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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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auf einem glatten Stück über einem Sims, unter dem eine etwa einen Meter tiefe Nische war. Mir kam der Gedanke, dass der Sims vielleicht als Altar gedient hatte. Ich konnte die Buchstaben OR DO CHE ausmachen.
    Ich leuchtete in die Vertiefung auf der rechten Seite, sah aber nichts als nackten Fels. Als ich dasselbe auf der linken Seite machte, bekam ich einen Schreck. Ein Stapel halbrunder Hummerkörbe stand in einer Ecke der Nische. Die aus Holz und Netzen gefertigten Fallen waren ordentlich übereinandergestapelt, sie konnten also nicht zufällig in die Höhle gespült worden sein – tatsächlich gab es erstaunlich wenig von Menschen produzierten Müll, was vermutlich an dem Tangfilter vor dem Eingang der Höhle lag.
    Als ich mich gerade an den Gedanken gewöhnte, dass die
Körbe hier gelagert wurden, wobei ich mich immer noch fragte, wieso, sah ich mit noch größerem Erstaunen eine Reihe kleiner Aluschalen auf einem Sims in einer der Nischen. Sie enthielten heruntergebrannte Kerzen, in einer roten Schachtel daneben lagen aber auch noch einige nicht gebrauchte. Warum sollte jemand in einer Höhle Kerzen anzünden? Wohl kaum, um die Umgebung auszuleuchten – sie wären nicht sehr effektiv. Wollte man die Atemluft überwachen? Oder hatte es einen religiösen Hintergrund? Alle Antworten kamen mir höchst unwahrscheinlich vor.
    Doch es warteten noch mehr Fragen.
    Unter dem tiefsten Sims war ein Hohlraum im Fels, ähnlich dem auf der rückwärtigen Wand, nur kleiner. Halb darunter versteckt stand eine gelbe, hochseitige Fischkiste. Ich zog sie heraus. Sie war leer bis auf eine gebogene Schere, und in dem Wasser, das sich in einer Ecke gesammelt hatte, schwamm etwas, das wie ein fingernagelgroßes Stück blauschwarzer Schale aussah. Ich zog meinen Handschuh aus, um sie aufzuheben, und betrachtete sie im Licht. Sie glänzte, war hart und mit winzigen feuchten Härchen besetzt. Aus dem breiteren Ende fehlte ein V-förmiges Stück. Ich ließ sie in meinen Handschuh gleiten und schob die Kiste wieder unter den Sims, wo sie gegen etwas stieß, was kein Fels war.
    Ich ging in die Hocke und sah einen größeren Behälter – blau mit weißem Deckel -, der dahinter in die Vertiefung gezwängt war. Noch ehe ich ihn herauszog, erkannte ich ihn als eine jener Kühlboxen mit Schnappverschluss, in denen auf Tauchbooten Erfrischungen aufbewahrt werden. Bei dieser war auf der Vorderseite des Deckels außerdem ein kleines Schloss angebracht.
    Ich beugte mich in den Hohlraum und zog die Box heraus. Ihr Inhalt war schwer.

    Als ich sie draußen hatte, ließ ich die Verschlüsse aufspringen und versuchte, den Deckel zu öffnen, aber sie war abgesperrt. Ich setzte mich hin und überlegte, was sie wohl enthielt. Die naheliegende Antwort war Hummer. Die ruhigen Bedingungen hatten den Carmodys erlaubt, mehr als üblich zu fangen, und sie mussten sie in der Höhle zwischenlagern. Aber wenn Hummer in der Box waren, mussten sie am Leben gehalten, vielleicht in ein größeres Becken verlagert werden, bis sie verkauft oder zubereitet wurden. Und das hieß, es würde sehr bald jemand kommen, um sie zu holen.
    Bisher war in der Höhle kein anderes Geräusch zu hören gewesen als Wasser, das gegen Stein schwappte. Nun kam mein Herzschlag hinzu.
    Als Nächstes hörte ich Kiesel aneinander klicken.
    Dann Atmen.
    Da die Kapuze meine Ohren bedeckte, konnte ich nicht feststellen, woher die Geräusche kamen. Ich zog das Messer mit der freien Hand aus der Scheide, stand langsam auf und richtete den Strahl der Lampe in die Ecke, wo die Hummerkörbe gestapelt waren, weil ich damit rechnete, dass jemand von dort, aus dem hinteren Teil der Höhle, kam. Das Atemgeräusch wurde lauter. Zu spät erkannte ich, dass es hinter mir war.
    Ehe ich mich umdrehen konnte, ließ mich ein Schlag auf den Hinterkopf vorwärtstaumeln und auf die Knie sinken. Die Lampe fiel mir aus der Hand, und als sie auf den Boden prallte, sausten zwei Schatten über die Decke. Dann ging ein zweites Licht an, und für einen Moment dehnte sich ein einzelner Schatten vor mir aus. Ich erkannte, dass es mein eigener war, als er auf mich zukam.

32
    I ch kam auf dem Steinboden der Höhle in absoluter Dunkelheit zu mir. Kaltes Wasser schwappte mir ins Gesicht. Ich kroch weg davon und setzte mich auf. Ich war allein, wie ich spürte, und die Flut drückte herein. Meine Lampe! Ich tastete meine Umgebung ab, spritzte in dem Wasser herum, das meine Füße umspülte, aber ich fand sie nicht. Ebenso

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