Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
ich, als ich den leeren Ordner sah, die fehlende Akte könnte das Ziel gewesen sein.«
    »Hm. Wir werden das Haus danach durchsuchen. Vielleicht hat sie die Akte ja selbst aus irgendeinem Grund herausgenommen?« Er formulierte es als halbe Frage, um mich aus der Reserve zu locken, falls ich etwas wusste.
    Und tatsächlich wusste ich, dass Kim sie vor Kurzem herausgenommen
hatte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, die Polizei würde sie nicht finden. Ich hatte bisher nichts von meiner Unterhaltung mit Kim über das Bauprojekt am George’s Head gesagt. Ich hielt es für das Beste, vorläufig nur zu berichten, was ich beobachtet hatte. Ich war aus einem triftigen Grund, den ich auch beweisen konnte, beim Cottage gewesen, und angesichts der Umstände konnte ich es mir nicht leisten, die Sache zu komplizieren.
    »Sie sagen, Ihre Freundin war Witwe und hat allein gelebt. Gab es einen Mann, hatte sie einen Freund oder …?«
    »Nicht dass ich wüsste. Aber wie ich schon sagte, wir hatten in den letzten Jahren nicht viel Kontakt.«
    »Wie sieht es mit Feinden aus? Wurde sie von irgendwem bedroht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Aber sie machte nicht den Eindruck.«
    »Wussten Sie, dass sie gegen eine Reihe von Bauvorhaben hier in der Gegend ins Feld gezogen ist?«
    Zum ersten Mal ließ er erkennen, dass er etwas von Kims politischen Aktionen wusste.
    »Sie hat es erwähnt.«
    »Glauben Sie, die fehlende Akte hat etwas mit einer dieser Protestaktionen zu tun?«
    Ich wollte nicht lügen. Und ich musste es auch nicht, denn wie aus dem Nichts war Detective Sergeant Rattigan an Nolans Fenster aufgetaucht.
    »Ich übernehme ab hier, Ivor«, sagte er schroff. »Die Dame hilft uns bereits bei den Ermittlungen in einem andern Fall. Wir müssen feststellen, ob es einen Zusammenhang gibt.«
    Nolan sah mich überrascht an. »Das hätten Sie aber ruhig sagen können.«
    Es hatte keinen Sinn, es ihm erklären zu wollen.

    »Sorgen Sie dafür, dass sich jemand um die Katzen kümmert«, sagte ich.
    Nolan antwortete nicht. Er stieg aus und entfernte sich zusammen mit Rattigan ein Stück. Offenbar sprachen sie darüber, was passiert war und was ich bisher gesagt hatte. Die Vorstellung, dass mich Rattigan nun über Kims Tod ausfragen würde, war eine betrübliche Aussicht. Ich war schon ohne ihn genügend erschüttert über ihre Ermordung. Gab es eine Möglichkeit, mich einer Unterhaltung mit ihm zu entziehen? Mit Gallagher Kontakt aufzunehmen, kam nicht infrage – ich hatte meinen Kredit bei ihm aufgebraucht.
    Rattigan machte kehrt und kam zurück.
    »Wenn ich recht verstehe, hatte Ihre Freundin etwas gegen einen geplanten Windpark. Ich dachte, ihr Hippies steht alle auf Windkraft?«
    »Nicht, wenn die Landschaft verschandelt wird. Würden Sie einen Handymast in Ihrem Garten aufstellen lassen? Obwohl, wenn ich darüber nachdenke – ich will es gar nicht wissen.«
    »Sie behaupten, Sie wollten hier etwas abholen. Wo ist es?«
    »Ich kann es Ihnen zeigen.«
    Ich stieg aus und ging zum Atelier hinüber, vor dem ein bewaffneter Polizist stand. Rattigan kam zu mir ans Fenster.
    »Sehen Sie, dort?«, sagte ich und zeigte auf den Briefbeschwerer und den dazugehörenden blauen Behälter.
    Rattigan sagte etwas zu dem Polizisten an der Tür, und wir gingen hinein. Mir fiel auf, dass weder der Herd noch der Brennofen, mit deren Hilfe Kim ihre Werke schuf, Wärme abstrahlten. Sie hatte heute Vormittag nicht gearbeitet.
    »Haben Sie dafür bezahlt?«, sagte Rattigan und nahm die Glaskugel sowie ein darunter liegendes, gefaltetes Stück Papier.

    »Ich habe eine Anzahlung geleistet, das hier ist wahrscheinlich die Rechnung für den Rest.«
    Rattigan entfaltete das Blatt. Es war, wie ich vermutet hatte, eine handgeschriebene Rechnung mit meinem Namen in der obersten Zeile. Darunter waren die Anzahlung, der Preis und die noch ausstehende Summe aufgeführt. »Den Rest werden Sie jetzt wohl nicht mehr herausrücken müssen«, sagte er und gab mir das Dokument. Er hielt den Briefbeschwerer ins Licht und schüttelte ihn.
    »Bitte nicht«, sagte ich.
    »Wie – kein Schnee? Sehr sinnvoll, das Ding.« Er legte den Briefbeschwerer in die Schachtel. »Trotzdem behalte ich es wohl erst einmal.«
    Ich hatte nicht die Energie, etwas dagegen einzuwenden.
    Als wir das Atelier verließen, öffnete ich meinen Rucksack, um Kims Rechnung einzustecken. Dabei fiel mir auf, dass Rattigan das Blatt nicht vollständig auseinandergefaltet hatte. Ich strich

Weitere Kostenlose Bücher