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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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von ihrer allzu großen Begeisterung fortgerissen und ist unmöglich vom einmal eingeschlagenen Kurs abzubringen.«

    »Hat sie sich nun selbst getötet oder nicht?«
    »Ja. Ich glaube, sie war sowohl euphorisch als auch in Selbstmordstimmung, als sie anfing, mir SMS zu schicken. Und sobald sie dann wieder herunterkam, wurden die Selbstmordgedanken verstärkt. Selbstmordneigungen haben bei Süchtigen oft mehr mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit als mit Depression zu tun. Das weiß ich von ihr. Hier ist noch eine SMS.«
    Ich sah mir die letzte an.
    Leser, ich habe ihn getötet.
    »Es sind alles Zitate aus Jane Eyre «, sagte er. »Die letzte ist eine Anspielung auf die berühmte Zeile aus dem letzten Kapitel: ›Leser, ich habe ihn geheiratet.‹ Ich glaube, sie konnte das Schuldgefühl über Julians Tod nicht mehr ertragen und wollte dem Schmerz ein Ende machen. Aber wenn Sarah schuldig ist, dann auch derjenige, der sie in dieser Nacht mit Heroin versorgt hat. Ich will ihn ihren Schmerz fühlen lassen.«
    »Ich glaube wirklich, Sie sollten zur Polizei gehen wegen dieser Geschichte. Sonst bringen Sie sich in Lebensgefahr.« Ich beschloss, ihm lieber nicht zu sagen, dass er meiner Ansicht nach mit Jonas Zitaras auf der richtigen Spur gewesen war.
    Kendrick stand auf. »Ich werde es mir überlegen. In der Zwischenzeit – ich weiß, Sarah wollte, dass Sie den Brief lesen, den Charlotte über Kilkee geschrieben hat. Der Ordner ist im Wagen. Wenn Sie möchten, können wir ihn holen gehen.«
    »Okay.« Ich öffnete die Tür und blickte den Flur auf und ab. Ein Zimmermädchen nahm einen Satz Handtücher von einem Wagen vor einem frisch geräumten Zimmer. Aber ich sah niemand Verdächtigen herumlungern.
    »Kommen Sie«, sagte ich.

    Kendrick schlug vor, dass wir getrennt nach unten gingen, da es dann weniger peinlich für mich wäre, falls uns das Personal am Empfang sah und anschließend von der Polizei befragt wurde. Er nahm den Aufzug, und ich ging über die Treppe und stritt mit mir selbst, ob man Zitaras irgendwie zur Verantwortung ziehen konnte für das, was mit Sarah geschehen war. Sie war immerhin ein erwachsener Mensch und wusste, was sie tat. Sollte er – was höchst unwahrscheinlich war – jemals zugeben, ihr Heroin verkauft zu haben, würde er darauf mit Sicherheit hinweisen. Es wäre besser, wenn man Kendrick ganz von ihm abbringen und dazu überreden könnte, sich zu stellen.
    Aber ich musste ihm nicht weiter zusetzen. In der Hotelhalle wartete Sergeant Hynes auf ihn.
    Als Kendrick aus dem Lift stieg, näherte sich Hynes und sprach ihn an. Ich bemerkte, wie Keira, die Empfangsdame, hinter ihrem Tisch hervorschaute, und erriet, dass sie ihn für den Sergeant identifiziert hatte. Ich war inzwischen am Fuß der Treppe angelangt und wollte eben zu ihnen gehen, als Keira – mit missbilligender Miene – in meine Richtung nickte. Eine Polizistin trat hinter einer Säule hervor und stellte sich mir in den Weg.
    »Illaun Bowe?«, fragte sie.
    »Ja, das bin ich.«
    »Pauline O’Sullivan. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mit mir aufs Revier kommen würden.«
    Ihr Tonfall irritierte mich.
    »Natürlich …« Ich warf einen Blick über die Schulter und sah, wie Hynes Kendrick aus der Tür des Hotels führte. Draußen wartete ein Streifenwagen, und ein weiterer Beamter stand vor dem Eingang. »Aber eigentlich würde ich Ihnen lieber hier alles erklären.«

    »Ich biete Ihnen keine Wahl an«, sagte O’Sullivan in eisigem Ton. »Wir würden uns im Zusammenhang mit dem Tod von Sarah Baxter gern mit Ihnen unterhalten.«

23
    A uf dem Revier vernahmen sie uns in getrennten Zimmern. Nachdem sie es als »informelles« Gespräch bezeichnet hatte, saß mir O’Sullivan fast eine Stunde lang gegenüber und nahm meine Angaben auf: wer ich war, woher ich kam, wann ich in Kilkee eingetroffen war, wo ich seither gewesen war und was ich getan hatte. Ich umriss meine Aktivitäten grob, ließ aber die Begegnung mit Kendrick auf dem Parkplatz aus, da ich dachte, es würde ein schlechtes Licht auf ihn werfen.
    O’Sullivan und ich kamen ganz gut miteinander aus und hatten sogar ein paar Mal gelacht, bis sie mich fragte, wie lange ich Sarah Baxter und/oder Giles Kendrick schon gekannt hatte, bevor ich sie in Kilkee traf. Bis ich die Folgerungen aus dieser Frage verarbeitet hatte, wollte sie wissen, wie viele Nächte Kendrick in meinem Zimmer geschlafen hatte. Erst dann begriff ich, dass die Polizei die Sache aus einem

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