Die Opferung
ich gar nicht erst wissen. Aber das Zeitalter von Yog-Sothoth stand unmittelbar bevor. Yog-Sothoth, der für alle Zeit als Urschleim in nuklearem Chaos jenseits der tiefsten Außenposten von Raum und Zeit schäumt!
Ich betrachtete die Schlüssel und hatte das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Sie waren der unwiderlegbare Beweis dafür, dass ich ins Jahr 1886 gereist war, dass Dennis Pickering tatsächlich von Brown Jenkin getötet worden war und dass ich seinen Leichnam ins Meer gebracht hatte. Das bedeutete auch, dass der »Dennis Pickering«, der mich am Morgen besucht hatte, auf keinen Fall Pickering war. Wahrscheinlich war mein Eindruck richtig gewesen, dass es Brown Jenkin gewesen war, der mit Hilfe von Kezia Masons Magie eine Illusion von Pickering erzeugt hatte. Sie hatte aus einem Türgriff eine menschliche Hand gemacht, also konnte sie auch sicherlich aus dem verlausten Brown Jenkin einen Vikar machen.
Ich ging in den Flur und rief Detective Sergeant Miller an, der mit vollem Mund ans Telefon ging.
»Sergeant Miller? Hier ist David Williams aus dem Fortyfoot House.«
»Ah, ja. Stimmt etwas nicht, Mr. Williams?«
»Sie sollten jemanden zum Vikariat von St. Michael's schicken.«
»Liegt irgendein bestimmter Grund vor?«
»Nur eine Kontrolle, ob es Mrs. Pickering gut geht.«
Miller schluckte, dann fragte er vorsichtig: »Ob es ihr gut geht? Wüssten Sie einen Grund, der dagegen spricht?«
»Sehen Sie«, sagte ich. »Von den Einwohnern hier abgesehen sind Sie der einzige Mensch, dem ich in Bonchurch begegnet bin, der glaubt, dass irgendetwas Gefährliches im Gange sein könnte.«
»Und?«, fragte er misstrauisch.
»Nun ... ich kann das im Moment nicht so genau erklären ... aber ich glaube nicht, dass Reverend Pickering der ist, für den er sich ausgibt. Pickering ist nicht der Pickering.«
»Verstehe«, bemerkte Miller mit einem leicht ironischen
Unterton. »Wenn er nicht er selbst ist... wer ist er dann? Und sollte seine Frau nicht sofort den Unterschied bemerkt haben?«
»Es gibt keinen Unterschied, er ist eine Art Trugbild.«
Ich hörte ihn kauen und schlucken, und dann schlürfte er an etwas; wahrscheinlich an einer Tasse mit sehr heißem Tee.
»Sie erwarten verdammt viel von meiner Fantasie, Mr. Williams.«
»Wäre es nicht besser, der Sache nachzugehen, solange es noch nicht zu spät ist?«, fragte ich.
»Schätze, Sie haben Recht. Passen Sie auf, ich sage Ihnen, was ich machen werde. Ich bin nachher ohnehin bei Ihnen in der Nähe, weil ich mit Mr. Divall vom Dorfladen reden muss. Ich hole Sie ab und wir fahren gemeinsam zum Vikariat. Dann können wir diese Angelegenheit ein für allemal aus der Welt schaffen.«
»Hört sich gut an.«
Ich legte den Hörer auf. Oben hörte ich Liz The Windmills Of My Mind singen. Die Schlüssel waren auch der unwiderlegbare Beweis für einen anderen Punkt: Liz hatte mich belogen, was meine Reise zurück ins Jahr 1886 und was Charity betraf. Und vermutlich hatte sie dann auch gelogen, als sie sagte, sie wisse nichts über den jungen Mr. Billings, über die sumerischen Durchgänge und über die Alten, die seit mehr als fünfeinhalbtausend Jahren im Körper unschuldiger Menschen überlebt hatten und darauf warteten, dass eines Tages die Erde genug verschmutzt war, damit sie zurückkehren konnten.
Die Schlüssel bedeuteten auch, dass der junge Mr. Billings die Wahrheit gesagt hatte und dass die geisterhafte Nonnengestalt, die in Liz eingedrungen war, dasselbe Hexenwesen war, das zuvor unter anderem von Kezia Mason Besitz ergriffen hatte.
Und ich hatte Liz die dritte und letzte Befruchtung gegeben, die des Blutes.
Ich stand im Flur und glaubte, mein Gehirn müsse explodieren. Aller Logik und allen Erlebnissen zum Trotz konnte ich fast nicht glauben, dass Liz tatsächlich besessen sein könnte. Sie sprach wie immer, machte die gleichen Witze, sah aus wie immer. Sie tauchte oben an der Treppe auf und trug eines meiner Hemden. Mit wehenden Haaren und wippenden Brüsten kam sie die Treppe zu mir heruntergelaufen.
»Stimmt was nicht?«, fragte sie und küsste mich auf die Nase. »Du siehst aus, als wäre dir ein Geist über den Weg gelaufen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es ist alles in Ordnung, du musst dir keine Sorgen machen. Aber Detective Sergeant Miller möchte, dass ich mit ihm nach Shanklin fahre, um noch ein paar Fragen zu beantworten.«
»Er glaubt doch nicht ernsthaft, dass du irgendwas mit dem Tod von Harry Martin
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