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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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zu finden glaubte. Eine weitere Katze von ihr – ein entspannteres Exemplar – lag ausgestreckt auf dem Bett, das nicht gemacht war. Sonst wirkte jedoch nichts ungewöhnlich. Auch im Bad schien alles an seinem Platz zu sein. Ich ging wieder ins Freie, blieb einen Moment auf der Eingangstreppe stehen und versuchte, aus der Situation schlau zu werden. Hatte es einen Einbruch gegeben? Befand sich Kim in diesem Augenblick in derselben Polizeistation, in der ich zuvor gewesen war, und gab die Beschreibung eines Einbrechers ab, den sie in der Nacht überrascht hatte? Aber ihr Wagen stand vor dem Cottage.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass der intakte Geranientopf auf der andern Seite der Tür auf einem Betonsockel stand. Falls der zerschellte Topf auch auf so einem gestanden hatte, war im näheren Umkreis nichts davon zu sehen. Meine Angstgefühle verstärkten sich, und meine Eingeweide schienen sich zu verknoten.
    Ich ging zum Atelier hinüber und schaute noch einmal durch das Fenster hinein. Mein Briefbeschwerer stand abholbereit auf einem Regalbrett, mit einem blauen Pappkarton daneben. Ich versuchte es an der Tür. Sie war unverschlossen. Vorsichtig ging ich hinein und sah mich um. Alles war ordentlich.
Es sah aus, als hätte Kim mein Stück vollendet und dann sauber gemacht.
    Ich warf einen Blick in den Van, dann spazierte ich zur Vorderseite des Hauses, um dort nachzusehen. Ich bemerkte, dass die Lerchen noch immer zirpten, das Fohlen nun übermütig um seine Mutter herumtollte und das Vieh zufrieden vor sich hin kaute. Es war, als befänden sie sich in einem Paralleluniversum, in dem alles seinen normalen Lauf ging, während sich in meiner Welt das Gefühl breitmachte, dass etwas Schreckliches geschehen war.
    Es war Zeit, die Polizei anzurufen.
    Kims Telefon stand auf einem Tisch in der Diele. Ich griff zum Hörer und wollte eben die Notrufnummer wählen, als ich Kims dritte Katze, eine getigerte, draußen über den Kies springen sah. Genau an der Grenze zu einer kleinen Wiese auf der Rückseite des Häuschens kauerte das Tier sich nieder und schnupperte an etwas. Dann ließ es seine Zunge ein paar Mal hervorschnellen und setzte seinen Weg ins hohe Gras fort. Und als das Gras zur Seite gedrückt wurde, fiel mein Blick für einen winzigen Moment auf etwas.
    Ich legte den Hörer nieder und ging nach draußen. An der Stelle, wo die Katze angehalten hatte, schien ein Tropfen getrockneter Teer auf dem Kies zu kleben. Doch in der Mitte, wo er am dicksten und noch feucht war, leuchtete er rot.
    Die Grashalme dahinter wiesen ebenfalls dunkle Blutflecke auf. Ich wollte nicht weitergehen, aber ich musste. Ich betrat die Wiese auf dieselbe Weise, wie ich mich dem Rand des Lookout Cliffs genähert hatte – vorsichtig, die Arme ausgestreckt, wie um die Balance zu halten, die Augen zum Boden gerichtet. Trotz meiner Angst spürte ich den Hammer, ehe ich ihn sah. Ich stieß mit der Seite meines Turnschuhs dagegen, es war ein Klauenhammer mit einem schwarzen Griff. Ich hob ihn nicht auf.

    Noch ein Schritt vorwärts.
    Die Katze war in der Nähe. Sie wurde zwar vom hohen Gras verdeckt, aber ich hörte sie schnurren.
    Noch ein Schritt.
    Kim lag auf dem Rücken. Der schwere Betonsockel hatte ihr die Schädeldecke eingedrückt wie eine Eierschale und war dann auf ihr Gesicht gefallen.
    Ihr blutgetränktes Haar breitete sich wie Seegras um ihren Kopf aus, und die Katze nagte an etwas, das sich darin verfangen hatte.

26
    E ine Stunde später saß ich noch ganz benommen in meinem Wagen. Polizisten aus Kilrush und Ennis sowie aus Kilkee bewachten den Eingang zum Cottage und hatten den Tatort mit Absperrband umgeben, während sie auf die Ankunft eines Gerichtsmediziners warteten.
    Ivor Nolan, ein Detective aus Ennis mit rotbraunem Haar, saß auf dem Beifahrersitz. Wir gingen meinen Bericht durch, und er versuchte, alle Einzelheiten aus mir herauszukitzeln, die ich womöglich vergessen hatte. Er war vermutlich der Beamte, dem ich meine Fotos von dem Abfallhaufen per E-Mail geschickt hatte, aber das schien sehr lange zurückzuliegen und spielte jetzt überhaupt keine Rolle.
    Irgendwann gingen zwei Beamte am Wagen vorbei, und ich hörte einen von ihnen das Wort Einbruch sagen. Nolan sah an meiner Reaktion, dass ich mitgehört hatte.
    »Sie glauben nicht, dass es ein Einbruch war, oder?«
    »Nicht in dem Sinn, dass jemand Geld oder Wertsachen stehlen wollte. Kim besaß ja auch gar nicht viel, was sich zu rauben gelohnt hätte. Deshalb dachte

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