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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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brauchen. Ansonsten ist Ihr Gesicht nicht allzu schlimm verletzt. Wie sieht es mit dem Rest von Ihnen aus?«
    »Ich habe mich zusammengerollt wie ein Igel. Meine Arme und Beine dürften voller Prellungen sein, aber damit kann ich leben.«
    »Sie sollten sich lieber erst mal hinlegen«, sagte ich und zeigte zum Schlafzimmer. »Damit die Kopfwunde zu bluten aufhört.«
    Kendrick folgte mir hinaus, und ich legte ihn auf das Einzelbett neben meinem Doppelbett.
    »Also, auf welche Abenteuer waren Sie aus, Meister Igel?«, sagte ich und setzte mich auf den Rand meines Betts.
    »Ich meine es ernst«, stöhnte er. »Diese Leute sind bösartig.«
    »Gleichwohl leben Sie noch. Und wer sind die überhaupt?«
    »Straßenhändler. Ich habe den ganzen Tag Märkte in Ennis und Kilrush und zuletzt wieder hier besucht. Es scheint überall einen Stand zu geben, der solchen Schmuck verkauft, wie
ich ihn Ihnen gezeigt habe. Ich habe jeden der Stände eine Stunde lang oder länger observiert. Aber als ich nach Kilkee kam, hatte ich das Gefühl, dass die Kerle hier bereits von den anderen vorgewarnt worden waren.«
    »Kerle? Wie viele?«
    »Zwei. Osteuropäer, würde ich sagen. Sie begannen miteinander zu reden, sobald sie mich erblickten. Also ging ich in ein Pub auf der anderen Straßenseite, wo ich sie im Auge behalten konnte. Ich habe gewartet, bis sie den Stand abgebaut und ihr Zeug in einen Lieferwagen geladen hatten. Dann fuhr ich hinter ihnen her zu einem Wohnblock in der Nähe der Kirche. Sie ließen den Lieferwagen dort stehen, warfen den Schlüssel in einen Briefkasten und gingen zu einer Kneipe. Ich wartete eine Weile, bis ich ihnen folgte und mich in eine Ecke setzte, wo ich dachte, man würde mich nicht sehen. Aber einer von ihnen hat mich erkannt, als er aufs Klo ging. Ich verließ das Pub sofort, aber sie kamen mir nach und zerrten mich in eine Gasse. Während sie mich schlugen und traten, kam jemand vorbei und stellte sie zur Rede, und ich stand auf und rannte fort. Sie liefen mir nach, aber ich entkam ihnen unten am Hafen. Als ich vor dem Hotel ankam, stieg gerade eine Gruppe von Leuten aus einem Minibus. Ich latschte einfach mit, und plötzlich war ich auf der Treppe und dann vor Ihrem Zimmer.«
    »Woher wussten Sie, dass es meins ist?«
    »Als ich neulich nachts die Wagenschlüssel für Sie abgab, hat die Dame an der Rezeption aus Versehen Ihre Zimmernummer genannt.«
    »Giles … was genau hatten Sie eigentlich im Sinn?«
    »Als ich zu Ihrem Zimmer kam? Ich weiß nicht … ich …« Seine Stimme verlor sich. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten.

    »Nein. Ich meine, was haben Sie heute getrieben? Bei den Marktständen?«
    »Ich wollte sehen, ob welche von ihnen mit Drogen handeln – au!« Er hatte sich auf die Seite gerollt, aber sein Brustkorb schmerzte offenbar.
    »Ich nehme an, Sie wollten keine für sich selbst besorgen – in diesem Fall wäre es einfacher gewesen, zu fragen. Dann hat es wohl mit Sarah zu tun.«
    »Ja. Aber es ist kompliziert. Kann ich es Ihnen morgen früh erklären?«
    Kendrick war so traumatisiert, dass er mit mir redete, als wären wir alte Freunde.
    »Soll ich Ihnen ein Zimmer besorgen?«
    »Nein. Das Bett hier reicht mir.« Er begann wegzudösen.
    Ich schüttelte ihn an der Schulter. »Sie können hier nicht bleiben, Giles.«
    Er fing zu schnarchen an.
    Was sollte ich tun? Ich wollte ihn hinauswerfen, aber ich brachte es nicht übers Herz, ihn zu wecken. Es war sonderbar. Ich hätte es mir zweimal überlegt, jemanden wie Barry McGann in mein Zimmer zu lassen, geschweige denn in das Bett neben meinem, verletzt oder nicht. Aber von Kendrick fühlte ich mich nicht bedroht. Ich fragte mich, ob sich das Verlässlicher-älterer-Mann-Syndrom in mir wieder rührte. Die Tatsache, dass ich ihn für schwul hielt, hatte nichts damit zu tun. Am Ende führte ich es einfach auf den Instinkt zurück, der einem sagt: Dieser Mann gehört zu den Guten.
    Ich ging wieder ins Bett, fand jedoch keinen rechten Schlaf. Die Männer, die Giles Kendrick verprügelt hatten, hatten vermutlich den Stand für Zitaras gehütet. Von einem oder mehreren Händlern in den anderen Städten war die Nachricht gekommen, dass dieser merkwürdige Typ sie ausspioniert hatte.
In gewissem Sinn konnte man verstehen, dass die Männer in Kilkee ihn sich vorknöpfen wollten. Aber eins musste ich Kendrick lassen: Obwohl Zitaras es abstritt, wirkte es nun noch wahrscheinlicher, dass er wusste, wer Sarah war. Und der Grund, warum er

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