Die Opferstaette
hervor. »Ich gebe Ihnen seine Nummer.«
»Sie haben sich also entschieden, nicht zu kooperieren?«
»Nein, ich habe entschieden, dass es an der Zeit ist, hier zu verschwinden. Sarah Baxter hat sich selbst getötet – Ende der Geschichte. Wie wär’s also, wenn Sie sich darum kümmern würden, den Mörder von Lena Morrison zu suchen? Oder sind Sie der Sache nicht gewachsen?«
»Sie halten sich für eine ganz Schlaue, was?«
»Fragen Sie das diesen Mann hier. Das ist seine Nummer.« Ich las sie ihm vor. »Sie werden mit Detective Inspector Matt Gallagher sprechen.«
24
E s dauerte eine Stunde oder länger, aber zuletzt war ich wieder auf dem Weg in mein Hotel. Meine Begegnung mit Rattigan war schmerzhaft gewesen, aber nichts im Vergleich zu dem, was ich von Gallagher abbekam. Zuvor gab es ein langwieriges Wortgefecht zwischen ihm und Rattigan, das sich größtenteils außerhalb meiner Hörweite abspielte. Dann kam O’Sullivan herein und sagte, Gallagher wolle mich ungestört sprechen und ich solle ihn zurückrufen.
»Ich glaub’s einfach nicht, Illaun«, waren seine ersten Worte.
Ich krümmte mich innerlich. »Ich weiß. Aber ehrlich, ich habe meine Nase nicht in die Sache gesteckt, ich bin einfach hineingeraten.«
»Ach ja?«
So knapp wie möglich erklärte ich ihm, was passiert war, seit ich zuletzt mit ihm gesprochen hatte.
»Sie wissen aber, wieso Rattigan die Sache an sich gerissen hat?«, sagte er. »Weil er mit dem Fall Lena Morrison nicht weiterkommt, und plötzlich fällt ihm ein Mord, der als Selbstmord getarnt wird, in den Schoß. Er wird nicht lockerlassen, Illaun. Aber ich habe mich weit aus dem Fenster gelehnt, und er lässt Ihnen etwas mehr Leine. Sie dürfen gehen, vorausgesetzt, Sie bleiben in der Gegend, solange es Rattigan für angebracht hält. Ihr Freund Kendrick wird allerdings den ganzen Tag zur Vernehmung in Haft bleiben. Davon lässt sich Rattigan
nicht abbringen, und ich kann es ihm nicht verübeln – Kendrick klingt sehr verschlagen. Sie dürfen ihn übrigens nicht sehen.«
»Was sagt er bis jetzt?«
»Mehr oder weniger, was Sie mir auch erzählt haben – dass er wusste, man würde ihn verdächtigen und dass er frei sein wollte, um herauszufinden, wer seine Freundin mit Heroin versorgt hat. Was sowieso eine Dummheit war.«
»Aber es hätte seiner Sache genützt. Das Merkwürdige dabei ist, ich glaube, ich weiß, wer der Drogenhändler ist.«
»Herrgott noch mal, Illaun. Lassen Sie einfach die Finger davon – bitte. Sonst kann ich Rattigan nicht in Schach halten. Und wenn er losgelassen wird, verspeist er Sie zum Frühstück.«
»Okay, Matt, ich halte mich bedeckt. Und danke für Ihre Hilfe. Nur eins noch – erzählen Sie Fran nichts.«
»Tja, das geht leider nicht. Sie sitzt die ganze Zeit neben mir und hat alles gehört.«
Ich krümmte mich wieder. »Kann ich kurz mit ihr sprechen?«
Ich hörte die beiden reden, dann wurde das Telefon übergeben.
»Ich habe mich schon gewundert, warum ich nichts von dir höre«, sagte sie. »Und wenn es dann so weit ist, muss ich erfahren, dass du in Schwierigkeiten steckst.«
»Es tut mir leid, Fran. Aber wie dir Matt erklären wird, ist das alles über mich hereingebrochen. Ich habe es nicht darauf angelegt.«
»Hm. Da bin ich mir nicht so sicher. Jedenfalls werden Matt und ich jetzt versuchen, unser erstes gemeinsames Wochenende seit Monaten weiter zu genießen. Wir sehen uns, wenn du nach Hause kommst.«
Sie war wirklich sauer auf mich, weil ich ihre kostbare Zeit mit Gallagher ruiniert hatte. Heute ging auch alles schief. Und jetzt musste ich den Aufenthalt in meinem Hotel für wenigstens eine Nacht verlängern. Ich überlegte, ob ich auschecken und mir etwas anderes suchen sollte, aber der Gedanke gefiel mir nicht. Sie würden vielleicht nicht darauf erpicht sein, mich als Gast zu haben, aber ich würde die Stellung halten.
Ich würde die Wahrheit einfach ein wenig strecken.
Zu meiner Erleichterung war eine andere Frau am Empfang, und ich bat sie, mir den Manager zu holen. Als er aus seinem Büro kam, erklärte ich ihm, es habe ein Missverständnis gegeben. Der Mann, der jetzt in Haft sei, habe versucht, mich von seiner Unschuld zu überzeugen, und es sei mir gerade gelungen, ihn dazu zu überreden, dass er sich stellen müsse, als die Polizei eintraf. Der Manager akzeptierte meine Geschichte und bestätigte meine Buchung. Wenigstens war das geklärt.
Erst als ich in mein Zimmer kam, sah ich auf die Uhr. Es ging auf
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