und trafen sich in der Ferne in einer deutlich abgegrenzten Horizontlinie, oben der matte Himmelston, darunter die glitzernde See. Es wehte nur eine leichte auflandige Brise, und in der Bucht selbst verursachte die träge Dünung kleine Wellenkämme, die sich erst kurz vor den Klippen zu Brechern aufbäumten.
    Von Mahons RIB war nichts zu sehen, obwohl er gesagt hatte, er würde seine Mannschaft mobilisieren, nachdem er mich am Vorabend in meinem Hotel abgesetzt hatte. Dann fiel mein Blick auf eine rosarote Boje, die in den Wellen auf und ab schaukelte. Ich nahm meinen Minirucksack von den Schultern und trat näher an den Rand der Klippe – schlurfte wäre das bessere Wort. Ich war wie eine alte Frau, die sich, ihres Halts unsicher, mit ausgestreckten Händen und vorsichtig tastenden Füßen voranarbeitete. Schließlich beschloss ich, lieber auf allen vieren zu gehen und zum Rand zu kriechen. Dort angekommen, reckte ich den Hals vor und sah ein schwarzorangefarbenes RIB mit einer Reihe von Hummerkörben darin. Während ich zusah, kam ein Taucher nach oben und stieg in das Boot.
    Direkt unter mir sah ich jetzt weiße Gischt, wo die Wellen zurückfluteten, nachdem sie sich an der Felswand gebrochen
hatten. Seevögel kreisten im Aufwind wie Papierfetzen. Obwohl nur ein leichter Wind wehte, schien er an Stärke zuzulegen, wenn er auf die Klippen traf, er peitschte über die Kante und drohte mir die Mütze vom Kopf zu blasen. Ich hatte für meinen Morgenspaziergang Stiefel, weiße Shorts und ein T-Shirt mit V-Ausschnitt angezogen, dazu eine leichte blaue Windjacke und eine passende Mütze, um meine Augen vor der Sonne – und vor meinen Haaren – zu schützen. Während ich den Schirm der Mütze herumdrehte, kam in einigen Metern Entfernung ein Trio Möwen mit schwarzen Schnäbeln im Aufwind herangesegelt, sie hingen eine Weile in der Luft und schmierten dann ab wie Kampfflugzeuge.
    Ich hörte, wie unten der Außenbordmotor gestartet wurde, und wollte gerade ein Fernglas aus dem Rucksack holen, als ich hinter mir eine Frauenstimme hörte.
    »Kann man sich gefahrlos da hinauswagen?« Englischer Akzent. Kultiviert.
    Ich drehte mich auf meinem Bett aus hohem Gras um und sah eine Frau zwischen mir und dem Klippenpfad stehen. Sie war groß und dünn, mit kurz geschnittenem blondem Haar und einer übergroßen Sonnenbrille. Ein Kleid mit Blumenmuster flatterte um ihre Beine, und sie kämpfte mit einer langen Strickjacke ohne erkennbare Form, in die sie sich gewickelt hatte. Darunter trug sie eine abgenutzte Ledertasche diagonal über den Leib geschnallt, sodass sie auf ihrer Hüfte saß. Lose sitzende Jesuslatschen komplettierten den Eindruck, den ich mir sofort gebildet hatte – dass sie sich absichtlich nachlässig kleidete, um einen bestimmten Look zu erzielen.
    »Ich denke schon, aber seien Sie vorsichtig. Die Kanten bröckeln leicht ab. Aber hier scheint alles in Ordnung zu sein.«
    Sie rief nach jemandem hinter ihr. Da mich die Sonne blendete, hatte ich niemanden auf dem Pfad

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