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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Kemble.«
    »Ich werde e ines Tages Doris Kemble sein.«
    »Dann war Doris Kemble auch eine weiße Hexe.«
    Charity nickte. »Doris Kemble wird meine Enkelin sein. Sie wird nicht annähernd so viel Macht haben wie ich. Lind sie wird sich nicht an mich erinnern. Aber der junge Mr. Billings wird sie beobachten, wie sie mit Ihnen spricht, und er wird sie für eine Bedrohung halten. Er wird Brown Jenkin schicken, damit er sich ihrer annimmt.«
    »Also wurde sie von Brown Jenkin getötet?«
    »Ja«, sagte Charity. »Und Harry Martin ebenfalls.«
    Draußen im Garten hörte ich ein Kind schreien. »Ich muss los.«
    »Ich wünsche Ihnen jeden Segen«, erwiderte sie und schwebte ein Stück nach oben, um mich auf die Stirn zu küssen. Dann sank sie weder zu Boden. Ich war so perplex, dass ich fast vergaß, durch das Dachfenster zu klettern.
    Ich zog mich hoch und stieg durch das Fenster. Die Dachziegel waren mit einem grauen Schleim überzogen, der aussah wie eine Mischung aus verschiedenen Schwermetallen und verfaulendem Moos. Ich spürte ein Prickeln auf meinem Gesicht und ein Stechen auf meinen Handrücken. Saurer Regen ... fast so intensiv wie Batteriesäure.
    Ich balancierte auf der rostigen Dachrinne entlang, immer bemüht, nicht nach unten zu sehen auf die nasse, schmierige Veranda gut zwanzig Meter unter mir. Schließlich hatte ich die Feuerleiter erreicht und umschloss den verrosteten Handlauf. An einigen Stellen war sie völlig zerfressen, und im unteren Drittel fehlten sechs oder sieben Sprossen. Aber wenn Danny und Brown Jenkin den Weg nach unten geschafft hatten, dann würde es auch mir gelingen.
    In der Ruine, die einmal die Kapelle gewesen war, zuckten unirdische Lichter, und ich konnte den tiefen monotonen Gesang der Alten hören. Noch ein weiterer Gesang war zu vernehmen, der sich am anderen Ende des Klangspektrums bewegte: ein hoher, fast schon nicht mehr hörbarer Ton.
    Ich sah, wie Brown Jenkin Danny über den Friedhof hinter sich herzog, auf dem das Unkraut abgestorben war, und dann zerrte er ihn durch die halb in sich zusammengefallenen Türflügel. Danny versuchte, sich loszureißen.
    »O Gott im Himmel, pass auf mich auf«, sagte ich, obwohl ich nicht sicher war, dass es 2049 noch einen Gott gab - wenn es ihn überhaupt jemals gegeben hatte.
    Vorsichtig wandte ich mich ab und begann, nach unten zu klettern. Ein oder zwei Mal sah ich hinunter, um festzustellen, ob die Sprossen mein Gewicht hielten. Jedes Mal war der Garten Schwindel erregend weit entfernt. Ich hatte fast die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte.
    »David! David! Warten Sie auf mich!«
    Ich sah nach oben und musste wegen des Regens blinzeln. Detective Sergeant Miller hatte sich über die Brüstung gebeugt und winkte mir zu; seine blonden Haare waren so nass, dass sie am Kopf klebten, seine Brillengläser beschlagen, sein Gesicht noch rötlicher als üblich. Sein Gesicht war das einzig Lebendige in dieser gelblich grauen Landschaft.
    »Sie haben Danny zur Kapelle gebracht«, rief ich ihm zu.
    Er begann, mir nachzuklettern. »Ich habe den Garten nach ihm abgesucht«, keuchte er. »Natürlich haben wir nichts gefunden. In dem Moment wurde mir klar, was es mit
    Fortyfoot House auf sich hat. Verschiedene Zeiten! Verschiedene Gärten! Natürlich konnte ich den Holzköpfen nicht sagen, wohin ich gehen wollte. Sie hätten mir kein Wort geglaubt.«
    »Machen Sie langsam«, rief ich. Er stieg mit solchem Eifer die Leiter hinunter, dass sie zu wackeln begann und einige Verankerungen in der Hauswand bedenklich knirschten. Wir wollten nicht nur sicher nach unten kommen, wir wollten auch wieder nach oben klettern können.
    Schließlich hatte ich die unterste Sprosse erreicht und sprang das letzte Stück auf die Veranda hinab. Miller folgte mir fast auf dem Fuß, musste aber die Hände zu Hilfe nehmen, um sich abzustützen. Er wischte den grauen Schleim von seinen Fingern und schnupperte misstrauisch. »Was ist denn das?«, wunderte er sich. »Alles ist davon überzogen, sieht aus wie eine Mischung aus Quallen und Leichen.«
    »Wahrscheinlich ist es das auch«, erwiderte ich.
    Wir eilten durch den Garten in Richtung Bach. Von der Sonnenuhr war nur noch ein Stumpf übrig, der an einen verfaulten, zerfallenen Zahn erinnerte. Auf der rutschigen toten Vegetation glitten wir immer wieder aus, während die schwefelhaltige Luft unsere Lungen so sehr reizte, dass wir fast unaufhörlich husten mussten.
    Es floss noch

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