Die Opferung
war. Ich stand auf dem dunklen Dachboden und hatte Tränen in den Augen. Ich fühlte mich, als sei ich von einer schrecklichen Verantwortung befreit worden. Großer Gott! Hätte Liz nicht eingegriffen, hätte sie mir nicht klar gemacht, wie sonderbar ich geworden war, dann wäre ich vielleicht in einer geschlossenen Anstalt gelandet und hätte den freundlichen Schwestern immer wieder gesagt, dass Sothoth mir auf den Fersen sei. Ich konnte mich jetzt sogar daran erinnern, dass ich den Namen >Sothoth< aus einer Kurzgeschichte von H. P. Lovecraft kannte, die ich in der Schule gelesen hatte: »Der schadenbringende Yog-Sothoth, jene Brut der Schwärze aus Urzeiten, jenes tentakelbeivehrte amorphe Monster, dessen Maske eine Ansammlung aus schillernden Kugeln war - Yog-Sothoth, der für alle Zeit als Urschleim in nuklearem Chaos jenseits der tiefsten Außenposten von Raum und Zeit schäumt!«
Ich ging über den Speicher zurück zur Treppe und weinte noch immer. Ich fühlte mich fast wie neugeboren. Ich trampelte auf dem Fußboden umher, wo sich die Klapptür hätte befinden müssen, wo aber nichts war. Ich ging die Treppe hinunter und schaltete die Taschenlampe aus, dann schloss ich die Tür hinter mir.
Liz stand noch immer auf der Treppe. »Und?«, fragte sie lächelnd.
»Also, ich weiß nicht, worüber du dich freust, aber ich habe gerade festgestellt, dass ich verrückt bin.«
»Oh David, nun hör schon auf! Du bist nicht verrückt! Du kämpfst gegen deinen Stress an und versuchst, die Kontrolle über dein Leben zu wahren. Warum fahren wir nicht mit dem Bus nach St. Lawrence und gehen ins Buddle Inn, um dort zu essen. Ich liebe das Buddle Inn.«
Am Fuß der Treppe wartete auch Danny auf mich. Auf eine sehr erwachsene Weise nahm er meine Hand und begleitete mich nach draußen auf die Veranda.
»Geht es dir gut, Daddy?«
»Ja, natürlich, mir geht es gut.«
Er stand neben mir und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt wie der Prince of Wales, während er über den Rasen hin zu den alten Eichen und der zerfallenen Kapelle blickte, als sei alles sein Besitz.
»Glaubst du, dass wir auch mal so ein Haus haben werden?«, fragte er mich.
»Ich weiß nicht. Wenn alles richtig verläuft, dann vielleicht ja.«
»Ich wünschte, Mom wäre hier.«
»Ja, das glaube ich dir.«
»Du auch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich glaube, das liegt jetzt alles hinter mir. Mom scheint mit Raymond viel glücklicher zu sein. Vielleicht sollte ich versuchen, mit Liz glücklicher zu sein.«
»Ich mag Liz«, sagte Danny. Das wiederum gefiel mir.
»Liz ist witzig«, verkündete er dann.
»Ja?«
»Liz hat mein Bild tanzen lassen.«
Ich sah ihn an. Wieder spürte ich das kalte vertraute Gefühl einer Furcht, die sich langsam über meinen Rücken nach oben vorkämpfte. »Was meinst du damit?«
»Sweet Emmeline und der Mann mit dem Schornsteinhut. Sie hat sie tanzen lassen.«
»Wie hat sie das denn gemacht?«
Danny schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
Ich wollte ihn gerade fragen, wie er das nun gemeint hatte, als Liz auf die Veranda kam. Sie trug eine gefährlich enge Stretchjeans und ein rotes T-Shirt, das keinen Zweifel daran ließ, dass sie darunter keinen BH trug.
»Bist du so weit?«, fragte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange, die keine Kratzer aufwies.
Ich hatte keine Ahnung, welchen Gesichtsausdruck ich in diesem Moment hatte, aber er musste besorgt genug gewesen sein, sodass sich Liz bei mir unterhakte, mich nochmals
küsste und sagte: »Um Himmels willen, David. Wir gehen nur zum Lunch. Beeil dich, sonst verpassen wir den Bus.«
Wir saßen während des Essens draußen im Sonnenschein -frisch frittierter Schellfisch mit Fritten, dazu Ruddles Beer. Während ich Danny dabei beobachtete, wie er seine Fritten ins Ketchup tauchte, kam ich mir sehr englisch und normal vor, fast wieder wie ein Vater mit seiner Familie.
Nach dem Lunch kehrten wir nach Bonchurch zurück, während über Godshill und Whiteley Bank ein schweres Gewitter niederging. Als wir aus dem Bus ausstiegen, roch die Luft nach Ozon, und Regentropfen, so groß wie 10-Pence-Stücke, überzogen die Straße.
Liz und ich gingen Arm in Arm, während Danny vorauslief. Ihre Brüste wippten schwer und warm gegen meine Hand. Ich hatte noch immer Schwierigkeiten zu glauben, dass meine Ausflüge ins Jahr 1886 nichts weiter als Einbildung gewesen waren. Das Ungewöhnliche daran war aber, dass ich viel weniger Schwierigkeiten
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