Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
tue ich immer gern einen Gefallen.«
    An dieser Stelle hätte ich das Gespräch am liebsten sofort beendet, aber ich bekam nun mal eine einmalige Chance geboten und würde es sicher mein Leben lang bereuen, wenn ich ablehnte. Und da ich meinen Aufenthalt in Kilkee nicht über Sonntag – der in zwei Tagen war – ausdehnen wollte, stimmte das Timing genau.
    »Die Wettervorhersage ist gut …«, fuhr er fort, während ich noch zögerte. Wieso musste es dieser Typ sein, und warum ein sechssitziger Hubschrauber? Alles, was ich brauchte, war eins dieser kleinen Dinger, die aussehen wie eine Libelle, die gerade eine Blase macht. »Es soll ein heißer Tag werden, Sie müssten also genügend Sonnencreme mitbringen, um …«
    »Okay, wunderbar«, platzte ich heraus, ehe er noch etwas sagte, was mich wirklich abschreckte. Wenigstens würde ich nicht viel Zeit mit ihm verbringen müssen.
    »Hinter dem Crabshell, das beim Golfclub liegt, wie Sie wissen, gibt es einen Hubschrauberlandeplatz. Ich lande dort um acht Uhr dreißig, und ich hole Sie gegen vier wieder von der Insel ab.«
    Ich dankte McGann und beendete das Gespräch. Es störte mich, bei ihm in der Schuld zu stehen, deshalb hatte ich vor, den angemessenen Preis für einen Flug zur Insel zu ermitteln
und ihm einen entsprechenden Scheck zu schicken, wenn ich wieder zu Hause war.
    Doch jetzt musste ich überlegen, was ich mitnehmen sollte, wenn ich an einem heißen Tag fast acht Stunden vom Festland abgeschnitten sein sollte. Ich begann, eine Liste zu schreiben, damit ich nichts Wichtiges vergaß. Als ich sie fertig hatte, war mir klar, dass ich einen größeren Rucksack brauchen würde. Besser, ich ging sofort los, um einen zu besorgen.

10
    N achdem ich eine Stunde durch die Läden spaziert war, hatte ich einen neuen Rucksack mit zwei großen Flaschen Wasser und einer Flasche Orangensaft darin. Außerdem würden meine Kamera und mein Fernglas darin Platz finden, der Zeichenblock, Stifte, eine Kelle und ein Maßband, Sonnenbrille, Sonnencreme, Lippenschutz, Wischtücher und eine lange Ersatzhose plus langärmligem Hemd, falls mir die Sonne zu stark wurde. Ein Lunchpaket würde ich mir vom Hotel machen lassen.
    Als ich an einem Musikladen vorbeikam, fiel mir ein, dass ich ein paar neue CDs für die Heimfahrt am Sonntag gebrauchen könnte. Also ging ich hinein und wühlte in den Verkaufstischen. Ich habe eine Schwäche für die Singer-Songwriter aus der Country-Ecke, aber es gab so gut wie keine in dem Laden, und auch in Sachen Rock oder Folkrock beschränkte sich die Auswahl im Wesentlichen auf Hitparadentitel. Zuletzt ging ich lustlos einen Tisch mit Sonderangeboten verschiedener Sammelalben und halb vergessener Künstler durch. Das Cover einer aus vier Sängerinnen bestehenden Vokalgruppe namens Gyna sprang mir ins Auge. Ich erinnerte mich vage als Marketingidee an sie – todschick und gleichzeitig anzüglich -, hatte ihre Musik aber nie gehört. Die dritte von links auf dem Cover hatte eine unheimliche Ähnlichkeit mit Sarah Baxter, nur dass ihr Haar lang war und ihre wohlgerundete Figur in einem roten Kleid steckte, das so eng anlag wie ein Hochglanzanstrich.

    Ich ließ das Booklet aus der CD gleiten und sah auf die Rückseite, wo die Mitglieder von Gyna aufgezählt waren. Es war tatsächlich Sarah.
    Ich lächelte für mich, kaufte das Album und verließ den Laden. Wollten sie und Kendrick nicht heute nach Banagher fahren? Vielleicht würde ich sie noch sehen, ehe sie Kilkee verließen.
    Ich ging weiter die Straße entlang, bis ich an eine breite Kreuzung kam. Links von mir, nur fünf Gehminuten entfernt, lag das Ocean Cove. Rechts, den Hügel hinauf, war der Marktplatz. An bestimmten Tagen wurde dort ein Markt abgehalten, und heute war einer davon. Da ich noch ein Geschenk für meine Mutter brauchte, schlenderte ich in diese Richtung. Ich hätte eins von Kims Glaskunstwerken für sie kaufen können, aber sie war nicht scharf auf noch mehr »Staubfänger«, wie sie solche Dinge nannte.
    Die Marktbuden wurden von gestreiften Planen in Bonbonfarben bedeckt, minzegrün und weiß, blau und weiß, rosa und weiß. Darunter gab es Kleidung, Gemüse, Uhren; ich staunte über die Vielfalt an Handyetuis, stolperte über gebrauchte Elektrowerkzeuge und spielte mit dem Gedanken, mir eine Angelrute zu kaufen.
    Aber nachdem ich bei den meisten Buden vorbeigeschaut hatte, kaufte ich doch nichts; was immer ich suchen mochte, ich wusste, hier würde ich es nicht finden. Reine

Weitere Kostenlose Bücher