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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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sagte ich.
    »Illaun hat recht«, sagte Mahon. »Es kann zum Beispiel zehn Jahre dauern, eine einzige Kanone zu konservieren.«
    »Jedenfalls sind wir mit der Shannon-Mündung heute fertig geworden«, sagte Costello. »Vierzig Wracks allein von hier bis zum Loop Head, stellen Sie sich das vor.«
    »Wo geht es danach hin?«, fragte ich.
    »Wir arbeiten uns im Uhrzeigersinn um die Küste«, sagte Mahon. »Morgen ist also die Atlantikseite der Halbinsel dran. Und da wir in Kilkee wohnen, fangen wir in dieser Gegend an.«
    »Die Vorhersage ist allerdings nicht sehr gut«, sagte Costello mit düsterer Miene.
    »Ist in der Bucht von Kilkee nicht ein Schiff mit Hungerflüchtlingen gesunken?«, fragte Kim.
    Mahon nickte. »Die Edmond . Es wurde komplett zerstört.«
    »Und hundert Leute sind ertrunken«, ergänzte Costello.
    »Was ist mit der Intrinsic ?«, sagte ich. »Ist von der noch
etwas übrig?« Ich wusste, dass die Intrinsic Bay nördlich der Stadt ihren Namen von einem Schiff hatte, das dort auf Grund gelaufen war.
    »Genau zu der wollen wir morgen hinuntertauchen«, sagte Mahon. »Das Schiff ist 1836 gesunken. Aber viel wird nicht zu sehen sein. Teile davon waren von hier bis Spanish Point über die ganze Küste verstreut. Und der größte Teil der Fracht wurde kurz nach dem Untergang geborgen. Durch Taucher, man stelle sich vor. Was aus historischer Sicht interessant ist.«
    »Taucher? Schon damals?« Kim war verständlicherweise überrascht.
    »Die Brüder Dean aus London«, sagte Mahon. »Das sind dieselben Burschen, die auch die Mary Rose im Solent vor Southampton gefunden haben.«
    »Das Kriegsschiff Heinrichs VIII.«, warf ich ein.
    »Das war ebenfalls 1836«, fuhr Mahon fort. »Sie hatten gerade erst einen Tauchhelm entwickelt, in den Luft gepumpt wurde, während der Taucher in einem Gummianzug und mit schweren Stiefeln und Bleigewichten angetan über den Meeresboden spazierte. Während des Sommers gelang es ihrer Bergungsfirma, den größten Teil der Fracht aus der Intrinsic heraufzuholen. Hauptsächlich Kupfer- und Zinnbarren sowie Zugräder, Eisenbahnschienen und andere Eisengüter.«
    »Bis ein Taucher namens Manuel di Lucia aus Kilkee 1979 einen Anker barg, wurde sonst nichts mehr an die Oberfläche gebracht«, sagte Costello. »Aber er hat mir erzählt, dass es noch einen zweiten Anker und anderes versunkenes Gut da unten gibt. Und bei einem Sidescan-Sonar ist außerdem ein merkwürdiges Gebilde sichtbar geworden, das aus einer Rinne ragt. Wie ein Abschnitt vom Brustkasten eines Wals, nur viel größer.«

    »Die Spanten eines Schiffsrumpfs vielleicht?«, vermutete ich.
    Mahon schüttelte den Kopf. »Nein. Ich tippe auf Eisenbahnschienen. Konkretion kann Dinge verzerrt aussehen lassen.«
    Kim blinzelte mich an. »Konkretion?«
    »Metallgegenstände werden unter Wasser mit organischen und anderen Stoffen überzogen«, erklärte ich.
    »Wir werden festzustellen versuchen, was es ist«, sagte Mahon. »Wahrscheinlich liegt noch mehr solcher Schutt in Spalten und Rinnen herum, aber wir werden nicht alles aufzeichnen können.«
    »Falls wir überhaupt zum Tauchen kommen.« Costello wirkte wieder niedergeschlagen.
    »Das Gebiet um die Klippen ist selbst unter günstigen Bedingungen gefährlich«, sagte Mahon. »Man kann dort nur bei gutem Wetter tauchen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen.« Er stand auf und ging in Richtung der Toiletten.
    »Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn es nicht dazu kommt?«, sagte ich zu Costello.
    Er trank einen Schluck von seinem Bier. »Ja, aber die Gründe, warum ich da hinunter will, unterscheiden sich von Theos. Als ich ein Kind war, hat mir mein Großonkel Derry nämlich die Geschichte vom Wrack der Intrinsic erzählt. Und die hat mich nie mehr losgelassen.«
    Hieß das, Senans Großonkel war Derry Costello? Wenn ja, dann war mir klar, wieso der junge Mann so viel über die lokale Geschichte wusste.
    »Und was ist so besonders am Wrack der Intrinsic ?«, fragte Kim.
    »Wissen Sie was …« Senan stand auf und ging zur Wand am Ende der Theke. Er ließ den Blick über die Dinge schweifen, die dort hingen, dann nahm er eins von der Wand und brachte
es an den Tisch zurück. »Ich muss rasch telefonieren. Lesen Sie sich das durch.« Er legte einen gerahmten Zeitungsausschnitt auf den Tisch zwischen Kim und mich. »Ich komme gleich wieder«, sagte er und ging auf die Straße hinaus.

4
    CLARE JOURNAL

    TRAURIGES SCHIFFSUNGLÜCK

    Die Intrinsic aus Liverpool, ein mit

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