Die Opferung
Haus zukam. In der einen Hand trug er Schaufel und Eimer. In der anderen hatte er etwas anderes, das er in die Luft warf und auffing, in die Luit warf und auffing.
19. Tod im Sommer
Ich knöpfte gerade mein Hemd zu, als Danny die Tür zur Küche erreicht hatte.
»Na, keine Lust zum Taschenkrebsrennen?« Er rieb sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. »Ich mag keine Taschenkrebse mehr, weil sie Mrs. Kemble gefressen haben.«
»Das wussten sie doch nicht. Sie können nicht zwischen Fisch und Mensch unterscheiden.« »Sie sind gemein.«
»Tja, das könnte man wohl sagen«, meinte ich. »Möchtest du was trinken?«
Er warf etwas Dunkles, Metallisches in die Luft und fing es wieder auf.
»Was ist das?«, fragte ich, während ich ihm ein Glas Limonade eingoss.
»Schlüssel«, sagte er. »Hab ich am Strand gefunden. Die sind mindestens hundert Jahre alt.«
»Schlüssel? Lass mal sehen.«
»Sie sind ganz rostig, und es kleben Austern dran.«
Er gab mir einen Schlüsselbund. Ich betrachtete die Schlüssel und stellte fest, dass er Recht hatte. Sie mussten hundert Jahre alt sein. Das Metall der Stahlschlüssel war vom Meerwasser angegriffen worden, sodass sie nichts weiter waren als hauchdünne Plättchen, während sich die Messingschlüssel schwarz verfärbt hatten und mit winzigen Schnecken überzogen waren.
Der Ring, an dem die Schlüssel befestigt waren, bestand aus einer Metallscheibe mit einer Art Abzeichen darauf, um das Spuren von blauem Email zu sehen war, darunter, kaum leserlich, die Buchstaben >Re...lt<.
»Sind die Schlüssel viel Geld wert?«, fragte Danny. »Es könnten Piratenschlüssel sein, oder?«
Bedächtig schüttelte ich den Kopf. »Nein, das sind keine Piratenschlüssel, das sind Autoschlüssel.«
»Aber sie sehen so alt aus.«
»Sie sind alt. Aber sieh dir die Buchstaben an: R, E, Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen, L, T. Renault. Das sind die Schlüssel von Reverend Pickering, er hat sie heute Morgen gesucht.«
»Aber wenn er sie heute Morgen verloren hat, warum sind sie dann so alt?«, wunderte sich Danny.
Ich hatte seine Leiche aufs Meer hinaustreiben lassen, die Wellen hatten Pickering mitgenommen. Aber seine Schlüssel mussten aus seiner Tasche gerutscht und zwischen den Felsen gelandet sein. Damit waren sie über hundert Jahre alt, als Danny sie heute Morgen fand. Und obwohl sie so alt waren, hatten sie heute früh noch nicht am Strand gelegen.
Ich setzte mich hin und sah wieder und wieder auf Pickerings Wagenschlüssel, während Danny mich verwirrt beobachtete. Diese Schlüssel verdeutlichten sehr eindringlich das Paradox von Fortyfoot House. Hier konnte man die Vergangenheit und die Zukunft verändern. Man konnte dafür sorgen, dass Dinge in der Vergangenheit geschahen, obwohl sie sich nie ereignet hatten. Und was noch viel wichtiger war: Man konnte Dinge, die sich in der Vergangenheit ereignet hatten, ungeschehen machen.
Pickerings Leichnam hatte unter dem Fußboden des Wohnzimmers gelegen, seit Brown Jenkin ihn 1886 ermordet hatte. Ich hatte die Leiche gesehen. Jetzt aber war sie verschwunden, weil ich die Vergangenheit verändert hatte. Mit einem Mal wurde mir klar, dass Zeit nicht linear verlief, sondern parallel. Unser Bewusstsein bewegte sich von einem Ereignis zum anderen, doch wir konnten an den Anfang zurückkehren und Ereignisse ändern. Die Ereignisse waren immer da, von der prähistorischen Zeit bis zum Ende aller Zeit. Queen Viktoria war immer noch da, ebenso Heinrich VIII. und Julius Cäsar. Auch ich als kleiner Junge. Und Janie. Vielleicht konnte ich sogar verhindern, dass sie jemals Raymond begegnete.
Es wunderte mich nicht, dass die Alten so gierig die Chance nutzten, durch die Zeit zu reisen, und dass sie die sumerischen Priester übernahmen, die zurückgereist waren, um diese vormenschlichen Zivilisationen zu besuchen. Die Alten waren unglaublich hinterlistig, und sie waren unerbittlich an ihrem eigenen Überleben interessiert. Sie hatten, so wie ich mittlerweile auch, verstanden, dass die Zeit verändert und neu arrangiert werden konnte. So wie manche Wissenschaftler hatten sie mit herzloser Klarheit erkannt, dass die Beherrschung der Zeit zugleich die Herrschaft über alles und jeden bedeutet und eine Welt nach sich zieht, in der Moral nicht länger existiert und in der ihre eigene Selbstgefälligkeit genügt, um überlegen zu herrschen.
Wie ein ganz gewöhnlicher Schriftsteller wie H. P. Lovecraft jemals diesen Namen gehört hatte, wollte
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