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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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mich angelogen hatte, war der, dass er ihr Drogen verkauft hatte.
    Wie McGann gesagt hatte, war Zitaras ein Typ, der alles Mögliche beschaffen konnte. Und ich hatte Senan Costello – dem Theo Mahon zufolge Marihuana nicht fremd war – dabei gesehen, wie er sehr viel mehr als ein großzügiges Trinkgeld für ihn vorbereitete.
    Verwirrend daran war nur eines: Wie konnte Zitaras seinen Drogenhandel vor der Nase eines Expolizisten betreiben, der als der Schrecken der Drogenschmuggler im ganzen Shannon-Gebiet gegolten hatte?

22
    I ch habe Sarah in einem Krankenhaus kennengelernt. Wir wurden beide wegen Halsverletzungen behandelt. Ich hatte einen Autounfall gehabt. Sie hatte Unkrautvernichtungsmittel geschluckt.«
    Kendrick und ich saßen draußen auf dem Balkon und tranken Tee, dank der Beutel und des Kessels, der zum Zimmerservice des Hotels gehörte. Der Gedanke, Unkrautvernichtungsmittel zu trinken, ließ mich die Tasse absetzen.
    »Sie hat einen sehr wohlhabenden, aber auch sehr bohemehaften Hintergrund – Eltern, die glaubten, ihre Liebhaber mit nach Hause bringen und sie ihr und ihrem Bruder Julian vorstellen zu müssen. Promiskuität war normal. Sarahs Vater verführte sie, indem er ihr weismachte, Inzest würde in allen fortschrittlichen Zivilisationen praktiziert. Alkohol und Drogen waren jederzeit verfügbar. Einer der Liebhaber ihrer Mutter, der bei ihnen wohnte, zeigte ihnen, wie man Heroin rauchte, als sie noch Teenager waren. Und so war Sarah mit siebzehn zwar eine sehr talentierte Sängerin und Musikerin, aber sie war auch heroinabhängig. Außerdem hatte sie die Angewohnheit, sich selbst zu verletzen – ritzte sich die Arme mit Rasierklingen oder Glasscherben auf. An ihrem achtzehnten Geburtstag nahm sie eine Überdosis, aber Julian fand sie rechtzeitig und brachte sie ins Krankenhaus. Die Bemühungen ihres Bruders, sie zu retten, machten großen Eindruck auf sie, und sie kam von ihrer Sucht frei.

    Sie ging aufs College, studierte englische Literatur und sang und spielte in ihrer Freizeit mit drei anderen Mädchen – Madrigale, Musik aus dem Mittelalter und der Renaissance. Sie traten auf Jahrmärkten, bei Weihnachtskonzerten und solchen Gelegenheiten auf. Dann entdeckte sie jemand von einer Plattenfirma, der auf der Suche nach einer sexy Girl Group war, die man zu einem vermarktbaren Produkt zwischen Pop und Klassik formen konnte. Sie wurden unter Vertrag genommen und erhielten einen hohen Vorschuss, nahmen ein Album und ein Video auf und wurden auf eine große Werbetournee geschickt. Es war das denkbar schlechteste Umfeld für jemanden wie Sarah. Von allem anderen abgesehen, hatte sie Gewichtsprobleme. Es gab eine Menge Druck, der Rolle entsprechend auszusehen. Sie rauchte viel. Begann, Kokain zu konsumieren, um dem Heroin aus dem Weg zu gehen. An dem Tag, an dem die Platte erschien, gab ihr dann jemand von der Plattenfirma zur Feier des Tages eine Tüte Heroin. Sie beschloss, es ein letztes Mal zu nehmen und mit Julian zu teilen. Er erwischte eine Überdosis und starb noch in derselben Nacht.
    Danach ging es rasant abwärts mit ihr, bis sie schließlich aus der Band flog, weil sie Auftritte und Proben versäumte. Eines Wochenendes fuhr sie nach Hause und versuchte, sich mit Unkrautvernichtungsmittel umzubringen. Es gelang ihr nicht, aber durch eine dieser Fügungen des Schicksals inhalierte sie versehentlich etwas davon und ruinierte sich die Stimmbänder. Sie würde nie wieder singen. Ich traf sie, während sie sich im Krankenhaus erholte. Ich hatte mir den Hals bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn verletzt und versuchte, mein Sprachvermögen wiederzuerlangen, ohne das ich meine Laufbahn als Universitätsdozent nicht fortsetzen konnte. Meine Stimme wurde nie wieder so kräftig wie zuvor, aber es reicht, um über die Runden zu kommen. Jedenfalls war Sarahs
Mantra damals Tag für Tag, dass sie im Leben gescheitert sei und beim Sterben ebenfalls. Aus irgendeinem Grund kam mir eines Tages Charlotte Brontë in den Sinn, und ich fuhr Sarah an, sie solle mit ihrem Gejammer aufhören. Ich weiß noch, wie sich meine Stimme anhörte … Ich war so wütend, aber alles, was ich herausbrachte, war ein heiseres Krächzen … Sie nannte mich immer Mister Kröte …« Seine Stimme versagte. »Entschuldigen Sie …« Er gab sich Mühe zu lächeln.
    »Schon gut«, sagte ich. »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Und Sie haben mich Meister Igel genannt«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Vielleicht bringen Frauen das

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