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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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entfernt.
    »Kein Problem. Was haben sie gesagt?«
    »Nachdem ich ihnen ausführlich berichtet hatte, wie wir den Unterkiefer gefunden haben, verstrickten wir uns in eine Diskussion darüber. Ich wies auf den offensichtlichen Umstand hin, dass er jüngeren Datums sein musste. Nicht unbedingt aus unseren Tagen, aber auch nicht aus antiken Zeiten.«
    »Und?«
    »Der diensthabende Beamte meinte, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine ertrunkene Person handelt. Ihre Leichen werden vom Fluss mitgenommen und dann in der Mündung ans Ufer gespült, weil die Gezeiten hier wirken. Er rief den Sergeant dazu, und irgendwie sind wir dann bei einem Gespräch über die Kriminalität in Limerick gelandet. Jedenfalls sagte Sergeant Hynes am Ende, er würde mit seinen Kollegen von der Kripo in Ennis reden. Als ich ging, diskutierten sie darüber, ob sie den Kiefer in Kilkee behalten sollten, für den Fall, dass der amtliche Gerichtsmediziner hinzugerufen wird.«
    »Was sie brauchen, ist ein forensischer Archäologe, der sich den Fundort ansieht.«

    »Menschliche Überreste – ich hasse es, wenn ich mich mit ihnen beschäftigen muss«, sagte Mahon angewidert.
    Sein Umgang mit dem Kieferknochen widersprach dieser Aussage irgendwie. »Das ist auch ein Grund, warum mir das Meer so gefällt«, fuhr er fort. »Fische essen Fleisch. Salzwasser löst Knochen auf. Keine unappetitlichen Überreste.«
    Er überging praktischerweise die früheren Stadien einer Leiche im Wasser, aber ich sagte nichts dazu.
    »Hm … Vielleicht war dieser Kieferknochen noch intakt, weil er ans Ufer gespült wurde«, fuhr er fort. »Der Polizist könnte recht damit haben, dass es sich um eine ertrunkene Person handelt. Sehen wir uns doch mal die Fotos an, die Sie gemacht haben.« Er rieb die Windschutzscheibe frei, die beschlagen hatte, seit er im Wagen saß. »Sieht aus, als würde es aufklaren. Und die Vorhersage für morgen ist gut. Wir werden tauchen.«
    Ich nahm die Kamera aus meiner Tasche und gab sie ihm.
    »Die Polizei bittet darum, dass Sie ihr diese Aufnahmen zukommen lassen«, sagte er. »Einmal an die Jungs hier und einmal an einen Detective, der in Ennis sitzt.« Er gab mir einen Zettel mit den handschriftlichen E-Mail-Adressen.
    Er klickte sich durch die Bilder und war peinlich berührt, als er zu dem kam, auf dem er den Unterkiefer vors Gesicht hielt. »Ach du Schreck«, sagte er. »Vielleicht lassen wir das hier weg.«
    Er ging die Fotos rückwärts durch, bis er eines gefunden hatte, das er genauer untersuchen wollte. »Wir haben uns vielleicht zu sehr auf die Idee versteift, dass es sich um eine vorsätzliche Zerstückelung handelt. Doch wenn das tatsächlich eine ertrunkene Person war, dann könnte die Beschädigung am Knochen auch von Aasfressern im Wasser verursacht worden sein …« Er gab mir die Kamera zurück. »Denken Sie darüber nach.«

    Ich betrachtete das Bild, das er ausgewählt hatte. »Ich weiß, was Sie meinen. Die allgemeine Regel in der Archäologie lautet allerdings, wenn der Schnitt nahe dem Gelenk ist, stammt er wahrscheinlich von Menschenhand.«
    Mahon zeigte auf den gestutzten Unterkieferast. »Ein Hai oder ein Meeraal könnte ein Stück Knochen so sauber abtrennen. Ich habe gesehen, was …«
    »Ich auch«, sagte ich. »Ich fahre besser zum Hotel zurück.«

3
    A ls Kim und ich am Tag zuvor im Long Dock ankamen, bestellten wir Weißwein, und nachdem sich unsere Augen an das Licht im Raum gewöhnt hatten, betrachteten wir den Boden aus Steinfliesen, die Drucke mit Meeresmotiven an den Wänden und ein Torffeuer, das in einem gemauerten Kamin brannte.
    Auf unserem Spaziergang zum Pub war das Thema eines lokalen Bauvorhabens zur Sprache gekommen, und Kim erklärte, sie sei in einem Bürgerkomitee aktiv, das sich gegen den Vorschlag wandte, einen ausgedehnten Windpark zu errichten. Ihr Standpunkt war der, dass Windräder mit ihrer Höhe nicht in das flache Gelände der Halbinsel mit seinen freien Blicken passten. Während des Gesprächs erwähnte sie verschiedene Auseinandersetzungen, die sie im Lauf der Jahre gewonnen und verloren hatten. Die Niederlage, die sie am meisten wurmte, war ein Ferienhaus-Projekt, das fünf Jahre zuvor in Kilkee realisiert worden war.
    »Es liegt oben, am George’s Head, hinter dem Golfclub«, erklärte sie, nachdem wir uns an einem Tisch am Fenster niedergelassen hatten.
    »Ich habe gesehen, wie viel in der Stadt gebaut wird«, sagte ich. »Aber ich habe weiter draußen in Richtung

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